Burka weg, Kopftuch her? – Warum wir die Werte der Aufklärung verteidigen müssen.

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Meinung

Es existiert ein sehr interessantes Buch, das sich mit den Verhaltensmöglichkeiten von Frauen im Islam beschäftigt. Es heißt: „Die Freiheit unter dem Schleier“ und beinhaltet die Vorstellung einer Muslima, die erklärt, wie wenig wir doch über Freiheiten von Frauen im Islam wüssten. Womit sie recht hat. Allerdings tat sie das etwas anders, als es hier erfolgen wird:

Die im Buch beschriebene These, dass Frauen unter einem Schleier geschützt seien vor sexualisierter Gewalt, baut auf einer wesentlichen Grundüberlegung auf: Männer sind diesem Gedankengut gemäß nicht als gleichwertige Menschen bezeichnet, sondern verkörpern bloß triebhafte Wesen, deren Reizbarkeit durch entsprechendes Verhalten und Kleidung durch Frauen eingedämmt werden könne. Es ist das islamische Konzept, Männer und Frauen so oft und so weit wie möglich geschlechtlich von einander zu trennen, damit der triebhafte Mann die Frau nicht begehrt und ihr auch nicht zu nahe kommt.

Als vor einiger Zeit ein Fußballer einer Journalistin den Handschlag verweigerte, empörten sich alle. Doch der Fußballer zeigte sich sehr verwundert: Er verstand das nicht als Feindlichkeit Frauen gegenüber, sondern als völlig normal. „Auch Frauen geben Männern nicht die Hand“, so seine Begründung. Und damit hat er recht. Im Islam ist es nicht vorgesehen, dass Männer und Frauen körperliche Berührung austauschen, sofern sie nicht einander versprochen sind oder miteinander verwandt. Selbst der Sitzplatz, auf dem eine Frau gesessen habe, solle kein fremder Mann einnehmen, da dies in ihm Gefühle auslösten könnte.

Die Ursache für alle diese Verhaltensvorschriften liegt mit Sicherheit im kreierten Männerbild, das dieser Glaube uns transportiert. Vergessen wir nicht: Ein Mann soll einer Frau nicht die Hand reichen, damit sich in ihm keine Erregung aufbaut!? Er soll auch nicht gemeinsam mit Frauen baden, damit er nicht durch nackte Körperstellen sexuell erregt werden könnte!? Daher, und nur aus diesem Grunde, soll die Frau sich auch entsprechend verhüllen. Die Kleidung der Frau soll es gewährleisten, dass ihr Haar nicht zu sehen ist oder ein nacktes Bein; und wird die Vorschrift auch noch enger ausgelegt, dann auch kein unbedeckter Arm oder gar eine Hand. Die Burka als letzte Konsequenz dieser Vorstellung vom genitalgesteuerten Mann zeigt selbst die Augenpartie nur schlitzartig vergittert, sodass selbst die Augen nicht mehr zu erkennen und die Füße nicht zu sehen sind; und auch die Hände stecken in Handschuhen – bei jeder Temperatur. Dieses Kleidungsstück sieht man bei uns selten getragen, in einigen Ländern ist es sogar verboten; das „gesamte Haupthaar verdeckende Kopftuch“ hingegen kommt bereits sehr häufig vor.

Einleuchtend ist es, dass dahinter ein und dasselbe Gedankengut steckt: Wieder sind wir beim Bild der Männerverachtung und bei einer Vorschrift an die Frau gerichtet, sich zu verhüllen – was ebenso als Abwertung für die Frau gesehen werden muss.

Sie allein ist die Ursache für seine Erregung – das wird einzig damit ausgedrückt. Sie ist der Grund, warum er sich nicht beherrschen kann. Wenn sie sich nicht anständig genug kleidet, dann könne er doch gar nicht anders – das ist der einhellige Konsens diese Weltanschauung betreffend. Daher hat sie, die Frau, sich auch gefälligst zu bedecken.

Genau das ist der entscheidende Unterschied, mit dem wir in Österreich/Europa vermehrt konfrontiert werden – v.a. im Hinblick auf die jüngsten Zuwanderer, die doch islamischen Ursprungs sind.  Diese uns fremde Kultur, die nun mal mit dem islamischen Glauben verbunden ist, trägt auch weiters etwas Feindseliges in sich, wenn wir uns getrauen, wirklich hinter die Kulissen zu blicken: Unsere Moralvorstellungen, das Verhältnis zwischen Mann und Frau, das Bild, das wir vom jeweiligen Geschlecht haben, weicht komplett ab: Es wird von streng islamisch Gläubigen sogar als dekadent sowie moralisch verkommen gesehen und in logischer Konsequenz diskriminierend abgelehnt. Das mag wohl der Grund sein, warum viele der Zugewanderten nicht die Gemeinschaft suchen mit den Einheimischen – und sehen sich der Türkei, ihrem Heimatland, z.B. eher zugetan und zugehörig, selbst wenn bereits hier geboren. Sie wachsen mithilfe ihrer Eltern in diesem Glauben auf (oder konvertieren dazu), dass eine göttliche Ordnung zwischen Männern und Frauen selbstverständlich sei und allein diese ihre Sicht von Moral und Anstand gewährleisten könne. Und alles andere, das abweicht, wird aus ihren reinen Augen als verkommen angesehen:

Westliche Männer werden von streng an den Islam Glaubende sogar als Schwächlinge gesehen, welche – im Falle gescheiterter Ehen – ihre Frauen nicht beschützen und sich nicht durchsetzen haben können. Und die westlichen Frauen dürfen etwa als Prostituierte gesehen werden ob ihrer inadäquaten Kleidung?

Das Männerbild ist demnach von Verachtung geprägt. Das Frauenbild? -Gleichermaßen. Die Frau hat darauf zu achten, den Mann nicht zu reizen, ihn nicht zu verführen. Außerehelicher Verkehr der Frau wird in jedem Fall als Ehebruch gewertet, selbst wenn es sich um eine Vergewaltigung gehandelt hatte! Die Verführerin ist die Frau, der Mann nur das Opfer ihrer schamlos gezeigten Reize. Vor einigen Jahrhunderten war es auch im Westen nicht anders: Der Schoß der Frau birgt den Teufel zählte man zum anerkannten Volksgut. Frauen mussten akribisch behütet werden, um nicht dem Bösen zu verfallen. Frauen wurden als Verführerinnen betrachtet, vor denen sich Männer sehr in Acht nehmen mussten, um ja nicht vom Pfad der Tugend abzukommen.

Wir sehen nun: Man kann diese (gestrigen) Welten wohl miteinander vergleichen. Betonen möchte ich – von den letzten angeführten Beispielen ausgehend -, dass es sich hierbei um Zustände von vor vielen Jahrhunderten handelte – und glücklicherweise sowohl Aufklärung als auch immer wiederkehrende Emanzipationswellen mit diesen Vorstellungen aufräumten!

Nur deshalb sind wir jetzt da, wo wir sind – speziell in Europa: in einer aufgeklärten und toleranten Gesellschaft.

Jetzt aber werden wir wieder mit mittelalterlichen Einstellungen konfrontiert, die doch unangenehm in unser Leben eingreifen, als ob es so etwas wie Aufklärung in der Geschichte nie gegeben hätte. Mittelalter trifft auf die Neuzeit. Burkini auf Bikini. Und diese Konfrontation zu beschönigen, darin sind wohl einige gut darin.

Ich sehe aber keinen Grund, warum wir im Namen der Glaubensfreiheit unsere Werte, welche durch die Aufklärung mühsam und mit blutigen Kämpfen gespickt erreicht wurden, durch eine nach außen gelebte und dominierende Religion wegspülen lassen sollen!

Es gibt keinen Grund, Menschenrechte nur so weit zu akzeptieren, wie sie irgendeiner Weltanschauung entspricht!

Es ist einer unser Grundwerte, dass Menschenrechte nicht teilbar sind und keines mehr oder weniger Gewicht hat. Genau das ist der Boden, auf dem unsere Humanität und unsere demokratische Ordnung gründen. Religions- und Glaubensfreiheit ist aber nur eines dieser Menschenrechte. Und steht daher nicht über allem.

Genau das sollten wir allen Menschen, die bei uns leben wollen, unmissverständlich klarmachen. Damit wir alle diese universellen Menschenrechte gemeinsam bewahren und verteidigen. Denn diese sind die Früchte der Aufklärung und unser höchstes Rechtgut.  Der Garant unserer Freiheit.

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Frauen mit Kopftücher Islam
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