Das Volk und seine Führung
Wie den meisten wohl nur unschwer entgangen ist, haben in den letzten Monaten einige für den Lauf der Welt nicht unwesentliche Länder ihre Führung – und damit die Richtung – gewechselt. Von kleinen Inselstaaten über eine große Insel bis hin zu einem (ungefähr) halben Kontinent jenseits des Atlantiks. Auch österreichische Bundesländer waren dabei.
Die Gründe für die Wechsel an der politischen Spitze der jeweiligen Gesellschaften sind in den einzelnen Fällen recht unterschiedlich. Vom regulären Ende der Amtsperiode über Altersgründe bis hin zum wesentlichsten, einem Versagen in den Augen des Souveräns, war vieles dabei. Oftmals war der angegebene Grund nicht der tatsächliche, eher ein mehr oder minder durchschaubarer Vorwand, um den Konsequenzen der eigenen Verfehlungen zu entgehen. Aber das kennt der Souverän, das Volk, ja – und warum könnte es auch an der Spitze der vom Volke kreierten Gesellschaft anders sein als in dessen gelebtem Alltag?!
Dort wo man sich einer Demokratie (im modernen, ‚westlichen‘ Sinne verstanden) erfreuen darf (obwohl es scheint, immer weniger tun das und basteln, bewusst oder nicht, an deren Abschaffung), ist die Frage, wer welche Führung tatsächlich verdient, doch sehr komplex, abhängig von Prozenten, Koalitionen und ganz allgemein Mechanismen, die das Prinzip der Mehrheitsentscheidung ad absurdum zu führen scheinen. Aber das Verzwickte, Systemische darf ein anderes Mal das Thema sein.
In der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts war diese Orientierung, zumindest in unseren Breiten und kulturell ähnlich geprägten Weltregionen, nicht so begehrt. Vielleicht war die Erinnerung an die Auswirkungen der großen Kriege und die Rolle, welche verschiedene (physisch und psychisch nicht so große) Führer in den blutigsten Dramen der Weltgeschichte gespielt hatten, noch zu frisch.
Sei dem wie es sei, das ist vorbei.
Die Gründe dafür sind mannigfaltig, aber unter dem Strich doch recht einfach zu summieren: Wenn „das Volk“ mit den Anforderungen seiner Umwelt nicht mehr im demokratischen Dialog umgehen kann – oder will -, müssen einfache (Schein-)Lösungen her, die ohne Umstände und hinderliches Gewissen umgesetzt werden. Dafür eignet sich der Typus der autoritären Führerpersönlichkeit ausgezeichnet.
Da dies nun mal der Fall ist und wir in näherer Zukunft wohl kaum bereit sein werden, die politische Führungsposition an sich an künstliche Intelligenzen zu übergeben (obwohl, seitdem diese auch im „Poker und Go“-Spiel den Boden mit uns Primaten aufwischen… überlegenswert), könnte man sich ja einmal fragen, wie eine „optimierte“ Führungspersönlichkeit im 21. Jahrhundert beschaffen sein sollte, um effektiv und verantwortlich im Namen des Volkes dessen Willen zu kommunizieren und diesem entsprechend zu handeln.
Obwohl diese Aspekte natürlich sehr vom individuellen Fall abhängen.
Ihnen ist liebevoll in einer entsprechenden Umgebung zu helfen. Im Übrigen seien hier auch fundamentale religiöse Überzeugungen, bzw. fundamentale Überzeugungen jeglicher Art, inkludiert.
Ganz im Gegenteil, Menschen, die aufgrund ihrer Umstände, der ganz eigenen oder auch der der Familie, mit dem Leiden vertraut sind, können zumeist auch das Leiden anderer besser nachempfinden. Herzensbildung ist eine absolute Voraussetzung für die Führungskräfte der Zukunft. Um diese nachzuweisen, ist eine genaue Betrachtung des Umfelds der Person, aber auch ihrer Ausdrucksweise, Gestik, Mimik, aber natürlich auch einfach des Inhalts ihrer Worte anzuraten.
Materielle Unabhängigkeit. Bescheidenheit. Dies hat nichts mit Geld & Gut an sich zu tun, sondern mit einer inneren Haltung, mit dem Verständnis von Werten, die nicht relativ, sondern absolut sind. Sozialen Werten. Wer den Dienst an und die Arbeit mit den Menschen nicht völlig von etwaigen materiellen Vorteilen vor, während und nach der Dauer seines Amtes trennen kann, ist der Ehre des Amtes nicht wert.
Denn es ist eine Ehre, eine Aufgabe, natürlich auch eine Last, am politischen Schicksal der Welt teilnehmen zu dürfen, vor allem in einer Führungsposition. Deshalb sollen auch jene, die sich dazu berufen fühlen, geehrt und geschätzt werden können, von einem Volk, das weiß, wen es als sein Sprachrohr, die symbolische und reale Verdichtung seines Willens, an die Spitze stellt.
Bis wir einen anderen, besseren Weg gefunden haben, mit der Politik, die unser aller Leben gestaltet, umzugehen. Utopie? Notwendigkeit.
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Time To Heal | Sharon Sinclair | CC BY 2.0 |