Warum keine Freiheit für alle Lebewesen?

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Meinung

Seit jeher beschäftigt den Menschen das Thema Freiheit auf die eine oder andere Weise – sei es, frei zu sein von Sklaverei, von politischer Herrschaft, von Knechtschaft oder von sozialer Unterdrückung und wirtschaftlichen Missständen. Dann begann der Mensch, sowohl nach der Freiheit der Gedanken, der Meinung, des Wahlrechts und der Berufswahl zu streben, als auch nach der Freiheit, eine bestimmte Religion auszuüben oder ganz einfach frei von Angst zu sein. Wenn wir uns etwas Zeit nehmen und darüber nachdenken, so erkennen wir, dass die Menschen in jedem erdenklichen Bereich des Lebens um ihre Freiheit kämpften.

Heute wiederum ist es wichtig, frei von Sorgen und Ängsten zu sein. Es herrscht das Argument, dass Freiheit eigentlich eine Geisteshaltung sei und nicht etwas, das außerhalb unserer Existenz erreicht werden könne. Und Freiheitsentzug scheint dem Menschen die allerschlimmste Strafe zu sein.

Sollten also nicht die Menschen, die sich ständig den Kopf um ihren eigenen Freiheitsstatus zerbrechen, auch danach streben, die Freiheit wertzuschätzen und zu begreifen, dass auch andere Lebewesen Freiheit brauchen? Dies scheint eigentlich einleuchtend, passiert aber in Wirklichkeit selten. Als die Menschen sich nämlich immer mehr ihres Rechts auf Freiheit in den diversen Bereichen ihres Lebens bewusst wurden und dieses zu genießen begannen, entfremdeten sie sich zunehmend von dem fundamentalen Verständnis, dass Freiheit nicht nur ein unabdingbares Recht der Menschen, sondern auch das Recht der Tiere sein sollte.

Ist nicht der Wunsch der Menschen, Tiere als Haustiere zu halten, und auch der Hunger nach dem Entertainment, Tiere im Zoo anzuschauen, eine regelrechte Offenbarung an Heuchelei? Ich bin besonders kritisch gegenüber jenen, denen es komplett an Sensibilität fehlt und die vergessen, wie sich bestimmte Tiere fühlen müssen, sperrt man sie in den vier Wänden seines Zuhauses ein.

Vögel beispielsweise sind seit jeher das Symbol von Freiheit. Sie fliegen, wohin sie wollen, und müssen dabei keine nationalen Grenzen beachten. Sie fliegen hoch in den Himmel und kommen zu den entlegensten Winkeln der Welt. Man möchte meinen, dass Vögel die freiesten aller Tiere seien und sich echter Freiheit erfreuen könnten. Und es ist auch nicht verwunderlich, dass Menschen den Vögeln liebend gerne dabei zusehen, wie sie in den Lüften mit dem Wind tanzen. Aber paradoxerweise sperren Menschen – die am meisten Freiheit verlangen und danach streben – Vögel ein und stellen sie bei sich zu Hause zur Schau. Die meisten dieser Menschen, die gerne Vögel als Haustiere halten, argumentieren schließlich, dass sie Vögel doch lieben würden, ihre Gesellschaft mögen und freundlich zu ihnen seien. Aber ich habe absolut kein Verständnis für diese Art von Liebe, die nämlich bedeutet, seinem „Liebesobjekt“ die Freiheit zu verweigern.

Es gab eine Zeit, da bekrittelte und verabscheute ich die Menschen, die die Vögel verkaufen; ich ging davon aus, dass sie es seien, die auf der falschen Seite stünden. Sie fangen und verkaufen Vögel für Geld. Auf diesem Standpunkt verharrte ich, bis ich eines Tages einen Markt in der Nähe meines Universitätsgeländes besuchte. Der Markt befand sich in Katwaria Sarai, einem Vorort in Süd-Delhi. Ich war dort gemeinsam mit einer Freundin, denn sie wusste, dass ich Vögel liebe. Also nahm sie mich mit zu diesem Markt und wollte mich überraschen: Es war ein Vogelmarkt.

Dort gab es viele schöne und farbenprächtige Vögel, alle in kleinen Käfigen eingesperrt: Papageie, Ringelsittiche, diverse Taubenarten, Java-Finken, Wellensittiche, Kakadus und viele andere exotische Vögel, die ich ich nun zum ersten Mal in meinem Leben sah. Ich war sehr verblüfft. Aber nicht auf erfreuliche Weise, sondern vielmehr war ich schockiert über die Erkenntnis, dass die Nachfrage nach Vögeln als Haustiere derart groß ist. Es gab viele Kunden, die mit den Verkäufern um die schönen Vögel feilschten. Einer der Verkäufer sagte mir, dass die Nachfrage nach exotischen Vögeln in Delhi steige und die Leute sogar aus anderen Städten anreisen, nur um sie zu erwerben. Ich war wirklich erstaunt, dass die Menschen so eifrig und enthusiastisch danach trachten, so schöne Vögel in den eigenen vier Wänden zu halten – in einem Käfig. Ich habe mich gefragt, ob diese Leute denn vergessen haben, dass diese Vögel eigentlich artgerecht in die Wildnis gehören?

Zunächst einmal war die Art und Weise der Haltung der Vögel in den Läden wirklich erschreckend. Sie wurden in kleine Drahtkäfige ohne Bodenbelag gestopft und an den Straßenrändern nahe dem starken Straßenverkehr platziert. Die Auspuffgase schienen ihnen aber gar nicht zu gefallen. An diesem Tag wurde mir bewusst, dass Vögel gar nicht frei sind. Und dass es keine Garantie mehr für ihre Freiheit gibt, da die Menschen sie für Geld kaufen. Der seltsame Liebesanspruch der Käufer scheint alle Mittel zu heiligen. Ich war an diesem Tag sehr enttäuscht. Als ich heimkam, setzte ich mich mit einigen Tierschützern in Verbindung. Doch es war sehr naiv von mir, zu denken, dass die Tierschutzaktivisten diese Vögel, die ich in einem absolut schlechten Zustand vorfand, befreien könnten.

Nach meinem Gespräch mit den Aktivisten wurde mir klar, dass dieses Thema im Endeffekt ein sehr komplexes und dubioses ist. Es entmutigte und schockierte mich, nun endgültig zu wissen, dass die Vögel auf grausamem Wege unter entsetzlichen Bedingungen nach Indien geschmuggelt werden: Die Vögel werden in Flaschen, PVC-Rohre, Socken, Schuhe und kleine Kisten gestopft und ersticken oft dabei. Ihre Schnäbel werden mit Klebebändern zugeklebt, und sie sind tagelang ohne Nahrung und Wasser. Die Schmuggler fangen Hunderte von Vögeln und schmuggeln sie über die vereinzelt offenen Grenzen in die verschiedenen Länder. Die meisten Vögel sterben dabei, doch die Überlebenden decken die Kosten. Die Händler injizieren ihnen oft Chemikalien und Hormone, um ihre Fortpflanzungszyklen zu beschleunigen. Diese Behandlung und das Einsperren führt bei den Vögeln oft zu Depressionen.

Am allermeisten erschütterte es mich, dass die meisten Käufer sich dieser Art des Schmuggelns bewusst sind. Und doch kaufen sie die Vögel und fördern damit den Schmuggel und die damit einhergehenden Misshandlungen der Tiere. Es ist nämlich die Nachfrage nach den Vögeln als Haustiere, die dazu führt, dass der Vorgelschmuggel weltweit so zunimmt.

Ich scheue mich nicht davor, anzumerken, dass es sich bei der „zärtlichen Gnade“ – die die Menschen den Tieren entgegenzubringen glauben, indem sie sie in den eigenen vier Wänden ihres Hauses einsperren – um nichts anderes als böse Grausamkeit handelt. Die Besitzer mögen wohl freundlich sein, aber es sei hier auf das Elend der Vögel hingewiesen, die in einem Drahtkäfig, der an einem Nagel in der Wand hängt, dahinvegetieren müssen.

Übersetzung Englisch-Deutsch: Anna Dichen

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