Diskussionsrunde mit Prof. Bernhard Heinzlmaier und Reinhard Jesionek (Zukunftskonferenz 2021)

Gesellschaft

Nach den Vorträgen von Prof. Heinzlmaier und Herrn Jesionek kommt das Publikum mit seinen Fragen zum Zug.

Vom Publikum befragt wieso statt namentlich gekennzeichneten Autorennamen das Kürzel „red“ bei ORF-Onlinebeiträgen zu sehen ist, erklärt Jesionek dass die Abkürzung „red“ für Redaktion steht. Die reißerischen Texte zum Coronathema auf orf.at stammen zumeist von schlecht bezahlten jungen Redakteuren, die persönlich davon überzeugt sind, das Richtige zu tun. Die Zukunft wird zeigen, welchen Schaden sich diese Sender mit ihrer einseitigen Coronaberichterstattung selbst zufügen, meint Jesionek.

Für Heinzlmaier war die Nicht/Impfung und die gesundheitlichen Folgen nie ein großes Thema – die Corona-Maßnahmen aber umso mehr. Als Marxist sieht Heinzlmaier den Staat als Vertreter des Kapitals – und dieses ist daran interessiert, dass Menschen möglichst schnell wieder arbeitsfähig sind, um die vorgegeben Profitraten erwirtschaften zu können. Die Medien sind für Ihn Instrumente des bürgerlichen Staates; dementsprechend verbreiten sie die gewünschten Inhalte.

Der krampfhafte Versuch des ORF, die junge Generation für lineares Fernsehen zu begeistern, zeigt sich in dessen Programm, wohlwissend, dass das Alter der Zuseher bei ORF 1 bei 50+ und bei ORF 2 bei 60+ liegt. Moderatoren müssen dem Jugendideal entsprechen und diverse Quotenplätze werden an Minderheiten vergeben. Da man damit am Markt vorbeiproduziert, wird das lineare Fernsehen mit seiner Generation aussterben, prophezeit Reinhard Jesionek.

Der wesentliche Unterschied zwischen der österreichischen und der deutschen Politik im Umgang mit der Coronakrise lag in der Kommunikation: diese sei laut Heinzlmaier im Nachbarland besser gewesen. Die ständig wechselnden Coronamaßnahmen waren aber da wie dort für Normalbürger kaum nachvollziehbar.

Die Initiative Österreich impft wird vom ORF wie „Nachbar in Not“ oder „Licht ins Dunkel“ umgesetzt: das bedeutet, dass das Thema in möglichst vielen Sendungen redaktionell etabliert wird. Dieses PR-Projekt, das wohl mit einem dreistelligen Millionenbetrag vom ORF realisiert wird, wird aber nicht als solches ausgewiesen, gibt Jesionek zu Bedenken.

Von Zukunftsvisionen hält Heinzlmaier wenig: man müsse im hier und jetzt ansetzen und Veränderungen anstoßen; die schöngerechneten Zukunftsprognosen der Coronamodellrechner sind meist drei Wochen nach ihrem Erscheinen falsifiziert. Viele Zukunftsaktivisten stellen sich bei genauerer Betrachtung als Heuchler heraus, wie er am Beispiel einer hochrangigen Vertreterin von Extinction Rebellion belegt.

Die Hoffnung, die Entmachtung des Kapitalismus hin zu einer besseren Gesellschaft zu erreichen, hat Heinzlmaier bereits aufgegeben. Mehr tagesaktueller Realismus und weniger große Visionen, ist sein Weg.

Reinhard Jesionek hofft, dass jene 20% der Bürger, die den Coronamaßnahmen kritisch gegenüber stehen und die bisher viel Rückgrat gezeigt haben, sich in Netzwerken zusammenschließen und eine Art Parallelgesellschaft bilden, zu der sie aufgrund von ökonomischen Nachteilen de facto jetzt schon gezwungen werden.

Sein Austritt aus dem öffentlich-rechtlichen Rundfunk habe ihm persönlich viel an Lebensqualität zurückgegeben und Jesionek rät jedem, sich mit einem gesunden Umfeld zu umgeben.

Weitere Statements aus dem Publikum runden diese Veranstaltung ab.

 

Das Motto der Zukunftskonferenz 2021: Für die Beendigung der Profit-Maximierung und eine radikale Grunderneuerung der Gesellschaft: ethisch, sozial, ökologisch, ökonomisch und politisch – Weil es anders geht!

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Reinhard Jesionek – Bernhard Heinzlmaier Diskussion Wolfgang Müller CC BY SA 4.0