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Meine Begegnung mit Seiner Heiligkeit, dem 14. Dalai Lama
Meinung
Mein Interesse am Buddhismus wurde bereits während meiner Schulzeit geweckt, als ich zum ersten Mal das Buch „Siddhartha“ von Hermann Hesse las. Darin findet sich der Protagonist Siddhartha auf seiner spirituellen Reise selbst und erzählt von seiner Zeit in Gautama Buddha. Schritt für Schritt erfuhr ich mehr über den Buddhismus, der in seinem Ursprung auf das alte Indien bis ins 6. oder 4. Jahrhundert v. Chr. zurückgeht. 2016 ging ich nach Nepal, wo ich mich schließlich komplett in den Buddhismus verliebte. Mein Wunsch, den gegenwärtigen Dalai Lama zu treffen, intensivierte sich.
Dann vergingen einige Monate, und ich reiste nach Ladakh (Indien), das wegen des starken Einflusses des tibetischen Buddhismus auch „Klein Tibet“ oder „Das Land der Lamas“ genannt wird. Dort besuchte ich an die zwanzig verschiedene Tempel, nahm an diversen buddhistischen Festen teil und sprach mit unterschiedlichen Lamas (buddhistischen Mönchen). Ich war schier begeistert!
Später suchte ich McLeodganj, Dharamshala, in Himachal Pradesh (Nordindien) auf. Dies ist ein ganz besonderer Ort, zumal es sich dabei um die aktuelle Heimatstadt des 14. Dalai Lama, des spirituellen Führers Tibets, handelt. Im Jahre 1950 drangen die Chinesen in Tibet ein. Neun Jahre später, im Zuge der brutalen Unterdrückung der Tibeter in Lhasa (der Hauptstadt Tibets), sah sich der 14. Dalai Lama im zarten Alter von 23 Jahren gezwungen, aus Tibet zu fliehen. Seine Flucht dauerte mehr als zwei Wochen an, bis er schließlich sicher in Indien ankam, das ihn, seine Familie und seine Anhänger willkommen hieß und ihm das Exil in Dharamshala gewährte. Dharamshala wiederum entwickelte sich stetig zu „Little Lhasa„.
Nach der Ankunft des Dalai Lama in McLeodganj errichtete er die Regierung Tibets im Exil sowie mehr als 200 Klöster. Um darüber hinaus seine Kultur und Tradition zu wahren und tibetischen Kindern etwas über ihre Tradition lehren zu können, ließ er diverse Schulen, Universitäten, tibetische Kinderdörfer für Waisenkinder sowie das Tibetische Institut für darstellende Kunst erbauen. McLeodganj ist übrigens einer meiner Lieblingsorte auf der Welt!
Heute, der 10. Mai 2018, der Tag, an dem Buddha seien Erleuchtung unter dem Bodi-Baum in Bodhgaya, Bihar (Indien), fand, ist zudem jener Tag, an dem ich endlich den 14. Dalai Lama persönlich treffen darf. Schon früh am Morgen begebe ich mich in Richtung des Dalai Lama-Tempels in McLeodganj; obwohl ich eine halbe Stunde zu früh da bin, ist die Schlange der Wartenden schon sehr lang. Ich stelle mich auf die Treppe, da das Haupttor blockiert wurde. Sehen kann ich nicht wirklich etwas.
Nach einer Wartezeit von dreißig Minuten, als ich – da ich mich der Menschenmassen wegen bereits unwohl fühle – beschließe zu gehen, sehe ich ihn plötzlich: Der Dalai Lama und sein Sicherheitspersonal kommen näher. Du meine Güte! Welch erhebendes und schönes Gefühl – ich kann meine Tränen vor Glück nicht mehr zurückhalten. Alle Menschen um mich herum scheinen dasselbe zu fühlen – eine Energie entsteht, eine Aura rund um uns, die plötzlich so mächtig ist.
Sobald der Dalai Lama eintritt, öffnet sich das Tor und ich kann den Tempel betreten. Ich suche einen Platz in der hellen Mittagssonne aus – denn dort will niemand sonst stehen, der Platz bietet aber eine recht gute Aussicht. Um mich herum sind Menschen aus aller Welt; verschiedene Rassen und Religionen treffen aufeinander, und ein Gefühl der Einheit liegt in der Luft.
Plötzlich herrscht Stille und wir beginnen gemeinsam mit dem Singen der tibetischen Nationalhymne und dem Schwenken tibetischer Fahnen. Ein Gefühl von Harmonie entsteht. Auch wenn ich nicht verstehe, was der Dalai Lama spricht, wirkt seine Stimme sehr beruhigend auf mich. Sie ist wie Balsam auf meine Seele. All diese Erfahrung, ganz einfach dort zu sein und sämtliche Geschichten über Tibet zu erfahren, auch dass es politische Proteste gibt, die in Selbstmorden ausarten – z.B. setzen sich Nonnen in Brand. Ich erfuhr auch, dass Familien auseinandergerissen wurden, weil sie sich nur ein Kind leisten konnten, dass sie nach Indien gingen, und jetzt kaum noch telefonieren dürfen. All dies war sehr lehrreich, da man im Westen nicht (viel) darüber in den Nachrichten erfährt.
Meine Bewunderung für die Tibeter wuchs, da sie – obwohl sie ihr Land, vielleicht auch ihre Familie verloren hatten – nicht ihre Hoffnung verlieren und dabei auch nichts an Freundlichkeit, Humor und ihrem guten Herz einbüßen. Sogar der Dalai Lama meinte, dass es eine Heimkehr nach Tibet geben werde und dass man dann tanzen und ein großes Fest veranstalten werde. Bei dieser Gelegenheit wurde auch erwähnt, dass es Nelson Mandela gelungen sei, die Demokratie in Südafrika einzuführen und Martin Luther King Jr. ebenso einen Traum hatte, der verwirklicht wurde. Dass es also Hoffnung und den Glauben daran gebe.
Und dann machten wir den Weg frei, um den Dalai Lama passieren zu lassen. Alle erwiesen ihm Respekt und knieten vor ihm nieder. Trotz der Maßnahmen des Sicherheitspersonals, ihn vor Berührungen mit den Händen der Menschen zu schützen, näherte er sich von sich selbst aus den Menschen und griff nach den Händen seiner Fans. Ich hatte leider nicht die Ehre einer Berührung, durfte aber in sein Gesicht sehen und war ihm so nah, was mir mehr als nur genug bedeutet – er ist einfach so freundlich, gutherzig und wirkt erfüllt. Und sein Wesen strahlt pure Glückseligkeit und Freude aus.
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