„Wehe wenn sie losgelassen!“ – Psychologie der Masse und ihrer Bewegung
Massenpsychologie und Massenbewegungen sind was ganz Eigenes. Damit sind aber nicht Menschenansammlungen in Stadien gemeint, obwohl auch dort diese Prinzipien im Kleinen gelten. Nein ich meine wirklich große Menschheitsteile, so etwas wie Reiche, Völker, Nationen, „Rassen“ und Geschlechter. Es gibt Dinge, die werden einem klar, wenn man versucht Sachen sehr abstrakt, sozusagen aus der Vogelperspektive anzuschauen. So abstrakt ist natürlich auch dieser Beitrag. Den Bezug zu bilden zu vergangenen und aktuellen Abläufen, überlasse ich dem geschätzten Leser. Auch das Urteil, ob das nur hochgradiger Blödsinn ist.
Solche – ich nenn sie mal – geschichtlichen Massen entstehen, sobald man das Hauptaugenmerk auf ein Merkmal (z.B: ein Geburtsmerkmal) legt, eine exzessive Beschäftigung damit erfolgt. Sobald sich Leute dann in großen Mengen nur noch über dieses Merkmal eine Identität geben, wird die Masse geformt. Ebenso kann eine Masse erzeugt werden, die als Projektion eines Feindbildes dient. Dazu wird eine andere Gruppe über ein möglichst gegensätzliches Merkmal (oder ein Merkmalsset) identifiziert und über dieses angesprochen. Damit sich sowohl die eigendefinierte als auch die fremddefinierte Masse als solche versteht, sind generalisierende und pauschale Zuschreibungen von Eigenschaften notwendig. Positive für die eine, möglichst negative für die andere. Diese pauschalen Zuschreibungen funktionieren aber nur, wenn die vernunftbetonte Analyse dieser verhindert wird. Am einfachsten wird dies erreicht, wenn man sich gesellschaftlicher Verdrängungsmechanismen, die gewünscht und gewollt sind, bedient (Kriegsschuld, Mittäterschaft, eigene Vergangenheit). Andere Merkmale oder Einflüsse dürfen keine Rolle mehr spielen. Zusätzlich sind Abgrenzung und exklusive Zusammenkünfte notwendig, wo man die Angehörigen der anderen Masse fernhält (Members-Only, „Nur für …“). Das entstehende Gruppengefühl ist durch ein ständiges und wachsendes Bedrohungsgefühl, bei dem suggeriert wird, dass es von der anderen Masse ausgeht, verstärkbar und mündet in einer Beweglichmachung der Masse. Dann kann die Masse als Ganzes angesprochen werden und reagiert kollektiv.
Die Bewegung einer solchen Masse ist aber nur dann durchführbar, wenn ein Ziel definiert wird, das von allen gleichermaßen verstanden und akzeptiert wird. Ansonsten werden nur kleinere Teilmassen mobil. Die Bewegung ist nicht als physische, tatsächliche zu verstehen, sondern es handelt sich hier um Massengefühle. Diese können sich dann in spontanen gleichartigen Aktionen von vielen der Angehörigen dieser Masse entladen.
Das Massengefühl wird immer dort wirksam, wo die emotionelle Seite angesprochen wird. Sobald ein Teilaspekt der Grundstimmung erwischt wird, erfolgt die erste Gleichschaltung. Wird diese Grundstimmung zuvor durch Verbreitungsmittel und ein starkes Bedrohungsszenario vorbereitet, dann kann eine Bewegung der Masse wie auf Kommando abgerufen werden. Es benötigt dazu meist nur eines im Vergleich zur Masse sehr kleinen Auslösers, der als Trigger brauchbar ist. Die „Flammbarkeit“ der Menge ist abhängig davon wie sehr sie bereits aufgeheizt ist. Ist die Masse einmal in Bewegung geraten, kann sie nur noch sehr schwer gesteuert werden. Jede zu große Ablenkung, jeder aufkommende Zweifel am Ziel, der sich auf sehr viele Angehörige der Masse ausbreitet, lässt sie wieder stoppen. Ebenso ist die Bewegung zu Ende, wenn die Zielbotschaft die gesamte Masse einmal durchlaufen hat. Die Masse kühlt ab und beruhigt sich wieder. Wie weit diese Abkühlung geht, ist wieder abhängig vom Grad der Aufheizung. Dies kann auch nur ein kurzes Einbremsen sein, das beim nächsten Anlass wieder in Movement übergeht. Während der heißen Phase aber kann die Masse zu sehr vielem gebracht werden, das die Einzelpersonen nicht machen würden, da es ihren Grundwerten oder Prinzipien widerspricht. Sobald die Abkühlung eintritt, muss die andere Masse ins Spiel gebracht werden und durch die Schuldzuweisung und Beschämungsstrategie kann die während der Bewegung gewonnene Gleichschaltung weiter verstärkt werden. Erst dann kann eine weitere Bewegung erfolgen.
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Blog – Psychologie der Masse-YOUTUBE | Wolfgang Müller | CC BY-SA 4.0 |