Straßenverkehrsunfälle in Nepal: die Hauptgründe

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Gesellschaft

Über 130 Verkehrstote wurden von Jänner bis Mitte Februar des Jahres 2016/2017 gemeldet. Noch im selben Jahr kamen mindestens 42 Menschen bei einem Busunfall in Kavrea (einer Stadt in der Nähe von Kathmandu) ums Leben, 39 Menschen bei einem Busunfall in Jajarkot (ein entlegener Bezirk in der Provinz Nr. 6 in Nepal), 7 Menschen bei einem Jeep-Unfall in Ost-Rukum (einem entlegenen Bezirk in der Provinz Nr. 5 in Nepal) und 5 Menschen bei einem Busunfall auf dem Weg nach Dang (einem Entwicklungsbezirk in der Provinz Nr. 5 in Nepal). Viele weitere Berichte dieser Art wurden noch nicht aktualisiert.

Jährlich sterben über 1.800 Menschen in Indien bei Verkehrsunfällen. Nach Angaben der Polizei, mit der ich persönlich kommunizierte, werden viele Unfälle gar nicht gemeldet, zumal die beteiligten Parteien die Dinge zumeist selbst regeln. Unfälle mit Folgen von leichten Verletzungen oder Fahrzeugschäden werden oft an der Unfallstelle abgewickelt und, so meine Vermutung, auch nicht der Polizei gemeldet.

Laut einem WHO-Bericht zählen die Autobahnen Nepals zu den gefährlichsten weltweit. Der Bericht aus 2013 zeigt, dass in Nepal jährlich 1.677 Menschen pro 1.000.000 Fahrzeuge sterben, während die jeweiligen Zahlen für Indien, China und Japan bei 100, 36 und 7 Todesfällen liegen. Das bedeutet, dass 2015 in Nepal eine Person pro 5 Unfälle ums Leben kam, während in Japan nur 1 Person pro 150 Unfälle verstarb.

Das zentrale Nepal war mit 691 Todesfällen der Spitzenreiter, während 2015/2016 die westliche Region 520, die östliche Region 446, die mittelwestliche Region 228 und die südwestliche Region Nepals 121 Todesfälle verzeichnete. Allein im Kathmandu-Tal starben 166 Menschen. Nach dem Kraftfahrt- und Transportgesetz von 1993 können Personen, die gegen die Verkehrsregeln verstoßen und für Verkehrstote verantwortlich sind, je nach Einzelfall zu einer Geldstrafe von 100.000 bis 500.000 Nepalesischen Rupien (ca. 800-4000 Euro) verurteilt werden.

In Nepal ist das Versicherungssystem für Insassen, Fahrzeughalter bzw. Fahrer und Haftpflichtversicherungen noch sehr unausgereift. Geschieht ein Unfall aufgrund fahrlässigen Fahrens, landet der Fahrer im Gefängnis. Trifft dem Fahrer bei einem Unfall jedoch kein Verschulden, wird er nach der Zahlung einer Geldstrafe freigelassen. Die Geldbußen für Verstöße gegen die Verkehrsregeln wurden von der Regierung erhöht laut der Änderung des § 164 des Gesetzes von 1993, der am 14. Mai 2015 in Kraft trat.

Wird eine Person bei dem Verstoß der Verkehrsregeln erwischt, so beläuft sich die Geldstrafe auf mindestens 500 und höchstens 1.500 Nepalesischen Rupien – bisher waren es nur NRs 200. Auch die von der Verkehrspolizei verhängte Höchststrafe beträgt NRs 1.000 für Trunkenheit am Steuer. Die „Metropolitan Traffic Police Division“ organisiert Sensibilisierungsprogramme und -kampagnen, um so die Zahl der Unfälle und der Opfer zu reduzieren.

Kathmandu ist die Hauptstadt Nepals mit einer hohen Zahl von Einwohnern und Fahrzeugen, deshalb ist auch die Unfallhäufigkeit dementsprechend hoch. Laut dem „Metropolitan Traffic Police Division Report“ verzeichnete Kathmandu 2011/2012 die höchste Unfallzahl mit 5.069. Die Zahlen für die Jahre 2009/2010, 2010/2011 und 2012/2013 betrugen hingegen 4.770, 4.104 und 4.914 Unfälle.

Die Ursachen für die Verkehrsunfälle sind vielfältig: Zum einen werden sie hauptsächlich durch ein entsprechendes Fahrerfehlverhalten verursacht, durch mechanische Misstände der Fahrzeuge sowie durch die prekären Zustände der Straßen. Die hohe Anzahl von reinen Busunfällen deutet mit aller Wahrscheinlichkeit auf auf fahrtechnische Probleme hin – dazu gehören: Geschwindigkeitsübertretungen, Überholmanöver, überlastete oder überarbeitete Fahrer sowie Alkohol am Steuer. Die Daten der Verkehrsunfälle weisen auch darauf hin, dass fahrtechnische Probleme weitaus relevantere Gründe zu sein scheinen als Fehler in der Mechanik oder  fahrlässiges Verhalten von Fußgängern.

Weitere Gründe für Verkehrsunfälle in Nepal sind die schlechten Straßenverhältnisse, rutschige, enge Bergstraßen, Erdrutsche, überladene Fahrzeuge, fahrlässiges Fahrverhalten, Fahren bei schlechter Sicht, tote Winkel, unzureichende Sicherheitsbarrieren, viel zu wenige Ausweichbuchten, willkürliches Parken am Straßenrand, mangelhaftes Verständnis für Verkehrsregeln, schlechte Straßentechnik usw. Auch Verkehrsstaus tragen in den großen Städten Nepals dazu bei, dass viele Menschen zu schnell fahren, nachdem sie Zeit durch einen Stau verloren haben.

Nepal hat mehr als 3.000 Dörfer – der Großteil der Straßen ist nicht asphaltiert. Die Situation in den bergigen Regionen ist aber noch schlimmer. Daher kommen viele Busse, die mit Fahrgästen überladen sind, von der Straße ab. Ein weiterer Grund für die hohe Zahl von Verkehrsunfällen ist die steigende Zahl von Fahrzeugbesitzern. Der rasante Anstieg der Todesfälle, vor allem ab 2007, ist auf die Zunahme von Fahrzeugen und Straßen, v.a. von erdigen Straßen in hügeligen Gegenden, zurückzuführen, die im Falle eines Unfallgeschehens dazu führen, dass die Verletzten viel zu spät in Krankenhäuser kommen.

Daher erscheint es wichtig, die Instandhaltung der Dorfstraßen in den Bezirken zu gewährleisten, um den sicheren Betrieb der Linienbusse zu gewährleisten. Weiters sollte die Verkehrserziehung durch öffentliche Kampagnen und Sicherheitsförderung in Schulen für Motorradanfänger in den Großstädten Nepals verstärkt werden.

Die Mortalitätsrate durch Verkehrsunfälle in Nepal ist einfach zu hoch. Die nepalesische Regierung und alle zuständigen Behörden müssen sich dieser schleichenden „Epidemie“ in ihrem Land bewusst sein. Das Syndikatsystem in Nepal ist eine weitere Ursache für Verkehrsunfälle. Dieses System verhindert nämlich den freien und gesunden Wettbewerb zwischen den Fahrzeugherstellern in Nepal. Deshalb sind die Menschen gezwungen, freiwillig oder unfreiwillig diesen einzigen Service zu nutzen, dem es jedoch an Qualität und Sicherheit fehlt.

In Nepal reisen Millionen von Menschen aus dem Kathmandu-Tal anlässlich großer Festivitäten, wie das Dashain, Tihar und Chhath, um mit ihren Familien zu feiern. Zu dieser Zeit sind die Busse extrem überfüllt, und jedes Jahr stürzt mindestens ein Bus in die Tiefe; somit verlieren viele Menschen auf dem Höhepunkt der Festivalsaison ihr Leben. Deshalb müssen im gesamten Land Öffentlichkeit sowie Kampagnen gegen Straßenverkehrsunfälle verstärkt aktiviert werden.

Auch der Druck auf die politischen Parteien in Nepal ist wichtig, um dieses Problem zu lösen und zu kontrollieren. Denn das Auftreten von schweren Busunfällen ist in Nepal bereits zum Alltag geworden. Auch werden Sanktionen und das Strafsystem in Nepal für diejenigen, die die Unfälle verursachen, nicht korrekt exekutiert. Ist die Person, die einen Unfall verursacht, nämlich reich oder hat wichtige Verbindungen zu politischen Parteien, dann wird sie binnen Stunden einfach gegen Kaution freigelassen.

Es muss noch viel korrigiert werden, um die Anzahl von Verkehrsunfällen in Nepal zu minimieren. Zahlreiche Pläne wurden bereits vorgeschlagen, aber deren Umsetzung erwies sich bislang als komplett erfolglos.

Übersetzung Englisch-Deutsch: Anna Dichen

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Miteri_yatayat_Accident- Miteri_yatayat_Accident- Krish Dulal CC BY-SA 3.0