Der „nachhaltige“ Effekt

8102596979_7618b88be7_o-
Meinung

Alle Naturgesetze haben eine materielle, aber auch eine spirituelle Bedeutung. Insbesondere das Gesetz von Ursache und Wirkung ist exakt in seiner Bedeutung. Alles, was ich hier illustriere, ist Teil des Urprinzips: Dass ich ein ewiges Wesen bin und eine materielle Erfahrung lebe. Das Wesentliche für mein Bewusstsein ist also, dass mein Geist in einem biologischen Körper steckt. Und der Geist setzt seinen Weg nach dem materiellen Leben fort.

Die Verantwortung auf der materiellen Ebene lastet auf der Bewusstseinsebene, die übrigens jeder hat – selbst der schlechteste Mensch. Aber die Menschen hören oft nicht auf ihr Bewusstsein. Was aber nicht bedeutet, sich dem Bewusstsein eines Tages nicht stellen zu müssen. Die Verantwortung entsteht just in dem Moment, in dem ich eine Entscheidung fälle. Schaue ich mir meine getroffene Entscheidung genau an, dann übe ich Einfluss auf den Grad meiner Verantwortung – sie wird dann entweder größer oder kleiner.

Deshalb übernimmt die Verantwortung in jenem Moment das Ruder, in dem ich unbewusste Entscheidungen treffe. Entscheidungen nämlich, die jemand anderem schaden könnte, dem „Anderen“ von dir. Die folgenden Worte eines Evangelisten können uns helfen, um dies zu verstehen: „Und wie ihr wollt, dass euch die Menschen tun sollen, das tut auch ihr ihnen! „ (Lukas 6,31) Würde sich jeder Mensch daran halten, wäre das Leben auf diesem Planeten mit einem Schlag wunderbar und prächtig. Unglücklicherweise – auch wenn ich mir sicher bin, dass es sich hier nicht um Glück handelt – (ver)leitet uns das materielle Leben, insbesondere die Art der Gesellschaft, in der wir leben, zu einer unmoralischen und egoistischen Vision. Die universelle Vision hingegen ist immer eine moralische. Besorgniserregende Szenarien im spirituellen Bereich ergeben sich aufgrund des Mangels an Verantwortung.

Um das zu verstehen, ist es wichtig, dabei das Gesetz von Ursache und Wirkung zu erkennen. Jede Handlung hat Einfluss auf mein eigenes Leben, aber auch auf alle anderen Menschen um mich herum. Diese Handlungen können Teil meines routinierten Alltags sein, oder aber simple Fügungen, die ich hier vorerst als „Zufälligkeiten“ bezeichne.

Man stelle sich für eine Sekunde einen Kieselstein vor, den man in einen See wirft. Berührt er die Wasseroberfläche, so entsteht dabei ein System von Wellen, das sich vom sichtbaren Punkt des Aufpralls bis zu dem Punkt ausdehnt, in dem der Kieselstein seinen Druck auf die Flüssigkeit ausübt. Da das Wasser eine Flüssigkeit ist, kann man deutlich beobachten, wie sich die Wellen vom Punkt des Aufpralls in den äußeren Bereich ausweiten. Das Wasser wirkt hierbei wie ein Klangkörper. Und so ist es auch möglich, die Bewegungen der Schwingungen, also die Kreise, zu erkennen.

Unsere Aktionen verhalten sich in gleicher Weise. Jede Aktion erzeugt eine Reihe von Effekten. Und wer sich in diesem Bereich der Wellen befindet, wird – auch gegen seinen Willen – von dieser Kraft beeinflusst. Im realen Leben sind die Effekte, die uns nahe sind, sichtbar – die langfristigen hingegen nicht. Hier nun ein weiteres Beispiel, um dieses Konzept zu verdeutlichen: Wenn ich die Ursache für einen negativen Effekt bei jemand anderem bin, dann betrifft dieser Effekt nicht nur diese Person. Diese Person ist nämlich Teil einer Familieneinheit und hat sicher Freunde, die sie lieben. Wenn ich also jemandem während meiner gesamten Aktion Schaden zugefügt habe, so beeinträchtigen die Folgen auch jeden anderen in seinem Umkreis.

Und das ist der „nachhaltige“ Effekt. Er ist zwar nicht immer sichtbar, wir sind aber immer ausnahmslos für ihn verantwortlich.

Was wir „zufällig“ nennen, ist übrigens nie „zufällig“. Es ist immer – ja, wirklich immer – eine Wirkung, die sich als das Ergebnis einer Ursache herausstellt. Nichts geschieht aus Zufall. Wir leben in einer materiellen Welt, die von spezifischen Gesetzen beherrscht wird. Meistens ist das, was wir uns nicht erklären können, das Ergebnis von Kräften, die wir nicht kennen. Aber dass wir etwas nicht kennen, bedeutet nicht, dass es nicht existiert!

Da ich weder an einen Gott glaube, der mich für meine Taten im Jenseits bestraft, noch an Himmel und Hölle, stellt sich hier nun die wichtigste Frage: Was passiert mit all den Menschen da draußen, die gegen das Wohl anderer agieren? Nimmt man nun das Gesetz von Ursache und Wirkung her, das ich gerade erklärt habe, dann erwarten sie bis in Ewigkeit die Auswirkungen ihrer Handlungen gegenüber anderen.

Die Menschheit glaubt gerne an eine Gerechtigkeit, die früher als „göttlich“ bezeichnet wurde. Dahinter sollte eine überlegene Macht stecken, die gleichermaßen richtet. Doch in Wahrheit richtet Gott über niemanden von uns. Aber wir richten uns selbst nicht über unseren Verstand, den wir jetzt haben – und der immer dazu neigt, all unser Tun zu rechtfertigen -, sondern über unser wahres Gewissen.

Es kann also alles eine Million Mal schlimmer kommen als die Hölle. Es kann tatsächlich zu einer Ewigkeit des tiefen Leidens und der Trauer führen. Man muss sich den Folgen stellen, die sich aus den Handlungen ergeben. Und das materielle Leben ist nur ein Atemzug im Vergleich zur Ewigkeit.

Im Lichte dieser Vision lade ich euch alle dazu ein, bewusst zu handeln, weise zu sein und immer den „Nachhaltigkeitseffekt“ im Fokus zu haben. Denn was wir hier konstruieren, ist das, was wir „danach“ leben werden!

Übersetzung Englisch-Deutsch: Anna Dichen

Credits

Image Title Autor License
8102596979_7618b88be7_o- 8102596979_7618b88be7_o- Dirklaudio CC BY 2.0