Weltoffen, couragiert und im Hohen Haus – Dr. Irmgard Griss

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Politik

Gespräche mit Politikerinnen und Politikern entwickeln oftmals die Dynamik eines Zirkusaktes, in dem die interviewende Person sich mit aller Kraft bemühen muss, das Sendungsbewusstsein des Gegenübers soweit unter Kontrolle zu halten, dass zumindest die eine oder andere Frage im Interesse des Publikums authentisch beantwortet wird. Damit Inhalte über das Aneinanderreihen von Schlagworten hinaus in relativer Tiefe dargelegt und diskutiert werden können. Manche Persönlichkeiten lassen das partout nicht zu, stürmen mit der eingedrillten Botschaft voran und hinterlassen die Beteiligten frustriert und ermattet. Kein Wunder, dass die Klasse der Berufspolitiker immer unbeliebter wird und zunehmend durch, zumindest manchmal rhetorisch unterhaltsame, Quereinsteiger bis hin zu Charakteren aus dem Showbusiness ersetzt wird.

Doch es gibt Ausnahmen. Irmgard Griss ist so eine. Man mag und muss natürlich nicht mit den Inhalten ihres Programms konform gehen, aber auf der schlicht menschlichen Ebene kann man ihr wohl eine solide Integrität, freundliche Bescheidenheit und vor allem auch zielgerichtete Energie kaum absprechen. Ihre Vita erzählt von Fleiß und Standhaftigkeit, einer gesunden Neugier und tiefem Interesse an der Gesellschaft, und da im Besonderen am Recht, das ja das Fundament der menschlichen Zivilisation bildet. Vom oststeirischen Bauernhof kommend, von ganz unten bis nach oben durch das Schulsystem, via Paris und Harvard, an die Spitze der österreichischen Gerichtshöfe bis hin zur Causa Hypo und dem subsequenten Eintritt in die aktive Politik waren und sind es gewisse unverrückbare Grundsätze, die Irmgard Griss begleiten.

Das Interesse an der Politik war ihr offensichtlich in die Wiege gelegt: Der Vater war im Gemeinderat, und es wurde in der Familie grundsätzlich viel über Politik gesprochen. Aber die „Freunderlwirtschaft“ hat sie abgestoßen – die Vorteile einer Parteizugehörigkeit zu nutzen, um Arbeit oder Wohnung zu bekommen, war ihr zuwider. Und so ist ihre Leidenschaft zum Recht entbrannt. Unabhängigkeit ist ihr Credo. Das wird mit sympathischer und notwendiger Sturheit verteidigt.

In der Pension erreicht sie dann der „Ruf des Volkes“, in einem der erschütterndsten (und teuersten) Bank- und Politikskandale der Zweiten Republik die Zusammenhänge und Verantwortungen aufzudecken. Ihr Gatte rät ihr davon ab, in dieses politische Minenfeld einzusteigen und dabei ihren Ruf zu riskieren, aber sie konnte nicht widerstehen:

„Das Mindeste, was wir als Bürger verlangen können, ist zu erfahren, wie es dazu gekommen ist …“, sagt sie, und: „… wenn man’s nicht versucht, hat man schon verloren!“

Der Rest ist ein Stück österreichischer Geschichte, inklusive ihrer für einen Moment nach einer Sensation schmeckenden Kandidatur zum höchsten Amt im Staate, und dem, was daraus geworden ist: Parteien-Machtspiele und Medienschlacht inklusive.

Die Leidenschaft für die Politik ist geblieben, die Themen für die Arbeit im Hohen Haus ausgearbeitet und klar definiert. Beginnend mit dem Verhaltenskodex für Parlamentarier, der zu stärkenden direkten Demokratie, einer verständlichen Darstellung und Auslegung des Rechts, Bildung für alle, dem Rollenverständnis der Frauen und, stark in den Mittelpunkt gerückt: die nachhaltige Entwicklung, um das Überleben zukünftiger Generationen zu ermöglichen.

Über all das und mehr spricht sie in einem entspannten, ausführlichen Interview, in dem ein wesentlicher Grundsatz ganz deutlich wird: „Selbstbestimmung und Eigenverantwortung – ich werde nicht gelebt, ich lebe!“

Und hier geht es zum vollständigen Video:

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Titelbild-Griss-Stipsits Titelbild-Griss-Stipsits Idealism Prevails CC BY-SA 4.0
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