Unvergesslich: Wie alles begann
Als Kind war ich in Himachal Pradesh regelmäßig auf Sommerfrische, und schon damals übten die Berge und die Natur eine unheimliche Faszination auf mich aus.
Mein Studium zwang mich dazu, viel Zeit in Delhi zu verbringen – doch ich hörte sie immer wieder nach mir rufen: die Berge. In meiner Freizeit fertigte ich eine Aufgabenliste von Dingen an, welche ich noch erledigen wollte, bevor ich zu alt dafür bin. Sie ist ganz schön lang. Als dritten Punkt habe ich die Gipfelbesteigung des Mount Everest angegeben. Was mir bis dato aber nicht möglich war: Ein Unterfangen wie dieses ist extrem kostspielig, kommerzialisiert und touristisch.
Obendrein habe ich mir diese Unternehmung sowieso ganz anders vorgestellt. Aber ich habe es zumindest ins Everest Base Camp (EBC) geschafft. Darüber kann ich eigentlich auch nicht ganz glücklich sein, denn meine Erwartungshaltung war viel zu groß. Aber, was viel wichtiger ist: Meine Freunde und ich stießen auf eine andere Reisegruppe, die den selben Weg vor sich haben sollten. Einer meiner Freunde war Inder – nach achttägiger Reise tatsächlich das erste indische Gesicht. Und ich lernte auch die Abenteurerin Isabel kennen.
Dieses Mädchen namens Isabel war auf der ganzen Welt schon an vielen interessanten Orten gewesen. Auch nach Indien wollte sie, wobei sie sich diesbezüglich noch ein wenig unsicher war. Wir begannen, uns über besuchenswerte Orte in Indien und die Kulturenvielfalt im ganzen Land zu unterhalten. Mittendrin erwähnte sie die wunderschöne Stadt Ladakhi, auch bekannt als „kleines Tibet“, welche in der nördlichen Region von Jammu und Kashmir, auch Leh genannt, zu finden ist. Leh war einmal ein wichtiger Handelsposten für Händler aus ganz Zentralasien. Dieses schwierige und hochfrequente Handelsnetzwerk, welches China, Indien, Zentralasien und Europa miteinander verband, war als die Seidenstraße bekannt.
Die Seidenstraße bildete ein uraltes Handelsrouten-Netzwerk, das über Jahrhunderte hinweg den kulturellen Austausch unter den Regionen des asiatischen Kontinents sicherstellte und dabei gleichzeitig Ost- und Westchina mit dem Mittelmeer verband. Diese Straße spielt in Sachen Handel und kultureller Werteaustausch in den nördlichen und südlichen Gebieten Asiens weiterhin eine wichtige Rolle. Die Sicherheit der Händler auf ihren Handelsrouten lag den Chinesen so sehr am Herzen, dass sie extra die chinesische Mauer erweiterten, um sie weiterhin zu gewährleisten.
Neben Seide als Haupthandelsware gab es auch viele andere Güter, mit denen gehandelt wurde. Auch Krankheiten verbreiteten sich neben Religionen, Philosophien und allerlei Technologien entlang der Seidenstraße. Zusätzlich zum wirtschaftlichen Handel fand auch ein reger Kulturaustausch zwischen den vielen verschiedenen Zivilisationen statt. Es galt, steinige Gebirge und die Sanddünen von Karakorum (gebirgsnah), die frostigen Gletscher des Himalaya, den grünen, dichten Wald und unzählige, wilde Flüsse zu bewältigen. Heutzutage gibt es zwischen den Ländern viele unterschiedliche Formen des Handels und der Kommunikation, doch damals hatten die Menschen nur Pferde, Esel und auch Kamele zur Verfügung.
Es existieren nur noch wenige Spuren der Seidenstraße, und Teile davon wurden zu befahrbare Straßen gemacht, die heute auf der Leh-Manali-Autobahn zu finden sind.
Fortsetzung folgt …
Übersetzung Englisch-Deutsch: Andreas Haslauer