Lernen anders: Auswege aus der Schulmisere – Mag. Dr. Dr. Stefan Unterberger
Idealism prevails führte mit Mag. Dr. Dr. Stefan Unterberger ein ausführliches Gespräch zum Anlass des neuen Schuljahres. Unterberger gründete und leitet als Obmann die Vereine „Wiener Lerntafel“ und „Schulerfolg“ und gilt als Experte für Bildungsalternativen. Hier folgt ein Auszug des Interviews.
Zur Wiener Lerntafel:
Zuerst war es ein Raum von 186 Metern, in dem dann plötzlich fünf Kinder im Alter zwischen 6 und 14 gekommen sind, und drei Freunde von mir haben den ersten Unterricht gemacht. Nach eineinhalb Jahren mussten wir den Platz verlassen, weil er zu klein geworden war. Momentan betreuen wir an zwei Standorten, in Simmering und Kagran, insgesamt zwischen 430 und 560 Kinder im Monat.
Sein neuer Verein „Schulerfolg“ ist eine u.a. auch vom Sozialministerium unterstützte Initiative, die sich insbesondere Jugendlichen ab der 9. Schulstufe zuwendet, deren Probleme einen Schulabbruch befürchten lassen. Hier wird in wohldurchdachter, angenehm toleranter Atmosphäre von Fachlehrern professionelle Hilfestellung geleistet – und das gratis. Stefan Unterberger gibt uns Einblick in die Hintergründe des Projekts sowie Details seiner täglichen Arbeit.
‚… ich habe hier das Motto von einem Schüler übernommen, der sagte: ‚Ihr macht hier ja Lernen beim Spaß…‘, und so soll es sein. Die Jugendlichen sollen draufkommen: ‚Wenn ich etwas lerne kann ich dabei auch Spaß haben.
Weiters erfahren wir von einem gerade in der Anfangsphase befindlichen Projekt, in dem es darum geht den Eltern von Kindern mit Lernschwierigkeiten Unterstützung zukommen zu lassen, sie zu befähigen, aktiv ihren Kindern zu helfen.
Es wird in Peergroups mit 10 bis 14 Eltern pro Moderatorin vermittelt, wie man die Lernausgangsbedingungen zu Hause verbessert, wie man die Kinder widerstandsfähiger machen kann, damit sie nicht aufgeben, und sie allgemein beim Lernen unterstützt. Es ist ja der dritte Kreis, der fehlt. Man hat die Schüler, die Lehrer, aber die Eltern haben keine Unterstützung.
Darüber hinaus suchen wir im Gespräch die möglichen Hintergründe der gegenwärtig nahezu hysterisch postulierten „Bildungskrise“, und Stefan Unterberger zeigt mögliche Lösungen auf – speziell im Hinblick auf die gegenwärtig wieder einmal in „vielleicht“-Umsetzung-befindliche Bildungsreform.
Auch das so komplex-emotionale Problem der Integration von zugewanderten Schülern und dessen Auswirkung auf den Schulalltag wird anhand realer Beispiele aus der Praxis beleuchtet.
Es geht um die Chance einander kennenzulernen, draufzukommen, uns unterschiedet nur der äußere ‚Hautsack‘, aber in unsren Bedürfnissen haben wir sehr viele Ähnlichkeiten.