I am happy it was not just a dream
Es ist Samstag Abend. Ich habe mich gut im VPV Haus eingelebt und freue mich jeden Tag wieder über das ausgezeichnete Essen, das hier zwei Mal täglich für uns Volunteers zubereitet wird. Im Regelfall besteht es aus Reis und einer Vielzahl an anderen Töpfen mit Gemüse, Fleisch und anderen Köstlichkeiten, aus denen man sich nach Belieben bedient.
Bereits in meiner ersten Woche an der Hanoi University of Industry (HaUI) konnte ich verschiedene Lehrer und Studenten kennenlernen. Es ist unglaublich, wie dankbar sie alle für die Möglichkeit sind, mit einem „foreigner“ Englisch reden zu können.
Meine Einheiten sind „freiwillig“, laufen also zusätzlich zum ‚normalen‘ Unterricht.
Für meine erste Unterrichtseinheit waren 25 StudentInnen vorgesehen, doch kamen auch etliche, die nicht auf der Liste standen. Der Gedanke, dass ein(e) lernwillige(r) StudentIn nicht teilnehmen darf, erschien mir absurd, und es gelang mir den Koordinator zu überzeugen, niemand wegzuschicken und so hielt ich die erste Einheit mit 33 Studenten ab.
Um das „Eis etwas zu brechen“ habe ich mir angewöhnt, mich zunächst in Vietnamesisch vorzustellen. Angesichts meines doch sehr bescheidenen Wortschatzes müssen wir nach nur zwei Sätzen auf Englisch umsteigen.
Meine Bemühungen sind allen voran darauf gerichtet, die Studenten zum Reden zu animieren. Meist gelingt das, und wir reden über Mozart, Wien & Hanoi.
Um die nach anfänglicher Scheu entstehende Konversation nicht im Keim zu ersticken erhebe ich keinerlei Einwände, selbst wenn auch meine Englischkenntnisse ausreichen, um Fehler zu erkennen. Stattdessen freue ich mich über das langsam einkehrende Selbstvertrauen der Studenten und deren Mitarbeit.
Die ersten Stunden habe ich in allen Klassen damit beendet, dass wir eine Geschichte erfinden. Dazu schreibt jeder ein Wort auf ein Stück Papier.
Ich beginne die Geschichte mit „Yesterday I had a funny dream“. Die Studenten setzen dann die Geschichte fort, wobei jede(r) StudentIn nur einen Satz ergänzt, in dem das Wort vorkommen muss, das er/sie zuerst notiert hat.
So haben wir Monstergeschichten ebenso wie ‚love stories‘ entwickelt.
Auch das Ende der Geschichte steuere ich bei. Meist lasse ich den Wecker läuten. Kein Alarm sollte aber die nette Love Story abrupt beenden. Und so musste ich kurzfristig umdisponieren:
„I am happy it was not just a dream …“.
Die Studenten haben in diesen wenigen Stunden hoffentlich erkannt, dass sie nicht scheu sein müssen. Und was habe ich mitgenommen – hoffentlich zumindest etwas von der Begeisterung, dem Spirit und der Freundlichkeit, die ich in diesen wenigen Tagen bisher so intensiv wie selten zuvor erleben durfte.