Neues Energiebewusstsein – Die Plastiksintflut
In diesem Artikel möchte ich auf das Plastikproblem unserer Zeit eingehen. Wie bereits im letzten Teil der Serie „Erdölindustrie“ beschrieben, konnten wir durch die Weiterverarbeitung von Erdöl etliche Kunststoffe herstellen, die aus unserem heutigen Leben nicht mehr wegzudenken sind.
Plastic makes the world go round
Kunststoffe finden heute in allen erdenklichen Formen und Produktkategorien Einsatz. Der Computer (ein Notebook), mit dem ich diese Zeilen verfasse. besteht zu einem Großteil daraus.
Dies ist nur ein kleiner (!) Auszug an Einsatzgebieten der verschiedenen auf dem Markt erhältlichen Kunststoffe. Für weitergehende Informationen zum Thema Plastik empfehle ich diesen Greenpeace Link.
Das entspricht einem Plastikberg von etwa 35 Cheops Pyramiden, welche jährlich auf den Markt kommen.
Genaue Zahlen existieren noch nicht, die wenigen Informationen jedoch deuten auf katastrophale Recyclingraten hin. So werden z.B. nur ein Prozent des erzeugten Styropors wiederverwertet!
Das Müllproblem
Laut neuesten Forschungsergebnissen befinden sich in unseren Meeren global derzeit etwa 150 Millionen Tonnen Plastikabfall. Besonders fatal an dieser Entwicklung ist, dass Kunststoffe, wie der Name schon sagt, keine natürlichen chemischen Verbindungen sind.
In den Meeren zersetzen sich die Kunststoffe nicht, sondern unterliegen einer Art Verwitterung und Pulverisation. Das Plastik verteilt sich somit immer schneller und hat solcherart fatale Konsequenzen für das Leben in diesem so wichtigen Lebensraum.
Unser täglich Gift
Kunststoffe sind ein Cocktail aus verschiedenen Substanzen. Bekannt wurde, unter anderem, das Bisphenol A, welches als Weichmacher eingesetzt wird. Es besitzt hormonähnliche Eigenschaften, die Einfluss auf den Stoffwechsel sowie auf die Fortpflanzungsfähigkeit von Mensch und Tier haben.
Hormonähnliche Stoffe werden „Endokrine Disruptoren“ genannt. Diese Erkenntnisse sind noch so neu, dass heute ein wissenschaftlicher Streit über deren Auswirkungen entbrannt ist.
Im Meer haben wir es teilweise mit gigantischen Strömen von pulverisiertem Plastik zu tun, welches Temperaturschwankungen, mechanischen/chemischen Einwirkungen und vor allem UV Licht ausgesetzt ist.
Sie sind mittlerweile unbeabsichtigt Teil der Nahrungskette geworden, denn sie werden sowohl von Kleinstlebewesen wie Plankton bzw. Krill als auch von Fischen, Meeressäugern und Vögeln aufgenommen. Vor allem größere Tiere verwechseln diese Überbleibsel oft mit Nahrung und sterben qualvolle Tode, da das Plastik ihr Verdauungssystem verstopft.
Es entbehrt nicht einer gewissen Ironie, dass wir unseren eigenen Müll essen. Auch das ist für mich eines der besten Beispiele eines „Analphabetismus“ – dass uns durch unsere ignorante „Käseglocken-Lebensweise“ nicht einmal eines der simpelsten Gesetze der Natur, wie eben das des „Ursache-Wirkung-Prinzips“, bewusst ist.
Auswege aus der Plastikwelt
Es wird nicht genügen, auf herkömmliches Plastik zu verzichten. Die Situation ist dermaßen gefährlich, dass wir nach Möglichkeiten suchen müssen, um das vorhandene Plastik in den Meeren zu reduzieren.
Plastik als Rohstoff – Die Pyrolyse
Da Kunststoffe aus Erdöl hergestellt werden, ist auch eine Umwandlung zurück zu Öl technisch kein schwieriges Unterfangen: Unter Sauerstoffentzug und mehreren 100 Grad Celsius ist es möglich, aus den langkettigen Plastikmolekülen kurzkettigere Öle herzustellen.
Das Prinzip ist so einfach, dass es sogar Pyrolyse-Haushaltsgeräte geben könnte, die kaum größer als 2-3 Reiskocher sind. Das so gewonnene Öl kann wiederum als Ausgangsmaterial für andere Kunststoffe, oder wie oben genannt, als Treibstoffe verwendet werden, auch wenn die CO2-Bilanz dabei freilich nur negativ ausfallen kann. Die Plastikabfälle können auch in zerkleinerter Form teilweise eingeschmolzen und zu Baumaterialien weiterverarbeitet werden.
Alternativen zum Plastik – Bioplastik
Die erste Generation von Biokunststoffen basiert auf Pflanzenstärke. Sie werden bei uns z.B. für Verpackungsmaterialien, Geschirr, Trinkflaschen und bei Einkaufstaschen eingesetzt. Hier besteht leider auch, wie bei Biotreibstoffen der ersten Generation, der Konflikt zwischen Plastik- und Nahrungsmittelherstellung.
Die zweite nahende Generation an Bioplastik wird aus Biomasse hergestellt. Auch hier sind z.B. als Ausgangsmaterial Überbleibsel aus Kläranlagen im Fokus der Entwickler. Weltweit sind Forscher zuversichtlich, dass in Zukunft Plastik aus erneuerbarer Biomasse im großen Stil hergestellt werden kann.
Mercedes entwickelt derzeit einen Plastikersatz aus Rizinusöl, welcher z.B. bei Autoarmaturen zum Einsatz kommt. Auch Continental arbeitet an Autoreifen aus Löwenzahnkautschuk, einem quasi endlos nachwachsenden Rohstoff.
Plastik aus Algen ist ebenfalls eine zukunftsträchtige Möglichkeit, Kunststoff aus Pflanzen herzustellen, die nicht in Konkurrenz zur Lebensmittelproduktion stehen.
An dieser Stelle möchte ich auf den (teilweise etwas ungenau recherchierten, aber das Ausmaß des Problems trotzdem aufzeigenden) Film „Plastic Planet“ von Werner Boote hinweisen. Auch ARTE hat sich mit dem Thema, in der Doku „Plastik – ein langfristiges Problem“ auseinandergesetzt.
Im nächsten Artikel möchte ich mich mit den neuen Entwicklungen auf dem Feld der „erneuerbaren Energien“ auseinandersetzen und aufzeigen, welche teils erstaunlich einfachen und obendrein im Einklang mit der Natur stehenden Prinzipien zur Energiegewinnung hoffentlich bald zum Einsatz kommen könnten.
Credits
Image | Title | Autor | License |
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Plastikmüll | Thomas Kohler | CC BY 2.0 |
oceancare ist ein super link. Auch plasticoceans.org sowie Charles Moore (Gründer der Algalita Stiftung) und Entdecker des Great Pacific Garbage Patch sind wichtige Stützpunkte um den sehr langlebigen Plastikmülls (ca. 500 Jahre Abbauzeit) näher zu ergründen. Die Meeresbewohner sind bedroht durch Strangulation oder durch tiefe Fleischwunden zu sterben. Ein weiteres Problem ist das Mikroplastik das entweder als Pellets direkt ins Meer gelangen oder durch die Reibung (Sonne, Wind und Wellen) zerfällt. Diese unter 2 mm großen Plastikteile nehmen die Giftstoffe im Meer in konzentrierter Form auf und gelangen in die Nahrungskette. Die Tendenz des Plastikmülls ist steigend, der erste Ansatz für Veränderung ist meiner Meinung nach die Einwegplastikherstellung einzustellen.