Tôi yêu Việt Nam!
Pascal Secondary School liegt rund 30 Autominuten vom Volunteerhaus entfernt, auf der anderen Seite des Red River nahe des Flughafens. Insgesamt hat die Schule 9 Klassen mit 229 Schülern zwischen 11 und 15 Jahren. Die Kinder sind auch außerhalb des Schulgeländes leicht an ihrer netten weiß-blauen Schuluniform mit rotem Halstuch zu erkennen.
Ich unterrichte dort gemeinsam mit einer Schwedin. Jeden Tag in der Früh holt uns der Schuldirektor ab und bringt uns auch abends wieder zurück. Diese persönliche Einsatzbereitschaft zeigt sehr gut, wie gut die Gemeinschaft der „Pascal Family“, wie sich SchülerInnen und LehrerInnen der Schule immer wieder selbst nennen, funktioniert.
Ende Mai endet das Schuljahr und daher wohne ich auch der Prüfungswoche bei. Die Kinder sind verständlicherweise nach einem langen Schuljahr erschöpft und genießen das herannahende Schulende.
Wir nützen die Möglichkeit, nicht mehr strikt einem Lehrplan folgen zu müssen, sondern spielerisch die Kinder, deren Englisch übrigens ausgezeichnet ist, in Gespräche zu verwickeln.
Wir zeigen Episoden der englischen TV-Serie ‚Peppa Pig‘ oder spielen Lieder verschiedener Länder, lassen die Kinder die Sprachen erraten und plaudern über Europa und die Welt.
Die Schule beginnt bereits um 7:30, wobei die Unterrichtseinheiten und Pausen nicht wie bei uns mit einer an einen Alarm erinnernden Schulglocke eingeläutet werden, sondern ein Mann auf eine große Trommel im Schulhof schlägt. Nach 5 Einheiten bekommen die Kinder Mittagessen, das sie gemeinsam in den Klassenzimmern essen. Auch wir essen mit den Schülern und haben so ausreichend Möglichkeit, sie besser kennenzulernen.
Nach einer Spielzeit zeigt das nächste Trommeln den Beginn der Schlafzeit an. Die Kinder verschwinden in ihren Klassenzimmern, bekommen Decken und legen sich auf die Tische, wo sie sich ausruhen. Auch uns Volunteers wird ganz selbstverständlich eine Liege aufgestellt, um etwas schlafen zu können. Häufig stehlen wir uns jedoch davon, um in einem Cafe an einem nahegelegenen Teich einen ausgezeichneten vietnamesischen Eiskaffee zu genießen.
Nach drei Nachmittagseinheiten bringen Schulbusse jene Kinder, die nicht selbst mit dem Fahrrad oder zu Fuß gekommen sind, nach Hause. Die Schultage sind wirklich länger als jene in Österreich, doch wirken die Kinder sehr entspannt und glücklich und scheinen die Schulzeit mit ihren Freunden zu genießen.
Obwohl ich nur wenige Wochen in meinem zweiten Projekt arbeitete, erlebte ich einen überaus emotionalen Abschied mit selbstgebastelten Geschenken und supersüßen Briefchen.
Die Verabschiedung fiel mir nicht leicht. Mit ein paar Süßigkeiten und Aufklebern der österreichischen Fahne (Herzlichen Dank an Frau Le von der österreichischen Botschaft in Hanoi, die mir kurzfristig die Aufkleber zur Verfügung stellte und so mithalf, ein Lächeln in die Kindergesichter zu zaubern!) verabschiedete ich mich schweren Herzens.
Ich weiß nicht, wie oft ich „When do you come back, we will miss you“ beantworten durfte – „In November or February, hopefully“ gab ich den Kindern und auch mir die Hoffnung, dass wir uns doch (bald) einmal wiedersehen würden.
Ich weiß jetzt, wieso mir eines der Mädchen bereits in der ersten Stunde einen neuen Satz in Vietnamesisch beibringen wollte: Tôi yêu Việt Nam! Ja, ich liebe Vietnam.