Menschenhandel – oder wie ein Teil der modernen Sklaverei funktioniert
Veranstaltungsdaten
- Datum
- 23. 5. 2017
- Veranstalter
- Diplomatische Akademie Wien
- Ort
- Diplomatic Academy of Vienna, Musikzimmer, Favoritenstraße 15, 1040 Vienna
- Veranstaltungsart
- Podiumsdiskussion
- Teilnehmer
- Heather Wokusch, Academic Council on the United Nations System – Vienna, Austria
- Nancy Rivard, President, Airline Ambassadors International, Virginia, USA
- Carlos Pérez, Coordinator of National Project against Trafficking in Persons and Migrant Smuggling, UNODC, Bogotá, Colombia
- Mary Shuttleworth, President, Youth for Human Rights International, California, USA
- Greg H.Bristol, President, The Human Trafficking Investigations & Training Institute, Virginia, USA
- Željka Momirović, Director of International Relations - Houston Airport System
- Gerald Tatzgern, Head, Central Services Combating Human Smuggling and Human Trafficking, Austrian Federal Ministry of the Interior
In der Diplomatischen Akademie in Wien hörte ich am Dienstag, dem 23. Mai, einer Bestandsaufnahme zum Thema „Moderne Sklaverei“ zu.
Die Vortragenden waren Nancy Rivard, Präsidentin von Airline Ambassadors International, einer Organisation, die sich für Aufklärung und günstigere Bedingungen einsetzt, um im Flugverkehr Menschenhandel zu bekämpfen und mögliche Opfer aufzuspüren.
Außerdem sprach Greg H. Bristol, der für das FBI tätig war und nun Präsident des Human Trafficking Investigations & Training Institute ist.
Eine Vertreterin des Flughafens in Houston, USA , Željka Momirović, Direktorin für internationale Beziehungen der Houston Airport System, schilderte die Möglichkeiten des Flughafenpersonals, um Human Trafficking einzuschränken und zu verhindern.
Als vierte und letzte Vortragende zog Mary Shuttleworth, Gründerin der internationalen Organisation Jugend für Menschenrechte, eine Verbindung zwischen dem Bewusstsein für Menschenrechte und dem bestehenden Menschenhandel. Eine Menschenrechtsorganisation, die übrigens eine Verbindung mit Scientology aufweist und durchaus schon vorsichtig entsprechenden Inhalt hat einfließen lassen. Mary Shuttleworth ist ebenfalls Scientologin; dieser Einfluss war beim Vortrag selbst nicht ersichtlich, hat sich aber bei weiterer Recherche herausgestellt.
Als Moderatorin führte Heather Wokusch durch den Vortrag. Sie ist akademischer Beirat der Vereinten Nationen.
Zu Beginn eröffnete sie mit der Angabe, dass laut der internationalen Arbeitsorganisation 201 Millionen Menschen von Menschenhandel betroffen seien. Davon werden ungefähr 68% zur Zwangsarbeit genötigt.
Nach diesen Worten wurde Nancy Rivard vorgestellt, die mit ihrem Beitrag zum Thema begann. Ihre nichtstaatliche Organisation „Airline Ambassadors International“ wurde 1992 gegründet, sie ist vom US-Kongress sowie von der UNO anerkannt und in 62 Nationen tätig.
Alsbald hätten sie in vier weiteren Fluglinien Opfer von Menschenhandel mithilfe von zwölf Personen, die die entscheidenden Hinweise gegeben hatten, identifiziert. Dieser Fall deckte in Boston einen weiteren Fall auf, in welchen 86 Kinder involviert gewesen seien. Es wurde von staatlichen Seiten schon im Jahr 2000 ein UNO-Zusatzprotokoll zum Thema Menschenhandel angefertigt, und in den USA gab es vermehrt Kampagnen zu diesem Thema. Jedoch gab es bis dahin keine Reaktion und keine Bemühungen zur Bekämpfung seitens der Flugindustrie selbst.
Da die US-Regierung keine langfristigen effektiven Maßnahmen setzte, begann AAI, selbst ein Programm zum Training auf das Erkennen und Verhindern von Menschenhandel in der Flugindustrie zu entwickeln. Dies geschieht auf freiwilliger Basis.
Idealerweise sehe dann die Kommunikation so aus: Eine Flugbegleiterin erkennt ein mögliches Opfer von Menschenhandel und teilt dies dem Piloten mit. Dieser funkt die Information an den Zielflughafen weiter. Da es aber kein Gesetz dafür gibt und dies nur freiwillig geschieht, würde diese Information von den Piloten oft als übertrieben angesehen und nicht weitergegeben.
AAI setzt sich daher derzeit in den USA dafür ein, dass die Regierung mehr Initiative ergreift. Wichtig sei es, sich bei einem Verdacht normal zu verhalten und die Information an die Strafverfolgungsbehörden weiterzuleiten, anstatt selbst einzugreifen.
Es gibt dafür auch eine Handy-App, genannt „TIP Line“, die im Google Play Store und im App Store verfügbar ist. Die App trainiert die Erkennung von Opfern und verfügt über eine Infrastruktur, mit der eine Nachricht an die lokale Strafverfolgung geschickt werden kann.
Nach diesen Worten wurde die nächste Vortragende vorgestellt: Željka Momirović. Sie ist an zwei Flughäfen in der Nähe der Stadt Houston für diplomatische Angelegenheiten und internationale Protokolle zuständig. Darüber hinaus fungiert sie als Koordinatorin zwischen den beiden Flughäfen und AAI und leitet Trainings für zukünftige Flughafenmitarbeiter.
Sie erklärte zunächst grob, wie ein Flughafen aufgebaut ist:
Als Željka über diese Tatsache mit dem Vorstand sprach, gab es sehr viel Zurückhaltung. Das Argument war, dass es die Kunden abschrecken würde, wenn man sich für eine größere Aufmerksamkeit gegenüber möglichem Menschenhandel einsetze. Als Reaktion auf diese Abwehrhaltung initiierte sie gemeinsam mit AAI ein Training auf freiwilliger Basis, und dieses zeigte gerade wegen der Freiwilligkeit Erfolg.
Nach diesem kleinen Exkurs kam der dritte Gast auf die Bühne:
Greg H. Bristol war von 1987 bis 2010 als FBI Special Agent zuständig für die Untersuchungen in Fällen von Spionageabwehr, öffentlicher Korruption, Aktienbetrug und Zivilrechtsverletzungen. Letzteres schließt auch Menschenhandel mit ein. Anschließend war er 13 Monate als Special Agent für den Special Inspector General for Afghanistan Reconstruction (SIGAR) tätig. Dies ist eine Aufsichtsinstitution der USA, die den Wiederaufbau in Afghanistan überwacht.
2012 ging er wieder in die USA zurück und gründete dort das Human Trafficking Training Institute, das Kurse für die Strafverfolgung in Bezug auf Menschenhandel anbietet. Hierbei erzählt er, dass er selbst während seiner Karriere kein einziges Training für Menschenhandel erhielt.
Er schilderte, wie Entführer und Menschenhändler vorgehen würden:
Für die Strafverfolgung ist die Home Land Security zuständig. Wenn Kinder mit United Airlines transportiert werden, ist es sogar möglich, sie ohne Probleme an irgendeine Person zu übergeben. Opfer und Täter haben öfters auch ein gemeinsames Tattoo, das bei Mädchen oft auch direkt auf die Zunge tätowiert wird. Auf solche Auffälligkeiten zu achten, ist die Aufgabe eines trainierten Polizisten.
Mr. Bristol meint, das schwächste Glied sei die Strafverfolgung, da sie sich nicht auf Menschenhändler konzentriere. Auf 1.500 Drogendealer, die verhaftet werden, kämen nur 300-400 Menschenhändler. Er habe auch mit Prostituierten in Washington D.C. gesprochen: Ein Großteil von ihnen sei nicht freiwillig auf der Straße.
Einem Großteil der Polizeichefs in den USA seien diese Dinge gar nicht bewusst. Er betont am Schluss, wie wichtig ein Training sei, das für einen normalen Polizisten vier Stunden und für einen Polizeichef drei Tage dauere.
Nach dem Ende seines Vortrages betrat als letzte Referentin Mary Shuttleworth die Bühne und sprach zum Thema Menschenrechte. Allerdings erwähnte sie nur die Wichtigkeit von Menschenrechten und präsentierte ein paar Projekte in Australien und in Afrika, blieb insgesamt aber recht vage.
Credits
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NOT for sale: human trafficking | Ira Gelb | CC BY-ND 2.0 |