Von genderneutralen Spielplätzen, Ampelweibchen und sehr viel Geld
Es ist allgegenwärtig und niemand kann sich ihm entziehen, es nervt und verschlingt Unsummen an Steuergeld: Das Gender-Mainstreaming. Politik, Sprache, Toiletten und Kinderspielplätze, nichts ist vor dem Einfluss dieser Ideologie sicher; dabei kann niemand so recht sagen, was Gender-Mainstreaming genau ist. Sicher ist aber: Wir brauchen es. Zumindest die diversen Beauftragten, Genderkontrolleure und sonstige Nutznießer einer wohlgeschmierten Gelddruckmaschine, so die Quintessenz aus Birgit Kelles Buch „GenderGaga: Wie eine absurde Ideologie unseren Alltag erobern will“
Wussten Sie, dass es neben Mann und Frau noch weitere 4.000 Geschlechtervariationen gibt und diese sogar wissenschaftlich anerkannt sind? Nein? Ich auch nicht. Wo Derartiges erforscht wurde, ist auch bei intensiver Recherche nicht zu eruieren, aber eine Lucie Veith, Vorsitzende des Vereins Intersexuelle Menschen e.V. behauptet es halt und wird dafür von der religiösen Vereinigung der Gender-Gläubigen gefeiert. Dieser und anderen Absurditäten geht Birgit Kelle in ihrem Buch auf den Grund und fördert Erstaunliches zutage.
Eine Theorie voller Widersprüche
Ihrer Argumentation stellt Kelle die These voran, dass Gender-Mainstreaming lediglich konstruierte Probleme behandelt und Theorie und Praxis in einem eklatanten Widerspruch stehen: Gender-Mainstreaming geht davon aus, dass man sich sein Geschlecht aussuchen und dabei aus bis zu 4.000 Varianten wählen kann, wobei die Biologie gänzlich auszublenden ist. Trotzdem fordern Politikerinnen eine mindestens 50 Prozent Frauenquote. Es wird zwar von Gleichberechtigung gesprochen, allerdings setzen sich Gleichstellungsbeauftragte lediglich für Anliegen von Frauen ein.
Auch vor der Sprache macht das Gender-Mainstreaming nicht Halt. Vertreter des Gender-Religion fordern zum Beispiel, dass „Mutter“ und „Vater“ aus offiziellen Dokumenten verschwinden sollen, weil es sich um diskriminierende Bezeichnungen handle. Dass Kinder in Beziehung zu einer Mutter und einem Vater stehen, ist nicht mehr zeitgemäß, daher müssen neue Begriffe her. Schließlich könnten sich die Beziehungen der Eltern auf verschiedenste Weisen ändern, weshalb in der Schweiz bereits die Wortschöpfungen „Elter 1“ und „Elter 2“ in öffentlichen Dokumenten verwendet werden. Die Forderung nach „Elter 3“ und „Elter 4“ ist da naheliegend, falls noch andere Parteien – der Reproduktionsmedizin sei Dank – an der Zeugung des Kindes beteiligt waren.
Wie sollen eigentlich die verschiedenen „sozialen Geschlechter“ sprachlichen Ausdruck finden? An der Berliner Humboldt-Universität hat man sich der Sache angenommen und eine Broschüre zum „Antidiskriminierenden Sprachhandeln“ veröffentlicht, die den Leser zur Kreativität ermuntert: „Wahllos verteilte Unterstriche, Sternchen, @-Zeichen oder Xe und As. … Alles kann, nichts muss – da ist es wieder, jetzt auch in der Sprache. Also Bäcka, Bäcker_Innen, Bäcker, Bä_ckerin, Bäckx.“ Das Aussprechen derartiger orthografischer Ungetüme „empfehle ich allerdings nur auf eigene Gefahr oder mit ärztlicher Begleitung“, so Kelle. Und da in grammatikalischer Hinsicht einwandfreies Deutsch mancherorts für gute Noten nicht mehr ausreiche, gelte für Grundschüler entsprechend: „Diktat leicht gemacht, ‚lieba Lehra‘!“
Kelle führt in ihrem Buch aberwitzig viele derartiger Beispiele an und häufig weiß man nicht, ob man das überhaupt noch lustig finden kann.
Angesichts der neuen Geschlechtervielfalt macht aber eine Sache besonders stutzig: Die verschiedenen „sozialen Geschlechter“ lassen sich nur „definieren“, wenn man die Begriffe „Mann“ und „Frau“, die „biologischen Geschlechter“ also, zu Hilfe nimmt. Eine „Butch“ etwa ist „eine Lesbe, also eine Frau, die burschikos auftritt und dies über Haarschnitt und Kleidung optisch perfektioniert“ – sich somit betont männlich gibt. Darüber hinaus wird klar, dass sich die „sozialen Geschlechter“ prinzipiell mit „sexueller Orientierung“ gleichsetzen lassen: „Am Schluss bleiben auf den Geschlechterlisten also im Wesentlichen biologisch eindeutige Frauen und Männer übrig, deren sexuelles Begehren aber in verschiedene Richtungen ausschlägt.“
Kein Witz, sondern bitterer Ernst
Ist nun die Gender-Ideologie ein einziger großer Witz? Leider nicht, denn
„Toleranz war gestern! Es reicht den Gender-Aktivisten nicht, dass wir still hinnehmen, dulden, also ‚tolerieren‘, dass manche anders sind oder sein wollen – nein, unsere Kinder müssen die Seite wechseln, gut finden, das Konzept der sexuellen Vielfalt ‚akzeptieren‘. Also Gesinnungsunterricht par excellence. Und zwar nicht nur im Sexualkundeunterricht, sondern fächerübergreifend.“
Und darum gibt es gender-gerecht aufbereitete Unterrichtsmaterialien, aus denen Birgit Kelle zitiert. Sie sind teilweise so haarsträubend, dass nicht einmal die Gender-Befürworter selbst sie als die ihren erkennen. Als Bernd Saur, Vorsitzender des Philologenverbandes, im Magazin „Focus“ feststellte, dass mit dem neuen „Bildungsplan“ solche Dinge wie „Dirty Talking, Oral– und Analverkehr und sonstige Sexualpraktiken inklusive Gruppensex-Konstellationen, Lieblingsstellung oder die wichtige Frage ‚Wie betreibt man einen Puff?‘ … in den Klassenzimmern diskutiert werden“ würden, empörte sich Sandra Boser, bei den Grünen für Bildung zuständig: „Was Bernd Saur von sich gibt, ist ekelhaft.“ Zweifellos. Aber Saur hatte lediglich gesagt, was gemäß grün-roter Bildungspolitik in die Schulen gehört. Dazu Kelle:
„Für ein Gespräch in der Öffentlichkeit fiel also das Urteil ‚ekelhaft‘, morgens in der Schule ist es aber ‚Bildung‘.“
Auf 182 Seiten zerpflückt Kelle in amüsanter Weise eine ans Religiöse grenzende Ideologie, die bar jeder Wissenschaftlichkeit Politik und Gesellschaft kontrollieren will und dabei auch nicht zimperlich in der Wahl ihrer Mittel ist. Das Buch macht teilweise fassungslos, dass eine derart inkonsistente, widersprüchliche und lächerliche Weltsicht derartigen Einfluss auf unsere Politik haben kann. Binnen-I und Gender-Sternchen sind dabei nur die kindischen Auswüchse dieser Pipi-Langstrumpf-Philosophie, an die wir uns mittlerweile leider schon gewöhnt haben.
Birgit Kelle: Die Publizistin und Bestsellerautorin ist Stammgast in Talkshows, wenn es um dir Themen Famile, Frauen und Feminismus geht. Sie versteht sich als Kämpferin für einen „neuen Feminismus“, der es Frauen erlaubt zugleich sexy und selbstständig zu sein. In ihrem Buch rechnet sie mit der „absurden Ideologie des Gender Mainsreaming“ ab, was sie 2015 an die Spitze der Amazon-Verkaufscharts in der Kategorie „Gesellschaftskritik“ brachte.
mehr auf: www.gendergaga.de
Credits
Image | Title | Autor | License |
---|---|---|---|
Birgit Kelle | Birgit Kelle | CC BY-SA 2.0 |
Leben ist fortwährender Wandel.
Ob zum „Guten“ oder „Schlechten“ darf jede/r selbst beurteilen.
Gleichzeitig bleibt das Wesentliche bestehen, kommen, verweilen, gehen.
repeat, until, forever(?)
Welch einfach-komplizierte Erfolgsstory aber auch 😉
für mich bedeutet die sprachpraxis der männlichen und weiblichen worte und deren jeweiliger kontext zweierlei:
– lebendige geschichte – wie kam es dazu, wie es heute ist.
– die festschreibung dieser gewachsenen struktur, die jedoch nicht immerwährend existieren muss – auch wenn wandel in diesen strukturen längerfristig über einen zeitraum von mehreren hundert jahren zu betrachten ist, ist gerade sprache ständig im wandel und ausdruck des jeweiligen zeitgeistes.
durch die unterdrückenden elemente in der sprache selbst bildet diese einen bestandteil des systems – nicht als der einzige faktor, aber doch als ein größerer bestandteil.
ich für mich habe meine eigene regel entdeckt, ich schreibe #genderfrei
Ich übe mich im Genderfreien. Ich suche mich also auch, zu wandeln.
Ich hatte mal einen zeichenökonomischen Ansatz bez. Gendern, damit für ein und alle mal a Ruh is, zumindest im Plural:
statt Ärzte und Ärztinnen –> Ärzt(inn)e/n –> Ärzten
N: die Ärzten
G: der Ärzten
D: den Ärzten
A: die Ärzten
Ich persönlich verwende meistens die Verlaufsform. Zwar ist die ursprünglich für eine andere Bedeutung verwendet wurden, aber erstens wandelst sich Sprache, sonst würden wir noch immer Thuer und Thor haben (Tür und Tor) und zweitens ist diese Form genderneutral und wurde mit „Studierenden“ in die deutsche Sprache hineingedrängt. Dies hat aber den Vorteil, dass jetzt 3 Formen zur Verfügung stehen. Die Studenten (männliche), die Studentinnen (weibliche) , die Studierenden (ohne Geschlechtsangabe)
Dies ist problemlos auf jede Tätigkeit ausweitbar. Sogar auf Journalisierende, Journalisten, Journalistinnen, Nur bei Begriffen wie Polizisten und anderen deren Stamm kieine Tätigkeit beschreibt, wird es schwierig. Bei Politker und Politkerinnen verwende ich oft Politkmachende. Das geht genauso bei Kunstmachenden (da ist auch Kunstschaffende schon vorhanden) usw.
Wo es gar nicht anders geht, nehme ich das & oder / zur Hilfe. Polizisten&innen, Kollegen&innen, aber nicht Leser&innen, weil da reicht Lesende, so wie die es sind, die dies gerade gelesen haben. 😉
Die Autofahrenden, die
ah, das finde ich sehr interessant!
Privat soll jeder reden und schreiben, wie ihm gefällt, die verkrampfte Genderei in der Politik und die verordneten Binnen-Is in der Verwaltung sind fagegen ein Ärgernis. Wortungetüme wie BürgerInnenversammlung, RaucherInnenzone (innen oder außen) und KundInnenparkplätze sind in ihrer Lächerlichkeit dafür fast schon wieder komisch. Sprache sollte der Kommunikation dienen und nicht der ideologischen Bürgererziehung. Dass zB an manchen Fachhochschulen ungegenderte Arbeiten nicht beurteilt werden, wäre ein Fall fürs Gericht, den sich allerdings kein Student antut, weil er einfach seine Prüfung hinter sich bringen will. Die Überideologisierung und die Hysterie, mit der in diesem Bereich argumentiert wird, ist absurd und eine Beleidigung des Verstandes. Dass für den Unsinn auch noch Abermillionen an Steuermitteln für nichts verbrannt werden, ist noch ein Nebenaspekt. Die Welt ist durch den Blödsinn nämlich kein bisschen besser geworden.