New World, New Work – Die Arbeitswelt im Wandel (37. Internationale Sommergespräche)
Wie sehen wirtschaftliche Perspektiven nach der Covid-19-Pandemie aus?
Wie entwickelt sich der österreichische Arbeitsmarkt?
Und wie konnte die Krisenzeit von regionalen Betrieben überstanden werden?
Veronika Bohrn Mena hat sich in den letzten zehn Jahren mit den Veränderungen des Arbeitsmarkts beschäftigt und war bis 1. Mai 2021 hauptberuflich in der Gewerkschaft der Privatangestellten in der Interessensvertretung tätig, wo sie sich vor allem mit der atypischen Beschäftigung auseinandergesetzt hat. Sie stellt ihr Referat bei der Wirtschaftsmatinee der 37. Internationalen Sommergespräche zum Thema „New World. New Work.“, die vom Journalisten Dr. Reinhard Linke moderiert wurde, unter den
Titel „Aus der Krise in die Krise – ziehen wir die Reißleine“.
Jedes Beschäftigungsverhältnis, das kein unbefristetes Vollzeitverhältnis ist, ist wissenschaftlich betrachtet atypisch und betrifft in etwa ein Drittel der Beschäftigten in Österreich erklärt Frau Bohrn Mena . Viele Frauen und junge Beschäftigte fallen in diese Kategorie und verdienen im Durschnitt 25 % weniger als andere Angestellte/Arbeiter.
Das Sozialversicherungssystem, der Wohlfahrtsstaat und auch die Infrastruktur werden in Österreich zum Großteil von Arbeitnehmer/innen finanziert, die dauerhaft stabil mit einem soliden Lohnwachstum beschäftigt sind. Wenn diese Beschäftigten immer weniger werden, wirkt sich das auf unser gesamtes System negativ aus. Es ist klar, dass Jugendliche in Zukunft Schwierigkeiten haben werden, das zu erhalten, was ihre Eltern geschaffen haben.
Was brauchen wir in Zukunft und wie können wir aus der Covid-19-Pandemie herauskommen? Laut Bohrn Mena müssen wir darauf achten, dass unser System stabil bleibt und wir die Einkommensschere in den Griff bekommen, selbst wenn das heißt, dass regulierend eingegriffen werden muss. Menschen, die dieselbe Arbeit verrichten, müssen laut der Arbeitsmarktexpertin auch dasselbe verdienen.
Trendforscher Franz Kühmayer beschäftigt sich seit 15 Jahren mit der Frage wie Arbeit und Unternehmensführung in Zukunft gelingen können. In seinem Referat „Der Blick nach vorne“ fordert er einen breitflächigen Diskurs über die Transformation der Arbeitswelt. Die Krise war ein Evolutionsbeschleuniger und ein typisches Beispiel für Disruption: Veränderungen mit geringen Eintrittswahrscheinlichkeiten und großen Auswirkungen. Sich auf Disruption vorzubereiten ist nicht hilfreich, denn Unternehmen müssen sich systemisch vorbereiten. Aber wie soll das in volatilen Zeiten in Zukunft funktionieren? Kühmayer erklärt, dass wiele Erfolgserlebnisse in der Krise der Improvisation und der Toleranz geschuldet sind.
Schlüsselerkenntnisse aus der Transformation der Arbeitswelt forcieren Adaption und neue Modelle. Gesundheit am Arbeitsplatz ist ein wesentliches Differenzierungsmerkmal für gute Arbeit und sollte nicht nur ein Phänomen der Pandemie sein. Welche Motivation gibt es, um vom Home-Office wieder ins Büro zurückzukehren? Nicht nur Nützlichkeitsaspekte, sondern auch kulturelle Aspekte wie die Unternehmenskultur und das Sozialsystem im Unternehmen spielen dabei eine große Rolle. Laut Kühmayer ist unser Vorteil gegenüber Maschinen, dass wir schöpferisch tätige und soziale Wesen sind. Der Trendforscher stellt am Ende seines Referats die Frage in die Raum, was wir tun würden, wenn wir nicht arbeiten müssten, und erzählt von Untersuchungen, die beweisen, dass zwei Drittel aller Menschen, die einen Sechser im Lotto gewinnen, trotzdem in etwas anderer Form weiterarbeiten möchten. Wir sollten auf Beschäftigungsverhältnisse hinarbeiten, die unter guten Arbeitsbedingungen stattfinden, sinnstiftend für den Einzelnen und sinnstiftend für die Gesellschaft sind.
Im weiteren Verlauf der Wirtschaftsmatinee beschreiben regionale Wirtschaftsvertreter wie sie die vergangenen eineinhalb Jahre, die vom Coronathema dominiert waren, erlebt haben.
KommR Christof Kastner, Obmann des Wirtschaftsforums und geschäftsführender Gesellschafter der KASTNER GRUPPE spricht über die Erkenntnisse aus der Krise. Die Auswirkungen der Covid-19-Pandemie riefen mit einer rasenden Geschwindigkeit riesige und scheinbar unlösbare Probleme hervor. Die Covid-19-Pandemie hat die Probleme des bisherigen Wirtschaftens offengelegt. Die Schlagworte „mehr“, „besser“, „schneller“ und „billiger“ werden in seinem Impulsreferat „Im Jahr 1 nach Corona“ umrissen.
Ing. Robert Pollmann ist geschäftsführender Gesellschafter des Automobilzulieferers Pollmann International GmbH und spricht über seinen Betrieb „in einer durchwirbelten Weltwirtschaft“. Als Eigentümer ist ihm in dieser Zeit vor allem der starke Zusammenhalt innerhalb der Belegschaft positiv aufgefallen. Die Entscheidungen, die das Unternehmen im Rahmen der Covid-19-Maßnahmen getroffen hat, wurden von allen Beschäftigten unterstützt, wodurch ein drastisches Ansteigen der Infektionsrate im Unternehmen verhindert werden konnte. Die räumliche Flexibilität, Homeoffice und Shared Desk zählt Pollmann zu den Vorteilen, die aus der Krise entstanden sind.
Credits
Image | Title | Autor | License |
---|---|---|---|
New World, New Work – Die Arbeitswelt im Wandel | Wolfgang Müller | CC BY SA 4.0 |