Erfolg ist keine Frage künstlerischer Identität

Gesellschaft

In der aktuelle Folge von „Reiner Wein“ ist Nina Maleika, Moderatorin und Sängerin aus Hamburg, bei Gunther Sosna zu Gast. Das Gespräch dreht sich um die Laufbahn von Maleika, ihre Sicht auf die Musikbranche, die Definition von Erfolg und einen Ausblick auf die Zukunft des Pop-Business.

Schon als Zehnjährige wollte sie Sängerin werden und konnte schon bald durch finanzielle Unterstützung klassischen Gesangsunterricht nehmen. Ein Leben als Opernsängerin war für sie aber nicht vorstellbar, mit Anfang 20 ist sie dann nach und nach in die „professionelle Musik-Schiene“ hineingewachsen. Anfangs gab es kleine Auftritte, sie wurde wie andere Frauen in der männerdominierten Pop-Industrie „rumgereicht“, es folgten Einladungen zu Casting- und Talkshows. Eine gewisse Emanzipation trat ein, als sie Vertretungsjobs annehmen konnte oder als Backgroundsängerin großer Künstler engagiert wurde. Es sei das Schicksal der Musikkünstler, entweder in der zweiten Reihe zu bleiben oder eine eigene künstlerische Identität zu entwickeln, sie habe versucht beide Seiten zu leben und auf Vielseitigkeit zu setzen.

Die Bezeichnung Pop-Industrie habe sie deswegen gewählt, weil man als Sänger immer den großen Traum habe so berühmt wie Nena zu werden und sein Leben mit der eigenen Musik zu finanzieren. Tatsächlich aber müsse man sich als meist als „Dienstleistungsentertainer“ verdingen und auf Veranstaltungen, Kreuzfahrtschiffen oder als Backgroundsängerin auftreten. Viele fühlen sich dadurch als in ihrer Künstlerkarriere gescheitert. Für sie selbst fühle sich das nicht so an, meint Maleika, sie würde zwar, wenn sie nochmal starten könnte, mehr auf Ihre eigene Musik setzen, dafür habe ihr aber der Fokus gefehlt. Außerdem waren ihr „drei Wochen auf Mallorca lieber als fünf Wochen im Studio“, auch das Warten auf den nächsten Auftritt schien ihr nie so wichtig wie „das Bezahlen der nächsten Miete.“ Diese Haltung führte dazu, dass ihr das Künstler-Sein immer wieder mal abgesprochen wurde.

Im Gegensatz zu den 80ern und 90ern sei die quantitative musikalische Auswahl heute größer geworden, es gäbe mehr Menschen, die Musik machen wollen, und auch mehr Musikstücke. Die fetten Jahre in der Branche seien aber längst vorbei, vieles sei im Netz verfügbar, der Verdienst der Musiker wäre aber dabei mehr und mehr auf der Strecke geblieben. Das Problem sei, dass die Künstler ihre eigenen Produkte zu wenig wertschätzen. Bei der Vergütung für ihre Leistung zögen nicht alles an einem Strang, das sei auch ein Bewusstseinsproblem in der Musikbranche. Eine angemessene Bezahlung der einzelnen Künstler ist aber sehr wichtig. Mit den „alten Mitteln des Rechtssystems“ werde dies aber ihrer Einschätzung nach nicht zu machen sein. Es brauche vielmehr neue Wege, Modelle und Lösungen.

Die Künstler „on the top“, jene also, die erfolgreich seien, lebten heute nicht von ihren Eigenproduktionen, sondern von Kooperationspartnern bzw. Werbeverträgen, das entwerte zwar die Kunst, aber so seien aktuell die Spielregeln. Nur so bestehe aktuell eine Chance auf Bekanntheit und Vermarktung. Es habe eine „Entromantisierung“ der Szene stattgefunden, so Maleika, als Sing-a-Song-Writer Musik zu machen sei sicher eine Alternative, das müsse man sich aber leisten können.

Für die Zukunft sagt Nina Maleika eine weitere Ausbreitung digitaler Musik voraus. Es werde aber auch eine kleine Schar von Kleinkünstlern geben, die ihr Ding machen. Die Rückkehr zu „handgemachter Musik“ sei ebenso wie jene zu kleiner kommunaler Politik in weiter Ferne, obwohl es aber diesen Reset-Knopf und ein Weg aus der Entmenschlichung brauche. Dennoch möchte sie, so Maleika abschließend, auf verbrannten Böden wieder kleine musikalische Samen setzen.

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