Ich treffe eine Entscheidung
Ende Januar dieses Jahres beschloss ich, einen Monat lang alleine durch Marokko zu reisen. Erst kurz zuvor war ich von einer dreimonatigen Reise durch Südostasien und einem sechsmonatigen Freiwilligenprojekt in Mozambik nach Europa zurückgekehrt.
Für das Projekt, an dem ich zu dieser Zeit beteiligt war und in dessen Rahmen ich diese Reisen unternommen hatte, war noch ein letzter Teil zu erfüllen, bevor ich das Ziel erreicht hatte: der Teil, in dem wir präsentierten, was wir während dieses Projektes gemacht hatten, und unsere abschließende Beurteilung über unsere Entdeckungen abgaben. Da wir keine klaren Vorgaben hatten, wie dieser letzte Teil durchzuführen war, entschied ich mich, ein wenig kreativ zu werden und möglicherweise gleich eine neue Aufgabe zu übernehmen.
Meine Freunde und meine Familie in meinem Heimatland Rumänien wiederzusehen, gab mir ein leichtes Gefühl von Verwirrung. Ich hatte vergessen, wie man „zu Hause“ ist, und überraschenderweise fand ich an den Orten, an denen ich aufgewachsen war, nicht mehr das Gefühl von Sicherheit und Zugehörigkeit. Im Gegenteil, es gab mir ein Gefühl der Entfremdung von mir selbst und machte es schwierig für mich, eine Verbindung zu Leuten zu finden, die mir nahestanden. Ich trieb umher in Wolken aus Fragen und Gefühlen, die mir jeden Tag neue Dinge über mich selbst erzählten; eine Erfahrung, die sehr komplex und faszinierend, aber auch ziemlich mühsam war.
Lange Zeit war ich in Zweifel, wie ich eine Reise auf mich alleine gestellt organisieren könne; ich dachte, dass meine gelegentliche Schüchternheit mich daran hindern würde, mit Einheimischen oder anderen Reisenden in Kontakt zu kommen; ich dachte, ich würde mich langweilen, wenn ich nicht einige Erlebnisse mit Freunden teilen könnte; ich dachte, ich würde meine Reisepartner vermissen und die wunderbaren Momente, die wir gemeinsam erlebten; ich fragte mich, wie sicher es wäre, als Mädchen alleine zu verreisen; welche Grenzen ich mir selbst setzen würde und wie weit ich bereit wäre, meine Beschränkungen zu überschreiten.
Glücklicherweise ergab sich die Gelegenheit zu einer Zusammenarbeit mit einem Kulturinstitut in Agadir in Marokko. Ich schrieb sofort an die Kontaktperson dieses Instituts und fand einige Basisinformationen über ihre Arbeit heraus. Die Aktivitäten dieser Organisation erstreckten sich vor allem auf Kreativprojekte für junge Erwachsene, die die Jugend der marokkanischen Gesellschaft inspirieren sollten.
Ich befragte ein paar Freunde, die dieses Land bereits besucht hatten, nach ihrer Meinung, ob es für mich sicher wäre, alleine dorthin zu fahren. Ich suchte auf der Karte eine Route aus sowie ein paar Städte auf dem Weg und holte einige sehr knappe, allgemeine Informationen ein. Danach entschied ich, dass der letzte Teil meines Programms das Erleben der Kultur des nordafrikanischen Landes Marokko sein sollte.
Bei allen Abenteuern, die ich zuvor erlebt hatte, war ich immer mit mindestens einer Person zusammen gewesen, aber da ich Herausforderungen mag, wurde ich sehr aufgeregt und beschloss, das Wagnis einzugehen, das ich mir in den Kopf gesetzt hatte. Schnell hatte ich billige Tickets gefunden, die es mir möglich machen würden, den ganzen März mit meinen Erkundungen zu verbringen, und kaufte sie in den nächsten Tagen. Ich begann, ein bisschen über die Städte zu lesen, die ich auf meiner Route markiert hatte, ich sah mir ein paar Blogs und ein paar Bilder an und hatte bald – ohne allzu viele Details – meinen Trip geplant.
Ich wollte im Moment leben und die Reiseroute anpassen, sobald ich unterwegs weitere Informationen von anderen Reisenden und Einheimischen bekäme. Ich buchte in der ersten Stadt, in der ich landen würde, ein Hostel, packte eine kleine Tasche und war bereit.
Übersetzung Englisch-Deutsch: Martin Krake