The Future of War: Die Bedeutung des Waffenhandels im 21. Jhd (Mag. Matthias Penkin)
Gunther Sosna begrüßt heute den Politikwissenschafter Mag. Matthias Penkin in der neuesten Ausgabe von Reiner Wein und eröffnet mit der Frage, ob die Welt so unsicher ist, dass wir pro Erdenbewohner 230 Euro pro Jahr für Waffen und Kriegsgerät ausgeben müssen.
Wenn es um Waffen geht, dann spricht die Politik immer von Verteidigung, egal ob in Israel oder in den USA. Der Handel mit Kriegsgerät blüht und ist sehr einträglich: die fünf Länder, welche die meisten Waffen produzieren, brauchen diese nicht nur zur Verteidigung, sondern verkaufen viele Stück davon ins Ausland – auch, um Einfluss auf laufende Konflikte auszuüben. Ein Teil der Ausgaben geht in die Modernisierung des eigenen Arsenals.
Das Angstpotenzial, dass vom Westen aufgebaut wird, der regelmäßig vor Russland und China als große Bedrohung warnt, ist größtenteils theoretischer Natur: die Militärausgaben in den USA und Europa sind immer noch ein Vielfaches dessen, was die beiden genannten Länder ausgeben. De facto ist es eine win-win-Situation: der Westen braucht die Angst, um seine Militärausgaben zu rechtfertigen; und Russlands Politiker können ihrer Bevölkerung diese Angst des Auslandes als Stärke verkaufen.
Seit dem 30jährigen Krieg (1618-48) hat sich die Idee des stehenden Heeres weltweit durchgesetzt. Dies führte zu einer stetigen Erhöhung der Militärausgaben. Laut UNO-Charta dürfen seit dem Ende des Zweiten Weltkrieges keine Angriffskriege mehr geführt werden, was eigentlich zu einer Reduzierung der Waffen hätte führen müssen. Die Realität sieht bekanntlich anders aus: fast nahtlos stürzt die Welt in eine Auseinandersetzung der Ideologien (zB im Korea-Krieg), die Religionen als wichtigsten Kriegsgrund ablösen. Ideologien eignen sich als Brandbeschleuniger für Konflikte: denn nun verteidigt man nicht mehr nur sein Vaterland oder seine Religion, sondern eine übergeordnete, große Idee, die die Welt für jeden Menschen in einfacher Weise erklärt.
Auch wenn es so aussieht, als ob der Kapitalismus mit dem Zerfall der Sowjetunion in diesem Ideologienstreit gesiegt hätte (manch einer sprach schon vom Ende der Geschichte), so ist dies doch eine simplifizierte Sichtweise: denn manche Ideen des Sozialismus haben sich auch im Westen über die Zeit durchgesetzt – zwar nicht im kommunistischen Sinne, aber in angepasster Form entsprechend den jeweiligen Gesellschaften.
Für Hegemonialmächte wie die USA ist es immer vorteilhaft, wenn deren Alliierte sich amerikanischer Waren und Dienstleistungen bedienen, anstatt diese von außen einzukaufen. Deshalb besteht auch das Interesse, das Europa und Russland mit seinen großen Rohstoffvorkommen keine Freunde werden. Die bestehenden Differenzen können nur überwunden werden, wenn beide Seiten dies wollen und wenn alle Konfliktparteien davon profitieren.
Söldner sind keine Erfindung der Neuzeit; dennoch ist die Privatisierung der modernen Kriegsführung (Blackwater als bekannteste US-Firma) eine beunruhigende Entwicklung, da sie sich wesentlich effektiver der demokratischen Kontrolle entziehen kann, als staatliche Armeen. Weitere Probleme, die diese Form der veränderten Kriegsführung mit sich bringt, werden im weiteren Verlauf des Gespräches ebenso besprochen, wie die technologischen Fortschritte in der Kriegsführung und die Arten des Framings rund um das Thema Krieg.
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