Mein Freiwilligendienst in Gaziantep: Wie alles begann

Freiwilligendienst Gaziantep
Lebenswelten

Als ich diesen Text schreibe, sind noch nicht einmal zehn Tage vergangen, seitdem ich von meinem Kurzzeit-Freiwilligendienst im türkischen Gaziantep zurückgekehrt bin.

Und ich bin immer noch begeistert von dem, was einem alles passieren kann, wenn man sich selbst erlaubt, auf eine Reise mitgenommen zu werden.

Aber beginnen wir ganz am Anfang.

Ende März entdeckte ich das Projekt auf dem Europäischen Jugendportal, das Freiwilligendienste sowie Arbeits- und Ausbildungsmöglichkeiten für junge Leute in Europa anbietet. Ich war planlos von einer Webseite zur anderen gesurft auf der Suche nach einem Sommerprojekt mit Flüchtlingen und Migranten, bis ich darauf gestoßen war.

Ich weiß nicht genau, wie ich es erklären soll, aber sobald ich die Projektbeschreibung las, spürte ich, wie sich ein Funke der Begeisterung in mir entzündete. Ich musste da einfach mitmachen! Um ehrlich zu sein, war mir nicht wirklich klar, wie ich überhaupt auf diese Internetseite gestoßen war. Und noch viel wichtiger: Ich hatte keine Ahnung, was ein EFD war. Doch das fand ich sehr schnell heraus, und in diesem Moment spürte ich einen weiteren Funken der Begeisterung.

Freiwilligendienst Gaziantep

EFD steht für Europäischer Freiwilligendienst (englisch European Voluntary Service , EVS), und ein EFD-Projekt ist eine Art Partnerschaft zwischen zwei oder mehr teilnehmenden Organisationen. Die Freiwilligen, die zwischen 17 und 30 Jahre alt sein sollten, werden durch eine Organisation ihres Heimatlandes in ein anderes Land ausgesendet, wo sie eine dort ansässige Organisation empfängt und während ihrer Dienstzeit unterbringt und versorgt.

Die Projekte dauern zwischen zwei Wochen und zwölf Monaten und teilen sich in Kurzzeit- und Langzeitprojekte auf. Die Kurzzeitprojekte dauern zwischen zwei Wochen und zwei Monaten, Langzeitprojekte zwischen zwei und zwölf Monaten.

Die Teilnehmer arbeiten in einem breit gefächerten Tätigkeitsfeld zusammen mit jungen Leuten aus anderen Ländern und mit anderem Hintergrund. Die Reisekosten werden gedeckt, und man erhält außerdem eine kostenlose Unterkunft, Versicherung, Verpflegung sowie ein Taschengeld.

Die Projektbeschreibung war ziemlich kurz, dennoch nahm sie mich sofort gefangen.

Die Freiwilligen sollten mit benachteiligten Menschen in der türkischen Stadt Gaziantep arbeiten, die nur rund 90 Kilometer von Aleppo entfernt liegt, und sich dabei vor allem auf Ausbildung und andere Unterstützung für syrische Flüchtlinge konzentrieren.

Ich begann sofort mit ein paar Recherchen über die ausführende Organisation, die Stadt Gaziantep sowie darüber, wie die Flüchtlinge dort leben und wie sie behandelt werden. Ich schrieb ein paar Emails und telefonierte mit der Organisation Scambieuropei, die mich aus meinem Heimatland Italien entsenden würde. Doch tief in meinem Inneren hatte ich mich eigentlich schon längst dazu entschlossen, es zu machen.

Ich überarbeitete meinen Lebenslauf und verfasste ein Motivationsschreiben. Anders als ich erwartet hatte, dauerte es ziemlich lange, bis ich eine klare Antwort von den beiden Organisationen, der entsendenden in Italien und der empfangenden in der Türkei, erhielt. Verglichen mit meinen früheren Erfahrungen in der Arbeit mit sehr kleinen NGOs war die Kommunikation sehr langsam und schleppend. Es war wie eine Kette, die die ganze Zeit nicht wirklich rund lief.

Ich musste zunächst meine Bewerbung an die italienische Entsendeorganisation schicken. Danach hatte ich ein Telefongespräch mit ihnen, weil sie sichergehen wollten, dass ich über Art und Inhalt des Projekts informiert war und auch über die instabile politische Situation in der Türkei. Sobald sie mich als geeignet anerkannt hatten, musste ich den restlichen Bewerbungsprozess direkt mit der empfangenden türkischen Organisation GEGED zu Ende führen.

Am Ende, nach etlichen Verschiebungen und Problemen (nicht zu erwähnen die endlosen Auseinandersetzungen mit meinen Eltern), konnte ich Ende Juni endlich meine Flüge buchen. Meine Reise würde mich von Mailand über Istanbul nach Gaziantep führen, wo ich insgesamt sechs Wochen, vom 1. August bis Mitte September, bleiben würde.

Und es war eines der besten Dinge, die ich jemals gemacht habe!

Unvoreingenommen, mit offenem Geist und offenem Herzen, nach Gaziantep zu reisen, eröffnete mir Gelegenheiten, für die ich ewig dankbar sein werde. Es gibt so viele Momente und Geschichten, die ich unbedingt mit euch teilen will – und werde.

Auch jetzt noch bin ich fasziniert und aufgeregt, wie wichtig und unvergesslich 45 Tage sein können, wenn man sich selbst erlaubt, auf eine Reise mitgenommen zu werden.

Fortsetzung folgt …

Übersetzung Englisch-Deutsch: Martin Krake

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Freiwilligendienst Gaziantep Freiwilligendienst Gaziantep Sara Marzorati CC BY-SA 4.0