Postcoronomics – Im Gespräch mit Sebastian Dullien und Matthias Machnig

Wirtschaft

In dieser Onlinediskussionsrunde des BSA vom 28. März 2023, diskutieren der Ökonom Dr. Sebastian Dullien und der Unternehmensberater Matthias Machnig darüber, wie sich Märkte, Staaten und Unternehmen auf die sich transformierende Wirtschaft und Gesellschaft anpassen bzw. einstellen sollten.

Der ehemalige Bundesgeschäftsführer des SPD Matthias Machnig, der am Buch, das für diese Veranstaltung titelgebend war, Feder führend mitgearbeitet hat, sieht eine starke Diskrepanz – sowohl auf nationaler wie auch auf EU-Ebene – zwischen den Zielen, die sich die Staaten bzgl. Klimawandel gegeben haben, und den Politiken, die zur Umsetzung dieser Ziele notwendig wären. Machnig spricht von Klimamathematik: es werden Ziele festgelegt, zu deren Erreichung die unterschiedlichen Sektoren Vorgaben erhalten, ohne diesen das notwendige Instrumentarium bereitzustellen. Dies werde auch deshalb benötigt, um die Akzeptanz der Bevölkerung für diese Transformation zu gewinnen: denn die Transformation muss gelingen, ohne dass der Wohlstandsverlust der Menschen zu groß ausfällt. Ebenso wichtig ist es, die Rohstoffabhängigkeit von Regionen außerhalb Europas (die wesentlich größer ist, als die Energieabhängigkeit), zu reduzieren, um künftig resilienter gegenüber globalen Krisen zu sein.

Für den Professor für Allgemein Volkswirtschaftslehre an der HTW Berlin Dr. Sebastian Dullien gilt das berühmte Scholz’sche Wort der Zeitenwende auch für das ökonomische Denken. Vor Corona wurde vor allem auf die Regulierungskraft des Preises (Emissionshandel) gesetzt. In der Krise haben wir dann aber gemerkt, dass der Preis allein nicht ausreicht, da sich durch diesen die Produktion vieler Güter (vor allem jener, die das Klima und die Umwelt belasten) nach Asien verlegt hat und die europäische Wirtschaft ob der fehlenden Komponenten auf Grund der Unterbrechung der Lieferketten von Stillständen betroffen war. Auch die hohe Abhängigkeit von russischem Öl und Gas wurde uns auf drastische Weise vor Augen geführt. Künftig wird man darauf achten (müssen), dass auch in Europa genügend klimaverträgliche Produktionsstätten für kritische Güter vorhanden sind.

Warum das Verhältnis von Markt und Staat neu gedacht werden muss, warum die Zustimmung zu den gesetzten Zielen auch in der Wirtschaft grösser ist als gedacht, woher die Probleme am deutschen Wohnungsmarkt stammen in welche gesellschaftlichen Schwierigkeiten diese auslösen, welche Rahmenbedingungen für die Resilienzstrategie geschaffen werden müssen und wie man den Fachkräfteengpass begegnen muss sind weitere Fragen, die diskutiert und teilweise auch beantwortet werden – Publikumsfragen inbegriffen.

Credits

Image Title Autor License
BSA – Postcoronomics-YOUTUBE-IPHP Wolfgang Müller CC BY SA 4.0