Weltverträglicher Handel und Weltverträglichkeit

Gesellschaft

In seinem Vortrag stellt Gerald Hofegger das von seiner Frau Martina und ihm entwickelte Konzept eines „neuen, weltverträglichen Handels“ vor.

Die Basis ihrer Überlegungen bilden ihre Lebenserfahrungen. Vor zwei Jahren beginnend wurden diese dann Schritt für Schritt zu Papier gebracht.

„Das rechte Maß ist die höchste aller Tugenden“ gilt dabei als Grundlage, ein Zitat von Hildegard von Bingen. Die globale Weltwirtschaft agiert wie ein Krake ohne das rechte Maß zu berücksichtigen.

Anhand von Beispielen zeigt Hofegger die Richtigkeit seiner These:

Die Stahlindustrie etwa war ursprünglich dort beheimatet, wo die nötigen Erze aus dem Boden geschürft werden konnten. Durch die Möglichkeit des Transports von schweren Gütern wurden diese dann in der Gegend von Kohlevorkommen angesiedelt. Das war durchaus weltverträglich. Heute werden sowohl Erze als auch Kohle über weite Strecken transportiert, was kontraproduktiv ist.

Auch haben beispielsweise Brunnenbauten in Afrika zu einer guten Wasserversorgung für die Landwirtschaft der dortigen Bevölkerung geführt. Dann aber kamen Lastwagen mit Hilfslieferungen, die der Bevölkerung die Motivation genommen haben, weiter selbst anzubauen. Felder versandeten, Brunnen versiegten. Nach drei Jahren endeten die Hilfslieferungen und damit war der Hunger wieder zurück. So entstand Not durch Hilfe.

Auch Weine im Supermarkt geben ein beredtes Zeugnis vom Verlust des rechten Maßes. So sind Weine aus Kalifornien bei einem großen österreichischen Diskonter um die Hälfte billiger als jene aus dem Burgenland.

In einem Bericht von GLOBAL 2000 wird erläutert, dass jedes Smartphone die gleiche Energie verbraucht wie ein Kühlschrank; nicht das Gerät selbst, sondern das, was damit gemacht wird. Von einem guten Bekannten, der vom Fach ist, hat er dann Aufklärung dazu erhalten: Eine Nachricht über Social Media Kanäle wird immer über die ganze Welt verschickt, selbst wenn Sender und Empfänger Nachbarn sind. Daher ist das Versenden eines SMS, das über das lokale bzw. regionale Telefonnetz geht, tatsächlich kostengünstiger und braucht weniger Energie. Damit ist es zudem weltverträglicher.

Das Konzept des „neuen bzw. weltverträglichen Handels“ hat das rechte Maß als Grundlage und bringt Weltverträglichkeit hervor. Diese ist dann gegeben, wenn „alle Spielarten der Natur und des Menschseins erfüllt sind und kein Schaden entstanden ist“.

Zur Umsetzung braucht es nicht nur bloß Anpassungen des Gegebenen sondern eine Neuorientierung in der Gesellschaft. Die aktuelle Bewertungsschiene ist Geld, das den höchsten Wert hat. Hofegger hat daher eine zweite Bewertungsschiene eingeführt, den Energiewert. Dieser stellt „die Summe aller Energieaufwendungen dar, die notwendig sind, damit eine Ware oder eine Dienstleitung gekauft bzw. in Anspruch genommen werden kann.“ Berücksichtigt wird auch der Lebenszyklus der Ware oder Dienstleistung.

Die Ermittlung des Energiewerts muss durch fachkompetente Menschen stattfinden und in ein genormtes Verfahren gebracht werden. Als Größe wird eine bekannte Maßeinheit, nämlich die Kilowattstunde genommen. Waren und Dienstleistungen werden damit gekennzeichnet und somit vergleichbar. Dieser Wert wird dann neben dem Geldwert zur Entscheidungsgrundlage für Händler und Konsumenten. Weltverträglichkeit wird dadurch überprüfbar.

Grundsätzlich sollte zuerst die eigene Umgebung für Produkte und Dienstleistungen bevorzugt werden, danach Lokales, Nationales, Internationales und erst zuletzt Globales. Lange Transportwege werden auf diese Weise ersichtlich, weil das Produkt dann einen hohen Energiewert hat.

Erst in einem weiteren Schritt sollte ein Zusammenhang zwischen Energiewert und Preis hergestellt werden. Damit würden jene Produkte teurer, die einen hohen Energiewert haben und jene mit niedrigem Energiewert billiger.

Hofegger stellt abschließend den von ihm kreierten Plan für eine „phasenweise Einführung der neuen Handelsordnung“ vor, gibt konkrete Beispiele für Wirksamkeit seiner Überlegungen und erläutert noch den Begriff „Energie“.

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