Terror – Eine Geschichte der politischen Gewalt (ProMedia)
Zur Neuerscheinung des Buches Terror – Eine Geschichte der politischen Gewalt lud der Promedia Verlag zu einer Diskussion ins Cafe Schopenhauer. Neben Verleger Stefan Kraft nahmen auch der Autor des Werkes Mag. Dieter Reinisch und der Islamwissenschaftler Dr. Rüdiger Lohlker am Podium teil.
In der Fachwelt wird in der Darstellung von Terrorismus meist davon ausgegangen, dass dieser erst so richtig mit dem 11. September 2001 entstanden ist, meint Dieter Reinisch einleitend. Eine weitere Schwäche sieht er darin, dass immer nur ein nicht-staatlicher Terrorismusbegriff verwendet wird – auf die Frage abzielend, was der Staat gegen Terrorismus tun kann. Terrorismus gibt es schon lange, und quantitativ haben Staaten historisch gesehen wesentlich mehr Terror ausgeübt, als nicht-staatliche Gruppierungen.
Es gibt unzählige Definitionen von Terrorismus; auch habe sich die Bedeutung historisch immer wieder verändert. In den Medien wird der Begriff verwendet, um verwerfliches Handeln zu beschreiben, das sich gegen die Mehrheitsgesellschaft richtet und von einer Gruppe der Anderen ausgeübt wird. Reinisch beschreibt im Folgenden jene Definition, die er seinem Buch zu Grunde gelegt hat: die Akteure haben politische Ziele und verwenden Terrorismus als Kommunikationsmittel.
Historisch gesehen beginnt mit dem Entstehen von Stadtstaaten und später Staaten auch der Terrorismus, der sich gegen staatliche Strukturen und Eingriffe wendet. Das erste konkrete historische Beispiel sind die jüdischen Aufstände gegen die römische Besatzung. Es sei durchaus problematisch, mit modernen Begriffen jahrtausendealte Begebenheiten fassen zu wollen.
In weiterer Folge geht Reinisch auf die Inhalte seines Buches konkreter ein.
Der Dschihadismus ist für Rüdiger Lohlker ein „Oberflächen-Islam“, der aber auf ausgearbeitete Theologien aufsetzt, die die Handlungen legitimieren. 98% der Opfer von Dschihadisten sind Muslime; es geht also zumeist nicht um den Kampf gegen den Westen oder gegen das Christentum, sondern um eine inner-islamische Auseinandersetzung. Mit dem Zerfall des Islamischen Staates hat sich der Schwerpunkt des Dschihadismus von Europa Richtung Afrika und Asien verschoben. Sowohl organisatorisch als auch technisch sind dschihadistische Bewegungen enorm lernfähig. Langfristig setzen sie seit dem territorialen Zerfall des IS auf einen Abnützungskrieg, wie Lohlker darlegt.
Staatliche Reaktionen auf Terrorismus und die Zukunft des Dschihadismus sind im weiteren Verlauf ebenso Themen dieses Gesprächs, wie verschiedene Publikumsfragen.
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