BSA-Diskussionsrunde: Transfornomics
In der BSA-Diskussionrunde wird ausgehend von den Publikationen „Postcoronomics“ und „Transfornomics“, die vom SPD-Wirtschaftsforum herausgegeben wurden, über neue Ideen für Markt, Staat und Unternehmen in einer politischen und ökonomischen Zeitenwende gesprochen.
Für den Austausch konnten vier der zahlreichen Autoren gewonnen werden, nämlich die Rechtsanwältin mit dem Schwerpunkt Arbeitsrecht Barbara Loth, die SPD-Politikerin und ehemalige Staatssekretärin in der Senatsverwaltung für Arbeit, Integration und Frauen des Landes Berlin ist, der Ökonom Univ.-Prof. für internationale Volkswirtschaftslehre Dr. Jens Südekum, der auch Mitglied im Wissenschaftlichen Beirat beim Bundesministerium für Wirtschaft und Klimaschutz (BMWK) ist, der Gesellschafter und Geschäftsführer der Consentec GmbH Dr.-Ing. Dipl.-Wirt. Ing. Christoph Maurer, Inhaber des Lehrstuhls für Elektrische Energiesysteme an der Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg sowie der Ökonom und Univ.-Prof. für Volkswirtschaftslehre Dr. Tom Krebs, Ph.D..
Sie liefern in den Publikationen und in ihren ersten Statements in der Diskussionsrunde Beiträge zu Bildung, Klimaschutz, Industrie und Wirtschaftspolitik.
Für Barbara Loth ist lebenslanges Lernen die Zukunft, Unternehmen müssen daher in die Weiterbildung ihrer Mitarbeitenden investieren. Arbeit ist stärker im Wandel denn je, die vielfältigen Krisen der Gegenwart, der demokratische Wandel und der Fachkräftemangel erfordern ein Umdenken und eine Umstrukturierung. Durch die zunehmende Digitalisierung fallen alte Arbeitsplätze weg, neue kommen dazu. Die Mitarbeitenden müssen auf neue Arbeitsweisen vorbereitet werden. Diese notwendigen Maßnahmen werden aber weder von Unternehmern noch von den Mitarbeitern richtig akzeptiert. Es braucht daher ein gesamtheitliches Konzept und zentrale Steuerung, d.h. eine Intensivierung der Zusammenarbeit der Unternehmen mit dem Staat, den Sozialverbänden und den Mitarbeitenden. Zuletzt hat der Rat der Arbeitswelt einen Bericht vorgelegt, der von ihr schon 2021 angedachte Schritte als notwendig erachtet.
Jens Südekum ortet den Bedarf an Strategien, wie sich Europa im internationalen Wettbewerb behaupten kann. Industriepolitik ist heute aktueller denn je, der Ukraine-Krieg, der Aufstieg Chinas und die Lieferkettenproblematik sind Beispiele für die Herausforderungen im Industriebereich der Gegenwart. Aus seiner Sicht ist eine Investitionsstrategie nötig. Die USA zeigen mit ihrem Inflation Reduction Act wie es geht. Grüne Industriemodelle werden durch massive Investitionen des Staates gefördert. Für diese Industriezweige besteht die Gefahr, dass sie aus Europa abwandern. Eine protektionistische Abwehrschlacht ist keine Lösung. Zukunftstechnologien wie Wasserstoff, Elektromobilität, Halbleiterproduktion und Batteriefertigung sind Felder für zukünftige Profite, Wertschöpfung sowie Arbeitsplätze. Und das kostet Geld.
Für Tom Krebs findet aktuell eine Beschleunigung der Transformationsprozesse statt, der Inflation Reduction Act der USA hat einerseits eine geopolitische Komponente, auch als Reaktion auf Chinas Aufstieg, andererseits aber trägt er massiv zur Neujustierung der Klima- und Wirtschaftspolitik bei. Die in Europa vorherrschende CO2-Bepreisung zur Klimarettung ist eine Strafmaßnahme, die Unterstützung von Unternehmen im Transformationsprozess wie in den USA eine Maßnahme, die Anreize schafft. Diese sollte als Vorbild für Europa gelten, wie wohl die EU eine eigene Version finden muss. Wichtig ist auch eine „Gute-Arbeit-Politik“, d.h., dass Investitionsförderungen an die Lohnhöhe gekoppelt sind. In Deutschland tut man sich schwer, weil Ökonomen, die erheblichen Einfluss haben, nicht an die Lösung mit Hilfe von Subventionen glauben.
Christoph Maurer ist für eine gemeinsame europäische Antwort auf die Energiepreiskrise. Gegenwärtig existieren in den einzelnen Staaten unterschiedlichste Mechanismen, durch diese individuellen Lösungen besteht die Gefahr, dass der Energiemarkt zerstört wird. Der Energiebinnenmarkt aber ist ein probates Mittel, um die Versorgungssicherheit zu gewährleisten. Eine Nutzerfinanzierung im erneuerbaren Energiebereich, vor allem beim Wasserstoff, lässt sich hier nicht von Anfang an bewerkstelligen, es braucht daher vorerst einen staatlichen Zwischenfinanzierungsmechanismus.
In der weiteren Diskussion werden diese Eingangsstatements noch wesentlich vertieft.
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BSA – Transfornomics-YOUTUBE-IPHP | Wolfgang Müller | CC BY SA 4.0 |