Warum der Bürger das Recht auf eine anonyme Währung hat …
Ein kurzer Einblick zur Entstehung der Geldkrise
Was ist eine Währung? Das Wort Währung kommt ursprünglich vom Verb ‚gewähren‘ mit der Bedeutung ‚Gewährleistung‘. Die heutige Bedeutung geht zurück auf ‚Gewährleistung des Münzgehalts‘. Was wird aber nun gewährleistet?
Wenn du zu unserer Bank kommst, tauschen wir es wieder gegen dein Gold zurück.
1880 wurde der sogenannte Goldstandard (auch Goldwährung genannt) eingeführt. Die Währung bestand aus Goldmünzen und Banknoten, die den Anspruch auf Gold repräsentierten und jederzeit in Gold eingetauscht werden konnten. Nach dem Ausbruch des Ersten Weltkriegs setzten viele Staaten, die daran gebunden waren, den Umtausch aus. Die Konsequenz war eine Geldkrise, die schließlich dazu führte, dass die USA die Ersten waren, die sich vom Goldstandard lösten, um einer Deflation entgegenzuwirken und der Wirtschaft wieder zu einem Wachstum zu verhelfen.
1971 hob US-Präsident Nixon die Bindung des US-Dollars an das Gold endgültig auf. Somit scheiterte das System, weil mittlerweile mehr Münzen und Scheine im Umlauf waren, als Gold dafür garantiert werden konnte. Heute unterhalten noch einige Staaten Goldreserven. Der Goldwert der Währung kann aber nicht mehr garantiert werden. In so einem Ein-Kilo-Goldbarren können bis zu 40.000 Euro versteckt sein; trotzdem ist der Wert rein materiell nicht abgedeckt. Die einzige Abdeckung ist unsere Psychologie. Dazu gibt es zwei Gedankenexperimente:
Gedankenexperiment Nr. 1:
Ich habe einen Kugelschreiber. Wieviel ist so ein gewöhnlicher Kugelschreiber wert? Vielleicht ca. 50 Cent an der Kassa in einem Supermarkt. Wenn ich aber sage, dieser Kugelschreiber gehörte Michael Jackson, und ich kann dies auch tatsächlich beweisen – was ist dann? Auf einer Auktion kann er auf einmal Millionen wert sein.
Gedankenexperiment Nr. 2:
Papiergeld: US-Dollar-Banknoten. Eine 20er-Banknote und eine 100er-Banknote. Was ist das im physischen Sinne? Ein Stück Papier. Eines gleicht dem anderen. Beim Produzieren, also beim Drucken, ist die Farbe gleich viel wert. Diese zwei Banknoten haben als physische Gegenstände denselben Wert. Wir addieren nun aber den Faktor Psychologie und sprechen uns ab, dass die 100er-Banknote fünf Mal so viel wert ist wie die 20er-Banknote. So funktioniert Geld! Psychologie: die gesellschaftlichen Absprachen, die Spekulationen an den Börsen. Menschen glauben, aus dem psychologischen Blickwinkel betrachtet, dass eine Sache mehr wert ist als eine andere.
Zwischen Demokratie und Kapitalismus
Jedes Jahr wird vom Magazin Forbes eine Liste der reichsten Menschen aufgestellt (führend ist noch immer Bill Gates). Diese Menschen sollen zu dem einen Prozent der weltweiten Bevölkerung zählen, die insgesamt mehr Vermögen als die restlichen 99% der Menschheit besitzen. 2011 wurde dies durch die globale Bewegung „Occupy Wall Street“ auch kundgetan. Es ging darum, dass die Demokratie mit Geld ausgehebelt wird, indem Banken von oben herab die Geldflüsse steuern und die demokratische Teilnahme der Bürger, die wenig bis kein Geld besitzen, verhindern. Die Idee sollte den Kapitalismus, der Korruption mittels Lobbyisten und anderen Hintermännern in die Welt brachte, bekämpfen.
Die Proteste wurden von den meisten Regierungen erhört, in den USA sogar pazifiziert. Fazit: Da mehr digitales als physisches Geld im Umlauf ist, wird allmählich alles ins Internet ausgelagert und dadurch die Anonymität eines jeden einzelnen Bürgers langsam ausgehebelt. Es könnte sonst jemand zu viele Münzen und Scheine im Socken zu Hause versteckt haben. Die Währungen verwandeln sich so allmählich in ein Punktesystem, wie bei „Super Mario“.
Das Recht auf eine anonyme Währung
Schweden, unser politisches Musterland, war eines der ersten Länder, in dem die Polizei verkündet hat:
Das Bargeld ist verdächtig. Wenn jemand Bargeld besitzt, dann könnte dies in den Bereich der Schattenwirtschaft (oder besser bekannt als Schwarzmarkt) fallen. Oder organisiertes Verbrechen. Wer Bargeld besitzt, ist ein potenzieller Terrorist, also schaffen wir das Bargeld ab.
Solche Szenarien gibt es eigentlich nur in Filmen, in denen Banker (z.B.: The Wolf of Wall Street) alles offiziell über Banken überweisen, nur Mafiosi führen Koffer voller Bargeld mit sich.
Darüber hinaus kommt noch Big Data ins Spiel bei Einkäufen, die mit Plastikgeld bezahlt werden. Denn Algorithmen, die passende Produkte auf den Kunden zuschneiden sollen, können ein bisschen mehr. Die USA zeigten es wieder vor:
2014 kam es zu einem Vorfall in Minnesota in einer Filiale der Supermarktkette Target. Diese Supermarktkette erfand den Schwangerschafts-Vorhersage-Wert, ohne zu bedenken, dass solche Vorgehensweisen einen vehementen Einfluss aufs Familienleben haben können.
Eines Tages wurde Werbung, in der Babyprodukte beworben wurden, an einen Haushalt geschickt, adressiert an die 16-jährige Tochter. Diese Werbung bekam ihr Vater in die Hände. Daraufhin machte er sich wütend zum Supermarkt auf und beschimpfte das Personal der Target-Filiale, wie sie dazu kämen, seiner Tochter Babyprodukte anzubieten. Wie ist es dazu gekommen? Dieser Algorithmus kann anhand des Konsumverhaltens von Frauen feststellen, ob sie (mit gewisser Wahrscheinlichkeit) schwanger sind oder nicht, und zwar durch die Beobachtung folgender Faktoren:
- Eine automatische Registrierung bei einem Baby-Geschenke-Service.
- Schwangere kaufen ab dem dritten Schwangerschaftsmonat meist parfümfreie Lotionen…
- …und einige Wochen später spezielle Nahrungsergänzungsmittel.
- Bei voranschreitender Schwangerschaft wird ein einheitliches Muster erkennbar.
Das Ergebnis:
Die Supermarktkette schloss daraus auf den jeweiligen Geburtstermin und legte Produktlisten an, die sozusagen als Frühwarnsignal für Schwangerschaften bei Kundinnen dienten.
Nach einem Arztbesuch mit seiner Tochter stellte sich heraus, dass sie tatsächlich schwanger war. Der Vater entschuldigte sich schließlich bei der Target-Filiale.
Ähnliches könnte passieren, wenn Kunden unwissentlich bestimmte Produkte kaufen, die als Ausgangsstoffe für Drogen oder Bomben dienen könnten. Solche Szenarien gibt es im Film Minority Report.
Die Abschaffung des Bargeldes und der damit einhergehende Zwang zur Benutzung von Bankomat- oder Kreditkarten verstößt gegen zwei Artikel der Allgemeinen Erklärung der Menschenrechte:
Artikel 11 – Unschuldsvermutung; keine Strafe ohne Gesetz
- Jeder Mensch, der einer strafbaren Handlung beschuldigt wird, ist so lange als unschuldig anzusehen, bis seine Schuld in einem öffentlichen Verfahren, in dem alle für seine Verteidigung nötigen Voraussetzungen gewährleistet waren, gemäß dem Gesetz nachgewiesen ist.
- Niemand kann wegen einer Handlung oder Unterlassung verurteilt werden, die zu dem Zeitpunkt, zu dem sie erfolgte, auf Grund des nationalen oder internationalen Rechts nicht strafbar war. Desgleichen kann keine schwerere Strafe verhängt werden als die, welche zum Zeitpunkt der Begehung der strafbaren Handlung anwendbar war.
Und:
Artikel 12 – Schutz der Freiheitssphäre des Einzelnen
Niemand darf willkürlichen Eingriffen in sein Privatleben, seine Familie, sein Heim oder seinen Briefwechsel, noch Angriffen auf seine Ehre und seines Rufes ausgesetzt werden. Jeder Mensch hat Anspruch auf rechtlichen Schutz gegen derartige Eingriffe oder Anschläge.
Wenn ausschließlich mit Plastikgeld bezahlt wird, können durch Sicherheitslücken oder gezielten Datenhandel hochsensible Daten, wie Gesundheitsdaten, Kaufverhalten etc., in die falschen Hände geraten. Dies kann zu einer Diskriminierung am Arbeitsplatz, zu einer Vorverurteilung wie z.B. wegen Geldwäsche oder gar zu gesellschaftlicher Ausgrenzung führen.
Als Bürger hast du das Recht, den anonymen Zahlungsverkehr in Anspruch zu nehmen. Folgende Tipps sollten dazu beachtet werden:
- Bezahle immer mit Bargeld, wo es möglich ist.
- Verzichte auf Kundenkarten.
- Wenn du keinen Bogen ums Plastikgeld machen kannst, besorge dir eine Prepaid-Karte.
- Führe keine privaten Transaktionen via Online-Banking durch.
- Vermeide Online-Einkäufe oder nutze anonyme Plattformen.
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