Ein Gleichgewicht finden
Wie kannst du Großes erreichen, wenn du dich klein fühlst? Du kannst die Spitze sehen, aber wie erreichst du sie? Du weißt, wo du starten musst, aber fühlst du dich dazu bereit?
Natur, Berge, Klettern, Anstrengung, Stärke, mentale Stärke, Zeit, Gedanken, Gefühle.
Ich bin keine Expertin auf diesem Gebiet. Wenn ich ehrlich sein soll, hatte ich bisher nur ein paar Mal die Gelegenheit, wandern zu gehen – aber jedes Mal war ich begeistert. Was ich am meisten liebe, ist der Gedanke „auf gar keinen Fall, werde ich jemals den Gipfel erreichen“; und dann – Überraschung, du hast es geschafft und es fühlt sich großartig an!
Natürlich ist das körperlich anstrengend, aber ich glaube gleichzeitig, dass die mentale Einstellung dabei enorm wichtig ist, wenn nicht sogar wichtiger als alles andere.
Letztes Jahr in September war ich in Norwegen, um meine liebe Freundin Iulia zu besuchen. Wir hatten uns ein Jahr lang nicht gesehen. Es war ein Jahr, in dem wir beide reisten und neue Erfahrungen fernab der Heimat sammelten. Es waren gerade mal drei Monate vergangen, seit ich von meinem Freiwilligenprogramm in Brasilien zurückgekommen war. Mich wieder an meine Stadt und ihre Gesellschaft zu gewöhnen, war nicht leicht.
Mir wurde bewusst, wie ungerecht diese Welt ist. Manche Menschen haben alles und wissen es nicht zu würdigen, sie leben in ihrem eigenen Teufelskreis. Und dann sind da noch die anderen, die nichts haben und dankbar sind für jede noch so kleine Veränderung in ihrem Leben. Ich fühlte mich schuldig, dass ich nicht genug tat. Ich wollte mich nicht wieder in diese Gesellschaft begeben, weil ich befürchtete, dass ich mich selbst verlieren könnte …
Doch ich fand dieses Gleichgewicht in den norwegischen Bergen. Zusammen mit Iulias Team ließ ich mich auf einen fünf-Tages-Trip ein: Wandern, in Zelten schlafen, den Tag am Lagerfeuer ausklingen lassen. Es war beeindruckend.
Aber noch etwas geschah in diesen Bergen: In einer Situation, in der ich meine einen Grenzen erreichte, ohne die Möglichkeit umzudrehen oder aufzugeben, verstand ich endlich und erreichte das Gleichgewicht, das ich suchte. Ich weiß nicht genau, wie ich das erklären soll, aber vielleicht werden mich diejenigen verstehen, die auch eine Leidenschaft für die Berge hegen.
Übersetzung ins Deutsche: Hannah Kohn