Freundschaft, Solidarität und Widerstand – Michael Häupl, Herbert Lackner, Tanja Wehsely
Anlass dieser hochkarätig besetzten, erstmals wieder vor Publikum stattfindenden Gesprächsrunde des BSA ist die Autobiographie Michael Häupls mit dem Titel Freundschaft. Unter der Leitung vom Präsidenten des BSA, Dr. Andreas Mailath-Pokorny, diskutieren der ehemalige Wiener Bürgermeister Dr. Michael Häupl, der Journalist und Mitautor Dr. Herbert Lackner und die Geschäftsführerin der Volkshilfe Wien Mag. (FH) Tanja Wehsely, die das Buch Aus Widerstand und Solidarität vorstellt.
Die Versuche seines Großvaters, ihn musikalisch zu erziehen, blieben fruchtlos, antwortet Michael Häupl auf die einleitenden Fragen – und das, obwohl er ein großartiger Pädagoge war. Aufgewachsen in Niederösterreich in einer konservativen Familie interessierte sich Häupl immer schon mehr für Sport als für die bildenden Künste. An der Universität lernte er die Synökologie kennen und schätzen, weil sie die Komponenten der belebten und unbelebten Natur verknüpft und Gemeinschaften in ihren Umgebungen untersucht. Im Kaffeehaus, das dem Boxer Hans Orsolics gehörte, lernte er die Wiener Kultur und die Umgangsformen kennen, wie er im Folgenden schildert. Das Studentenheim, in dem er lebte, reformierte er mit Kollegen im Sinne Bruno Kreiskys (In alle Bereiche der Gesellschaft soll die Demokratie Einzug halten) – auch wenn er inhaltlich oft mit Kreisky und anderen Sozialdemokraten stritt. Diese Auseinandersetzungen stärken sein – wie Häupl es nennt – Wie-Denken und somit auch seine parteipolitisch-ideologischen Wurzeln, ohne die man keine erfolgreiche Politik betreiben kann. Sebastian Kurz ist für ihn das personifizierte Negativbeispiel eines Politikers ohne Wurzeln, der nur ein Ego als einziges Programm forciert.
In seiner Trilogie über die vor und während des 2. Weltkrieges vertriebenen Intellektuellen hat Herbert Lackner versucht zu recherchieren, wie mit diesen nach dem Krieg umgegangen wurde. In den Jahren nach dem Krieg sind große Fehler gemacht worden: ehemalige Nazikünstler wurden von der Presse hofiert, während vertriebene Rückkehrer medial diffamiert wurden. Bis 1952 wusste die Politik nicht, wie viele Juden in Österreich umgebracht wurden. Das allgemein rückkehrerfeindliche Klima führte dazu, dass nur ganz wenige Intellektuelle in ihre alte Heimat zurückkehrten.
Global hat die absolute Armut in den letzten Jahrzehnten abgenommen, was vor allem mit den Anstrengungen in China zu tun hat, meint Tanja Wehsely. Gleichzeitig erleben wir gerade in der westlichen Hemisphäre dank neoliberaler Auswüchse eine stark zunehmende Ungleichheit beim Vermögensbesitz, die teilweise feudale Züge (Geldadel) aufweist und auch schon zu demokratischen und sozialen Verwerfungen führt. Auch das Versprechen, dass eine gute Ausbildung zu Wohlstand führt, existiert nicht mehr.
Die Differenzen Häupls mit Alfred Gusenbauer werden im weiteren Verlauf des Gespräches ebenso besprochen, wie die Rolle der (vor allem linksliberalen) Medien im Ukrainekrieg (Meinungsmacher oder Aufklärer), die Diskussion rund um die Waffenlieferungen und die Ungleichbehandlung von Flüchtlingen, die weltweite mediale Inszenierung des Krieges und des ukrainischen Präsidenten, die Neutralität Österreichs und viele weitere Themen.
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Freundschaft, Solidarität und Widerstand-YOUTUBE | Wolfgang Müller | CC BY SA 4.0 |