Ich bin die Herrin meines Lebens
Ich habe mich selbst stets als eine Kämpferin angesehen, und zwar aus vielen Gründen: Am Ende mache ich immer das, was ich will. Ich nehme den Rat von einigen wenigen Leuten an, denen ich vertraue, aber dann entscheide ich nach eigenem Ermessen. Ich tue nichts nur deswegen, weil alle es machen, ich wähle immer den schwierigsten Weg und niemals den einfachsten, weil ich meine eigenen Grenzen austesten möchte. Und schließlich war der Satz: „Du musst mit dem auskommen, was du hast“ für mich niemals zutreffend. Das hat für mich immer zu noch größeren Problemen geführt …
Es ist lustig: Wenn man mich kennenlernt, scheine ich meinem Äußeren nach eine ganz gewöhnliche Person zu sein. Aber innen sieht es ganz anders aus.
Die Zeit hat mir geholfen, mich sehr zu verändern; in der Vergangenheit hatte ich viel zu kämpfen und zu leiden wegen der Konditionierung, die ich mitbekam. Aber das war einmal, jetzt habe ich mein eigenes Leben. Vor einigen Jahren wirbelte der Satz: „Du musst mit dem auskommen, was du hast“ wie verrückt in meinem Kopf herum, und nicht nur dort, sondern auch in meinem Herzen und meinem inneren Selbst.
Die Frage war: Muss ich wirklich mit dem zufrieden sein, wenn ich weiß, dass ich die Dinge besser machen kann? Und wieder war ich in einer Zeit des Wandels. Vor drei Jahren fiel mein Leben auseinander, nicht nur im übertragenen Sinn, sondern buchstäblich: Arbeit, Familie, Freunde, alle meine Bezugspunkte waren weg. Wollte Gott mich prüfen? Nein, ich prüfte mich selbst, denn ich bin der Oberbefehlshaber meines Lebens, nicht Gott.
Ich bin eine Kämpferin, und so begann ich zu kämpfen. Ich stellte mich allen meinen Ängsten, einer nach der anderen. Das verlangte mir viel Mühen ab. Ich weinte so viel. Ich arbeitete hart an mir. Ich litt. Ich ließ es zu, dass Menschen auf mir herumtrampelten, und stellte fest, dass ich das nicht mochte. Ich biss die Zähne zusammen. Ich bedauerte meine Entscheidung, mich zu verändern, ich hatte nicht gedacht, dass es so schwierig werden würde. Ich stellte mich selbst in Frage. Ich betete.
Wisst ihr was? Eines der Dinge, die mir in dieser Zeit am meisten wehtaten war, als Annibale zu mir sagte:
Sie trampeln auf dir herum, weil sie glauben, dass du keine Persönlichkeit hast.
Wir hatten an diesem Tag einen Riesenstreit! Ich war so wütend! Grundsätzlich glauben die Leute das von mir, weil ich nett und wohlerzogen bin, wenn ich meine Sichtweise ausdrücke. Ich werde nicht laut, um zu versuchen, meinen Standpunkt durchzusetzen. Ich verspüre nicht die Notwendigkeit, irgendjemanden zu überzeugen, sondern behalte meine Meinung lieber für mich.
Und aus diesen Gründen denken die Leute, dass ich „keine Persönlichkeit habe“? Was er sagte, brachte mich zum Nachdenken.
Mein Schloss stürzte ein! Ich fühlte mich verletzt! Ich fühlte mich verletzt, weil ich meine Persönlichkeit niemals in Zweifel gezogen habe. Ich dachte immer, ich hätte eine wohldefinierte Persönlichkeit; ich habe sicherlich kein großes Ego, aber ich wusste durchaus, wer ich bin.
Nach ein paar harten Jahren begann ich Mitte 2016, meine Balance zu verlieren. Meine Batterie war leer, ich hatte keine Energie. Ich kann eine Kämpferin sein, aber selbst eine solche muss irgendwann einmal innehalten und durchatmen. Ich glaube, diesmal hatte mich das Leben zu hart geschlagen.
An diesem Tag sagte mein Meister zu mir:
Persönlichkeit bedeutet, den Dingen gegenüber zu treten, und nicht, bloß vor ihnen zu erscheinen! Wenn deine Persönlichkeit stark ist, kannst du wie ein Lamm aussehen; und wenn deine Persönlichkeit wütend ist, kannst du aussehen wie eine Blume!
An jedem Tag betrittst du die Bühne des Lebens, doch manchmal ist es nötig, sie zu verlassen, um über die Entwicklung des Dramas nachzudenken, in dem du die Hauptrolle spielst. Von Zeit zu Zeit ist es nötig, das Leben zu verlassen und eine Weile hinter den Kulissen zu bleiben, um dir selbst die Möglichkeit zu geben, das Geschehen aus einem anderen Blickwinkel zu betrachten. Wenn du es nicht aus der Ferne betrachtest, bleibst du in deiner Rolle hängen.
Bedeutet das, etwas vorzutäuschen? Gegen die Regeln zu spielen? Anderen nicht mit dem nötigen Respekt zu begegnen?
Die Antwort auf jede dieser Fragen ist nein, denn wenn du im Inneren deines persönlichen Zuhauses bist, in deinem inneren Sein, dann bist du dein wahres Selbst. Du kannst in deinem Selbst nichts vortäuschen, nicht dir selbst und auch nicht den anderen. Du betrittst den Wettbewerb des Lebens und entwickelst deine Rolle darin, indem du deine Bereitschaft zeigst.
Es spielt keine Rolle, ob du dich müde oder unzufrieden fühlst; versuche stets, ein Lächeln auf deinem Gesicht zu haben, zu akzeptieren, zu teilen und deine vollständige Bereitschaft zu zeigen.
Du kannst einen wertvollen Tag aufbauen, indem du dich selbst aus dem Schauspiel herausnimmst, aus dem Bild, aus der Beurteilung der anderen, aus der Verdrehung der Tatsachen, aus dem Egoismus, aus der Arroganz. Wenn jeder sein Leben mit dieser Sorgfalt und Achtung führen würde, dann wären wir alle in der Lage, für das zu leben, was uns bestimmt ist.
Er hatte recht. Es dauerte eine Weile, bis ich die Bedeutung seiner Worte wirklich verstehen konnte, doch jetzt weiß ich, dass ich für meine Prinzipien aufstehen und ehrlich zu den Menschen sein kann, so, wie ich es immer tat, weil ich nichts vortäusche. Dass es richtig ist, höflich zu sein, und dies nicht bedeutet, keine Meinung zu haben. Dass ich niemandem erlauben werde, zu glauben, dass eine Person, die nach außen eine schöne Blume ist, in ihrem Inneren nicht doch gleichzeitig eine harte Kämpferin sein kann!
Übersetzung Englisch-Deutsch: Martin Krake
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Innere Stärke | BesartaVuqa | CC BY-SA 4.0 |