Studie über das Bewusstsein für Gesundheitsprobleme in Jajarkot

Survey at Jajarkot
Lebenswelten

Die Mutter und die Heimat sind selbst dem Himmel überlegen„, heißt es. Unabhängig davon, wie hässlich oder wie schön unsere Mutter, wie arm oder wie reich unsere Heimat ist, können wir doch niemals damit aufhören, sie zu lieben. Es ist eine universelle Tatsache, dass sie seit der Geburt unsere erste und größte Liebe sind. Unbestreitbar trifft das auf alles und jeden überall auf dieser Welt zu.

Nach der Geburt beginnt sich alles nach und nach langsam zu verändern. Die Leute werden älter, in ihrem Lebensstil, ihren Vorlieben, ihren Interessen, ihren Gewohnheiten finden Veränderungen statt. Doch das einzige, was immer gleich bleibt im Leben der Menschen, ist ihre Liebe zur Mutter und zur Heimat, wie uns die Geschichte zeigt.

Es ist bewiesen, dass die Menschen bereit sind, eher ihr Leben zu opfern, als ihre Mutter oder ihre Heimat aufzugeben. Mutter und Heimat sind die beiden mächtigsten Elemente in dieser Welt, sie vereinen die Menschen, stärken die universelle Gemeinschaft und erschaffen eine harmonische Umgebung.

Die Menschen unternehmen ihrer Mutter und ihrer Heimat zuliebe verschiedenste Dinge. Und so wollte auch ich, als Sohn meiner Mutter und Kind meiner Heimat, meinen eigenen Beitrag leisten und engagierte mich daher zwei Jahre lang im Gesundheitssektor Nepals.

Ich wurde in einem der entlegensten Gebiete Nepals geboren, dem Jajarkot-Distrikt. Jajarkot ist durch die geografischen Gegebenheiten nur schwer zu erreichen und daher – und zwar in jeglicher Hinsicht – eines der am wenigsten entwickelten Gebiete des Landes.

Im Jahr 2010, als ich im ersten Jahr meines Bachelor-Studiums war, ereignete sich dort eine sehr große Epidemie einer gefährlichen Durchfallerkrankung. Rund 335 Menschen verloren dabei ihr Leben, mehr als 30.000 waren infiziert. Dieses Ereignis berührte mich sehr, weil auch einige meiner Nachbarn durch diese Epidemie ums Leben kamen.

Ich versprach mir daraufhin selbst, dass ich, sobald ich mein Studium beendet hätte, eine Studie durchführen würde, um herauszufinden, wie viele der Menschen in Jajarkot über gefährliche Durchfallerkrankungen und deren Auswirkungen informiert waren.

2014 begann ich die Studie mit dem Titel: „Untersuchung über Durchfallerkrankungen unter Müttern mit Kindern unter fünf Jahren im Skala V.D.C.* im Jajarkot-Distrikt, Nepal“. Die Hauptfragestellung dieser Untersuchung war: Wieviel wussten die Mütter mit kleinen Kindern in dieser Gegend Nepals über diese Art von Erkrankung? Auf der Basis dieser Erkenntnisse könnten Programme und Maßnahmen zur Verbesserung der gesundheitlichen Situation besser geplant werden. Die Studie zielte auch darauf ab, die Verbreitung von Durchfallerkrankungen in diesem Gebiet zum aktuellen Zeitpunkt zu ermitteln sowie das vorhandene Wissen über die Zusammenhänge von Wasser, Sanitärversorgung und Hygiene sowie über orale Rehydrationslösungen, die zur Akutbehandlung eingesetzt werden können, einzuschätzen.

Die Studie wurde mit 110 Befragten unter zielgerichteter Stichprobennahme durchgeführt, wobei eine gleiche Anzahl von Proben aus jedem Verwaltungsgebiet des Skala V.D.C. genommen wurde. Als Mittel zur Datensammlung wurden semistrukturierte Fragebögen, eine Beobachtungs-Checkliste sowie Face-to-Face-Interviews eingesetzt. Es wurden nur Personen befragt, die sich dazu bereit erklärt hatten, alle ethischen Überlegungen wurden berücksichtigt. Die Daten wurden mittels der SPSS-Software ausgewertet.

Während der Durchführung dieser Studie beobachtete ich in den abgelegenen Dörfern des Jajarkot-Distrikts viele Dinge, die sehr schwer zu vermitteln sind. Die Menschen in dieser Gegend führen ein wirklich schweres Leben!

Es ist für die Menschen in Jajarkot sehr schwierig, sich genügend Nahrung zu beschaffen. Durch die geografischen Gegebenheiten gibt es nicht ausreichend landwirtschaftliche Anbauflächen, sodass die Menschen zum Überleben auf den Reis angewiesen sind, der von der nepalesischen Regierung zweimal jährlich mit Hubschraubern angeliefert wird. Straßenverbindungen gibt es nur zu den Hauptortschaften, abgesehen davon können Güter nur mithilfe von Tragtieren transportiert werden.

Die meisten Menschen im Jajarkot-Distrikt leben in großen Höhenlagen, in denen Trinkwasser ein äußerst knappes Gut ist. Die sanitären und hygienischen Bedingungen sind in den abgelegenen Gebieten Jajarkots unvorstellbar schlecht, Unterernährung ist ein weit verbreitetes Problem.

Traditionen, Glauben und Aberglauben sind hier tief verwurzelt. Die Mehrheit der Menschen ist bei Erkrankungen oder Verletzungen auf traditionelle Behandlungsmethoden angewiesen, weil ein großer Mangel an moderner medizinischer Versorgung besteht. Ernsthafte Gesundheitsprobleme sind in Jajarkot sehr weit verbreitet.

Die Studie erbrachte folgendes Ergebnis: Nur 36,4 % der Bevölkerung konnte lesen und schreiben. Nur 21,8 % waren in irgendeinem beruflichen Beschäftigungsverhältnis und von diesen 79,2 % in der Landwirtschaft.

Zwar hatten ungefähr 80 % der Befragten von gefährlichen Durchfallerkrankungen gehört, doch nur rund 20 % hatten adäquates Wissen darüber. 80,9 % hatten von oralen Rehydrationslösungen gehört, doch nur 35,9 % wussten, wie man diese anwendet, und nur 21,6 % hatten ihre Kinder während der Durchfall-Epidemie mit solchen Lösungen behandelt.

Nur 16,4 % der Befragten desinfizierten das Wasser, bevor sie es tranken, und 26,4 % hatten adäquates Wissen über die Zusammenhänge von Wasser, Sanitärversorgung und Hygiene. Die Studie ergab, dass 30 % der Befragten Leitungswasser in ihren Häusern hatten und nur 16,4 % das Wasser vor dem Trinken desinfizierten.

Alle Befragten hatten eine Toilette in ihren Wohnräumen, und 43,6 % wuschen sich die Hände mit Wasser und Seife. 50 % der Befragten schnitten sich die Nägel einmal pro Woche, 58,2 % putzten sich täglich die Zähne, 49,1 % nahmen einmal pro Woche ein Bad und 24,55 % einmal pro Monat.

48,2 % der Befragten hatten einen sauberen Vorplatz, 68,2 % hatten einen Schuppen oder Verschlag auf ihrem Grundstück, 50,9 % deckten ihre Lebensmittel in der Küche ab und 54,5 % deckten ihr Trinkwasser ab. 33,6 % entsorgten die Abfälle aus ihrem Haus, wovon 69,1 % diese verbrannten und 30,9 % sie vergruben.

All diese Ergebnisse führen zu dem Schluss, dass das Wissen über gefährliche Durchfallerkrankungen unter den Müttern mit kleinen Kindern im Untersuchungsgebiet sehr gering ist.

Obwohl eine Mehrheit der Befragten von gefährlichen infektiösen Durchfallerkrankungen gehört hatte, hatte nur die Hälfte adäquates Wissen darüber. Ähnlich sah es bei den oralen Rehydrationslösungen aus: Die meisten hatten zwar davon gehört, aber nur ein Drittel wusste, wie man diese Lösungen anwendet und nur ein Fünftel hatte sie ihren Kleinkindern als sofortige Reaktion auf eine Durchfallerkrankung tatsächlich gegeben.

Die Einhaltung eines hohen Hygienestandards scheint für die Menschen in dieser Region keine hohe Priorität zu haben, da weniger als die Hälfte von ihnen Trinkwasser vor dem Konsum desinfiziert und nur ein Fünftel adäquates Wissen über die Themen Sanitärversorgung und Hygiene hat.

Wie sich herausstellte, ist das Wissen über infektiöse Durchfallerkrankungen unter den Müttern dieser Region unzureichend. Das Bewusstsein für diese Problematik könnte durch die Nutzung diverser Medienkanäle gesteigert werden. So könnten verschiedene Aufklärungsprogramme durchgeführt werden, um das Wissen der Mütter über die Themen Wasser, Sanitärversorgung und Hygiene zu steigern. Die Gesundheitsprobleme in Nepals Jajarkot-Distrikt könnten durch zielgerichtete Interventionen, sowohl auf nationaler als auch auf internationaler Ebene, gelöst werden.

*V.D.C. bedeutet „Village Development Committee“, eine Verwaltungseinheit.

Übersetzung Englisch-Deutsch: Martin Krake

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