Systemversagen – Dr. Gudula Walterskirchen

Gesellschaft

In der 20. Ausgabe von Willkommen Digital begrüßt Moderatorlegende Reinhard Jesionek die Journalistin und Autorin Dr. Gudula Walterskirchen, die ihr neues Buch Systemversagen mitgebracht hat.

Als ausgebildete Historikerin haben sie vor allem die 30erjahre des 20. Jahrhundert immer stark beschäftigt. Die perfektionierte Manipulation der Menschen in totalitären Systemen erkannte sie in Ansätzen auch während der Coronazeit: die Propagandamethoden, die da verwendet wurden, waren einer demokratischen Gesellschaft und eines unabhängigen Rechtsstaates nicht würdig. Während es in ihrem ersten Buch zur Coronazeit um Freiheit ging, untersucht sie nun die Vorgeschichte der multiplen Krisen, in denen wir leben – und stellte fest, dass diese möglicherweise absichtlich gemacht und gewollt, aber jedenfalls benutzt werden, um politische Agenden umzusetzen. Die Kontrollsysteme der Demokratie haben während dieser Zeit leider völlig versagt, stellt Walterskirchen fest.

Während man in Ländern, die seit Jahrzehnten mit staatlicher Propaganda konfrontiert sind, sehr schnell erkannt hat, wohin die Reise geht, so ist die Bevölkerung in Österreich diese Form der Kommunikation nicht gewohnt: bisher ging man davon aus, dass man Medien und der Regierung vertrauen kann. Propaganda wirkt immer dann gut, wenn man kritische Stimmen aus der Öffentlichkeit verbannt – wie es während der Coronazeit auch geschah. So entstand bei der Bevölkerung der Eindruck, es gäbe nur eine Meinung zum Thema. Schon Solomon Ash hat gezeigt, dass der Großteil der Menschen bereit ist, eine offensichtlich falsche Aussage zu unterstützen, um weiterhin „zur Gruppe“ zu gehören. Nur wenige halten es aus, Kritiker des Ist-Zustandes zu sein, da damit unterschiedliche Repressionen einhergehen. Auch die subjektive Wahrnehmung von Krisen – manche sind betroffen, andere nicht – spielt bei der gesellschaftlichen Reaktion auf selbige eine entscheidende Rolle.

Da Menschen vor allem auf die Form schauen, sind gut inszenierte Bilder in TV-Medien sehr wirkungsstark und befördern den Eindruck, dass der gut gestylte Nachrichtenmoderator die Wahrheit verkündet.

Walterskirchen stieg schon vor einigen Jahren aus dem medialen Tagesgeschäft aus, da sie das Getrieben sein der Alltagsjournalisten als große Belastung empfand; denn während die Redaktionen der Medien immer weiter ausgedünnt wurden, nahm die Zahl der Mitarbeiter in politischen Parteien und PR-Agenturen, die für die Beeinflussung der Medien zuständig sind, immer mehr zu. Nur mit sehr viel Erfahrung könne man in diesem zeitlichen wie inhaltlichen Druck noch seine Neutralität bewahren und qualitativ gute Arbeit abliefern.

Der Journalismus als freier Beruf, der er immer weniger ist, die dahin schwindende Unabhängigkeit der Medien auf Grund des Marktdrucks, die ORF-Haushaltsabgabe, der missionarische Umgang der Medien mit der FPÖ, die Schweigespirale auf Grund zunehmender (Denk)Verbote und die zur Schau gestellte Überheblichkeit angeblich hochgebildeter Teile der Gesellschaft sind weitere Themen dieses informativen Gesprächs, in das auch Publikumsfragen einfließen.

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