Ein Onlinenetzwerk für die Offline-Vernetzung
Im Gespräch mit dem Musiker, Autor und Manager des sozialen Netzwerkes „the natwork“ Tom-Oliver Regenauer stellt dieser seine Motivation für die gemeinsam mit Oliver Hess gegründete Social-Media-Plattform vor, die ein Onlinenetzwerk für die Offlinevernetzung sein möchte. Im weiteren kommen auch die Sinnhaftigkeit von Online- bzw. Offlinenetzwerken, Peer-2-Peer-Ökonomie sowie weiterführende Ideen bzw. systemische Alternativen, um der Krise der westlichen Demokratien zu begegnen, zur Sprache.
Die Gründung von the natwork im November 2021 hatte die Vernetzung von Netzwerken zum Ziel. Es sollte damit eine neue Form des networkings ermöglicht werden. Die Plattform will Werkzeuge zur Verfügung stellen, um sich zwar online kennen zu lernen, letztlich aber offline zusammen zu kommen. Dabei wurden als Grundsätze Zensur-, Werbe- und Ideologiefreiheit konstituiert. Die Finanzierung erfolgt dabei durch die beiden Gründer unabhängig von anderen Geldgebern, ebenso soll durch das Betreiben eines eigenen Servers in der Schweiz der „Datenklau“ ausgeschlossen werden. Zwischenzeitlich wurde in Kooperation mit der rasch entstandenen natwork-Community bereits ein erster Relaunch der Seite durchgeführt, der diese noch benutzerfreundlicher gemacht hat.
Seit 20 Jahren beschäftigt Regenauer sich mit Politik und Geo-Politik. Die so genannte „Coronakrise“ hat eine wachsende Zahl von Gruppen hervorgebracht, die sich in diesem Zusammenhang organisiert haben, um Veränderungen, die weit über das Gesundheitliche hinausgehen, herbei zu führen. Diese großen und kleinen Organisationen beriefen sich, so der natwork-Manager, auf die Werte des Humanismus: sie wollten einen „great reset“, aber nicht so wie vom WEF geplant. Das große Narrativ in der Politik, das auf „korruptem Korporatismus“ beruhe, sei immer das gleiche, auch wenn die Personen wechseln. Für ihn sind Naturrecht, Werte der Aufklärung und des Humanismus die entscheidenden Knotenpunkte für alle diese Initiativen. Das strukturelle Problem unserer Gesellschaft sei nicht über Parteipolitik zu lösen; es müsse der kleinste gemeinsame Nenner gefunden werden, um die große Krise zuerst einmal zu meistern und damit eine Basis zu schaffen für das, was danach kommt. Es gelte zuerst einmal, beim Bestehenden nicht mehr mitzumachen, und sich Alternativen zuzuwenden. Es gelte also einerseits Widerstand zu leisten, andererseits aber auch, sich aktiv bei Veränderungen einzubringen.
The natwork hat sich dem organischen Wachstum verschrieben; für Regenauer, der als Künstler auch anders auf die Sache schaut als bloß betriebswirtschaftlich, ist es schon ein Erfolg, dass innerhalb weniger Wochen bereits über 2000 Menschen auf thenatwork aktiv sind. Es habe sich in den kleinen Gruppen bereits eine feine Dynamik entwickelt, die neue Kontakte entstehen habe lassen. Man könne sich dort auch im Online-Video-Chat zum Diskurs treffen, ohne mit seiner Meinung abgewertet zu werden. „Man soll streiten, aber nachher auch wieder auf ein Bier gehen können.“ Dies sei ein wesentlicher Mehrwert für die Beteiligten; auf diese Weise könne man tatsächlich auch neue Freunde finden. Daneben könne man sich und seine Projekte vorstellen, einen Marktplatz und die Jobbörse nutzen oder über VoIP miteinander telefonieren – alles Möglichkeiten, die über die klassische Social-Media-Nutzung, die natürlich auch verankert ist, hinausgehen.
Abschließend stellt Regenauer seine Utopie für 2030 vor. Für ihn ist es wichtig, einen Mix aus den libertären Gedanken einer Privatrechtsgesellschaft, basisdemokratischen Elementen und einer Absicherung der Menschen durch Aspekte der sozialen Marktwirtschaft herzustellen. Es solle direkten Kontakt im sozialen und wirtschaftlichen Bereich geben; Volksabstimmungen, Räte und vor allem Gemeindeorgane sollen im Kleinen und dezentral entscheiden, um auf die Bedürfnisse des direkten Umfelds eingehen zu können. Es brauche keine einseitige Ideologie, sondern eine gute Mischung aus verschiedenen, bewährten Ansätzen – also Mehr- statt Eindimensionalität im politischen Handeln.
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Tom Regenauer | Wolfgang Müller | CC BY SA 4.0 |