Mag. Michael Mazohl – Digitalisierung, Sozialdemokratie & Kunst
Der Fotograf und Chefredakteur des Magazins Arbeit und Wirtschaft (A&W), Mag. Michael Mazohl, spricht mit Alexander Stipsits über die vielfältigen Veränderungen, die Digitalisierung und Maschinisierung in unserem Leben bewirkt haben und bewirken werden. So wird der Quantencomputer demnächst eine weitere Revolution unserer Lebenswelt(en) einleiten. Zahlreiche Berufe werden wegfallen, andere hochqualifizierte werden entstehen.
Das bedingungsloses Grundeinkommen sieht Mazohl hier nicht als Lösung, denn wie hoch soll es sein, für wen soll es gelten (nur für Staatsbürger ?) und wer soll es bezahlen? Auch die sinnvolle Bedarfsorientierung würde wegfallen, wenn jeder das BGE erhält.
Im Gegensatz zu Portugal und Spanien steckt die Sozialdemokratie im deutschsprachigen Raum in einer handfesten Krise, vor allem deshalb, weil die Portugiesen echte Sozialpolitik betrieben haben, so Mazohl. Die SPÖ hingegen beschäftigt sich seit Jahren mit sich selbst, und ihre Agenda ist schwerer zu verkaufen, als jene von rechten Parteien: die Angst vor Migranten ist leichter zu vermitteln, als Lösungen für das Pensionssystem oder den Klimawandel.
Der Leistungsmythos, der von den rechten Parteien vertreten wird, hilft vor allem den Stärkeren in der Gesellschaft. Nur wer leistet ist etwas wert. Diese in weiten Teilen der Gesellschaft verfangene Rhetorik führt langfristig zu einer Aushöhlung erkämpfter Rechte (Arbeitnehmerschutz etc). Grundsätzlich ist der Leistungsgedanke nichts Schlechtes, aber wenn er überhandnimmt und die soziale Komponente des Menschen immer mehr unterdrückt wird, kommt es zu schweren gesellschaftlichen Verwerfungen gibt Mazohl zu bedenken. Hinzu kommt die Spaltung der Gesellschaft, die vor allem von Schwarzblau befördert wurde.
Weitere wichtige Themen dieses interessanten Interviews sind das Studium der digitalen Kunst und die Bedeutung der Kunst für die Reflexion der Gesellschaft, die Bildsprache in der Fotografie und der damit verbundene Narrativ, die Tendenz zu einfachen Lösungen in komplexen Situationen und politische Führerfiguren und deren Inszenierung.
Credits
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Michael Mazohl | Wolfgang Müller | CC BY SA 4.0 |