Wege aus der Alternativlosigkeit

Gesellschaft

Diese Online-Diskussionsrunde des BSA Döbling beschäftigt sich mit den Möglichkeiten kreativer Politikgestaltung inmitten multipler Krisen. Unter der Leitung von Matthias Vavra diskutieren die Politologin Dr. Ina-Maria Maahs, der Schauspieler und Kabarettist Hosea Ratschiller und der Soziologe Univ.-Prof. Dr. Philipp Staab.

Es reicht nicht, über Dinge nur zu sprechen bzw nur darüber zu sprechen, was alles nicht geht – man müsse endlich ins Handeln kommen, fordert Ina-Maria Maahs. Auch in Zeiten von Sachzwängen und anstehenden Wahlen müsse man Alternativen zu bestehenden Strukturen erforschen, um endlich wirksame Verbesserungen zu erreichen. Politik und Gesellschaft müssen endlich die Frage diskutieren, wie das künftige Zusammenleben aussehen soll.

Man dürfe Alternativen nicht immer als Antagonismen sehen, plädiert Hosea Ratschiller. Es sei kein Zufall, dass autoritäre Populismen „das System“ als Gegner auserkoren haben. Die Gesellschaft müsse sich auf die wichtigen Zusammenhänge und auf das Gegenüber konzentrieren und darf sich nicht auseinanderdividieren lassen.

Das Leitmotiv der Moderne war der Fortschritt, so Philipp Staab: die Perfektionierung gesellschaftlicher Verhältnisse und die Demokratisierung der Gesellschaft standen im Mittelpunkt des Handelns. Seit einigen Jahren befinden wir uns in einer Zeit multipler Krisen, die wohl einen Umbruch dahingehend eingeleitet hat, dass die Politik vor allem reaktiv auf Ereignisse reagieren muss, und dass die Gesellschaft sich wieder basalen Fragen – zB ihren eigenen Zusammenhalt betreffend – stellen muss. Das Fortschrittsmotiv wird sukzessive durch das Motiv der langfristigen, situativen Anpassung ersetzt. Dies erkennt man auch an den neuen Begriffen, die generiert und verwendet werden. Aus Sicht der Forschung erkennt Staab den zunehmenden Wunsch nach einer Technokratisierung politischer Entscheidungen – man solle auf Experten hören. Diese ist naturgemäß verbunden mit dem Ende der flächendeckenden Demokratisierung der Gesellschaft: Wissenschaft erhält einen höheren Stellenwert als demokratische Prozesse. Mit dieser Art von politischer Sehnsucht müsse man eine Umgangsform finden, zB indem man die Menschen wieder vermehrt in den politischen Prozess zurückholt, von dem sie sich aus unterschiedlichen Gründen entfernt haben. Denn eine technokratische Gesellschaft kann aus Staabs Sicht nicht die Lösung sein.

Welcher ökonomischen und gesellschaftlichen Umstände es für die Menschen bedarf, um der Wissenschaft folgen zu können, warum die abnehmende Kreativität ein Problem für die Gesellschaft werden wird, wie man der Sehnsucht nach einfachen Lösungen entgegenwirken kann, warum die ökologische Frage die Generationen spaltet und warum die Stärke von Demokratie nicht ist, Entscheidungen zu treffen, sondern Veränderungen anzustoßen sind weitere Themen dieser Diskussion.

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