Der BSA & die Zukunft der Sozialdemokratie – Matthias Vavra im Gespräch

Gesellschaft

Im ersten Kitchen Talk 2020 dürfen wir Matthias Vavra, den Vorsitzenden vom Bund sozialdemokratischer AkademikerInnen Döbling, begrüßen, der sich zwar freut, dass die FPÖ nicht mehr in der Regierung sitzt; allerdings fürchtet er, dass sich die Grünen mit der Regierungsbeteiligung und dem Regierungsprogramm selbst einen Bärendienst erwiesen haben, da es sie inhaltlich vor große interne Probleme stellen wird.

Nach einer kurzen geschichtlichen und inhaltlichen Einleitung zum BSA (das Interview mit dem ehemaligen Präsidenten des BSA, Dr. Caspar Einem, findet ihr hier) beleuchtet unser Interviewer Alexander Stipsits den bisherigen Werdegang Vavras, der aus einem bildungsbürgerlichen Elternhaus stammt.

Die Mitarbeiter beim BSA müssen kein Parteibuch vorweisen und sind, bis auf das administrative Team, ehrenamtlich tätig. Das Veranstaltungsprogramm des BSA wird sowohl durch interne, als auch durch externe Einflüsse und Ideen bestimmt. Es wird darauf Wert gelegt, dass Impulse aus unterschiedlichen gesellschaftlichen Ebenen aufgegriffen werden. Neben den Veranstaltungen gibt es auch diverse Fortbildungsprogramme und Services (zB Rechtsberatung) für Mitglieder.

In Zeiten, wo das Nachdenken bzw das langfristige Denken immer unwichtiger zu werden scheint, sind – oder wären – Intellektuelle für die Gesellschaft, die genau diese Aspekte einbringen könnten, sehr wertvoll. Vavra betont, dass es nicht um ein elitäres Verständnis („Elfenbeinturm“) des Begriffes geht: sinnvolle Ursachenanalysen und Lösungswege können von allen Bevölkerungsschichten kommen.

Kultur und Kulturpolitik ist ein Schwerpunkt in der Arbeit des BSA. Die (prekäre) sozial Absicherung von KünstlerInnen ist regelmäßiges Thema.

Die Krise, in der die Sozialdemokratie aktuell steckt, lässt sich laut Vavra nur lösen, indem sich die Partei neuen Ideen öffnet und ernsthafte Partizipationsmöglichkeiten schafft (keine Arbeitskreismentalität). Quereinstiege müssen einfacher möglich sein, Amtszeitbeschränkungen angedacht werden. Trotz aller Hoffnung in die neue Vorsitzende der SPÖ und ihren Lebenslauf: sieht man sich ihr Umfeld und ihre Berater an, dann findet man doch wieder die „Aparatschiks“, mit denen es schwer sein wird, die Partei zu reformieren.

Kurz hat die ÖVP erneuert – wäre dies auch eine Lösung für die SPÖ, bzw wäre Platz für eine SPÖ-light ? Vavra sieht wenn dann eher Platz für eine Partei links der SPÖ, wie die Linke in Deutschland. Aber die hätte in Österreich kein allzu großes Potenzial.

Sowohl in der SPÖ, als auch im BSA sieht Vavra viele junge Menschen, die eigenständige linke Ideen hätten und diese weiterentwickeln wollen. Sie sind allerdings (noch?) in der Minderheit und ohne echte politische oder mediale Macht innerhalb der Partei. Ohne Narrativ, wie manche in der SPÖ vorgeschlagen haben, wird es seiner Meinung nach jedenfalls keine Rückkehr an die Spitze geben.

Für die Wienwahl im Herbst zeigt Vavra wenig Angst, dass sich hier am ersten Platz der SPÖ etwas ändern wird: die Mehrheit in Wien zählt sich zur urbanen Mitte, und die wählt nicht rechts. Selbst in Zeiten der Flüchtlingskrise schaffte es Strache nicht, Wien für die FPÖ zu erobern.

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Matthias Vavra Wolfgang Müller CC BY SA 4.0