Fakt und Vorurteil – Ulrike Schiesser
Das Buch Fakt und Vorurteil, das die Mitarbeiterin der Bundesstelle für Sektenfragen Mag. Ulrike Schiesser gemeinsam mit ihrem Kollegen Holm Gero Hümmler verfasste, ist Thema dieser Ausgabe von „Darüber sollten wir reden“. Zu Beginn stellt die Psychologin ihren Co-Autor etwas näher vor und erklärt, dass das Buch eine Idee des Springer-Verlages war: es ist als Brücke zu Menschen, die eine ganz andere Weltsicht als man selbst haben, gedacht.
Ein wichtiges Merkmal von Verschwörungstheorien ist, dass sie sich den Ereignissen anpassen – ihre Wurzeln sind aber oft sehr alt, wie zB die „Gefahr“, die von „den Juden“ ausgeht.
Wenn man von Fakten und fundierten Quellen spricht, ist von zentraler Bedeutung, wem man aktuell vertraut – denn meistens behaupten beide Seiten, die Fakten auf ihrer Seite zu haben. In der Wissenschaft ist die Wiederholbarkeit von Experimenten und die Bestätigung von Messergebnissen entscheidend. Mit jedem Prüfungsschritt erlangt man mehr Sicherheit. Wichtig für die Bestätigung der Seriosität ist, die gleichen Zahlen und Daten von unterschiedlichen, voneinander unabhängigen Stellen zu hören.
Ein Kapitel des Buches beschäftigt sich mit Umdenkprozessen: was waren die Auslöser für Menschen, die sich von Verschwörungsmythen emanzipiert haben – und wie kann man diese erkennen, um diese Personen dabei richtig zu unterstützen.
Menschen (re)agieren auf Grund von Gefühlen, Vorurteilen und eingeprägten Voreinstellungen. Dies macht sich auch die Werbung zu Nutzen. Der rationale, analysierende Verstand kommt nur in seltenen Fällen zur Anwendung. Dies ist u.a. dadurch zu erklären, dass wir in einer komplexen Welt leben und unsere Sinne viele Umwelteindrücke für uns vorfiltern. Diese Feststellung, dass wir gefühlsgesteuert sind, ist im Umgang mit Menschen mit anderer Weltsicht entscheidend: oft wird angenommen, dass dem Gegenüber die richtigen Informationen fehlen. Viel entscheidender ist jedoch, wenn man sich auf den Menschen einlässt, seine Voreingenommenheit bei einem gewissen Thema zu verstehen versucht, ihm zuhört – und so mögliche Anstöße für ein Umdenken auslösen kann, indem man gezielte Fragen passend zur Situation, in der sich der Mensch befindet, stellt. Eine Diskussion endet so gut wie nie damit, dass man sein Gegenüber umstimmen kann.
Selbstreflexion ist für jeden Menschen wichtig: was müsste passieren, damit ich meine politische, religiösen etc Überzeugungen ändere? Auch hier setzt das Buch an und bietet in jedem Kapitel Möglichkeiten, sich selbst zu hinterfragen – denn ohne diese Prozesse zu verstehen ist es unmöglich, andere beim Umdenken zu unterstützen.
Wie Wissenschaft mit Gruppendruck umgeht, warum Wissenschaft in Österreichs Gesellschaft so einen geringen Stellenwert hat und in der Kommunikation viel Aufholbedarf hat, welche Gegenstrategien man in Diskussionen anwenden kann und wie man mit Menschen je nach Beziehungsqualität (Familie, Freunde, Arbeit) umgeht, die einer alternativen Weltsicht anhängen, sind weitere Themen dieses Gesprächs.
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Fakt und Vorurteil-YOUTUBE | Wolfgang Müller | CC BY SA 4.0 |