„Stopp Femizide“ – Im Gespräch mit Valery Villena

Gesellschaft

Für die aus Peru stammende bildende Künstlerin und Feministin Valery Villena, die seit 20 Jahren in Österreich lebt, bedeutet Reisen eine „Entblößung der Seele“. Wir kennen uns besser, wenn wir reisen, wir entdecken uns, analysieren uns, verlassen dabei unsere Komfortzone, lernen andere Leute und Gesellschaften kennen und befinden uns am „Rand unseres Limits“. Reisen ist eine Art von Therapie, wenn man zurück kommt, ist man nicht mehr derselbe, Reisen ist konstantes Wachstum.

Bei ihrer letzten Reise an den Mount Everest hat sie viele Dinge an sich entdeckt, die sie noch nicht kannte. Auch in Peru kann sie immer wieder neue Seiten ihrer Persönlichkeit entdecken. Sie schätzt Österreich sehr, lebt sehr gerne hier, sie kann sich hier als Künstlerin und als Frauenrechtlerin verwirklichen. Deutsch ist eine interessante Sprache mit vielen Komponenten, die man in anderen Sprachen nicht finden kann. Wien ist multikulturell und hat gute Lebensqualität und viel Engagement für Kultur, was ihr sehr entgegen kommt.

In ihrem multidisziplinären Projekt „Frauen, die die Welt bewegen“ soll die Bedeutung der Arbeit der Frauen gezeigt werden. Wir alle tragen einen Rucksack im Leben, aber es gibt eine Möglichkeit, die Dinge auszusprechen. Dazu will sie Frauen ermutigen. Die Kunst ist für sie ein Leitfaden, um diese Realität sichtbar zu machen, diese hat eine starke Komponente des sozialen und des psychologischen Protests, sie ist nicht bloß ästhetisch.

Im Rückblick auf die Pandemiejahre erkennt sie einen sozialen Zerfall der Gesellschaft. Die häusliche Gewalt an Frauen nahm durch die „Zwangssperre“ zu, Frauen mussten mit ihrem Peiniger auf engsten Raum zusammenleben. Im Projekt „Maske 19“ gab es für Frauen die Möglichkeit, sich in einen Supermarkt zu begeben und dort um Hilfe zu bitten.

Die Pandemie war ein Brennglas für die Gewaltbereitschaft. Alle möchten alles sofort haben, es gibt keinen Dialog, auch nicht in der Familie, alle Werte sind verloren gegangen. Stress, Angst und Unsicherheit resultieren aus diesem Leben in Isolation. Das ist aus ihrer Sicht ein weltweites Phänomen, obwohl man in Europa das Leben alleine besser kennt bzw. gewohnt ist als zum Beispiel in Südamerika.

Gewalt gegen Frauen und Kinder passiert in allen sozialen Schichten, es ist eine Frage der Erziehung. Wollen wir Mädchen weiter als Prinzessinnen und Buben als Prinzen erziehen, fragt sie sich, oder wollen wir eine gerechte Welt? Wir müssen an den sozialen Strukturen arbeiten, Kinder brauchen Ressourcen, um später kämpfen und sich wehren zu können. Gesellschaft und Politik können die psychischen Wunden durch Abwertung, Beschämung und andere verbale Übergriffe nicht erkennen. Es braucht mehr finanzielle Mittel, um den Kern der Sache zu verändern.

Im weiteren Gespräch tauschen sich Nadia Danneberg und Valery Villena zu den in der Pandemiezeit entstandenen Kunstwerken Villenas aus und sprechen über die persönlichen Erfahrungen der Künstlerin in dieser Zeit.

Im Hinblick auf die Frauenrechte ist es wichtig, eine „Frauenkette“ zu bilden, Frauen zum Zusammenhalten zu bewegen. Es braucht soziale Programme für Frauen, der Staat muss hier finanzielle Mittel zur Verfügung stellen, um den Frauen eine Stärke zu geben, so dass sie sich nicht alleine fühlen und sich wehren können.

Idealism Prevails ist ausschließlich Verfasser der Zusammenfassung des Gespräches und nicht für den Inhalt des Interviews verantwortlich.

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IP – Stopp Femizide-YOUTUBE-IPHP Wolfgang Müller CC BY SA 4-0