Buchpräsentation „Die Kunst des Zweifelns“ (Wolfgang Müller-Funk)
Der Literaturwissenschaftler Wolfgang Müller-Funk präsentiert mit seinem neuen Buch „Die Kunst des Zweifelns“ eine Sammlung an Essays zu einer Analyse des Zeitgeists. Im Gespräch mit dem Journalisten Reinhard Linke im Bürgerspital in Drosendorf gibt er Einblick in einzelne Fragmente seiner Publikation: Die Begriffe Zweifel, Grenze, Heimat, Identität und Erinnerung werden von dem „freischwebenden Intellektuellen“, wie sich Müller-Funk selbst gerne nennt, beleuchtet. Die Bandbreite der Essays wird mit Ausschnitten aus dem Buch untermauert.
Der Zweifel ist laut dem ehemaligen wissenschaftlichen Leiter der Waldviertel Akademie ein unverzichtbarer und wesentlicher Bestandteil in unserer Gesellschaft. Zweifeln ist eine Art von Kulturtechnik. Ohne Zweifeln kann man nicht „Denken lernen“. Es gibt jedoch einen Unterschied zwischen Zweifel und Kritik, zwischen Zweifeln und Verzweifeln, den Wolfgang Müller-Funk verdeutlicht. Wichtige Aspekte des Zweifelns sind Vorsicht und Sicherheit. Wenn man eigene Zweifel ernst nimmt, nimmt man in Kauf, dass man Angst hat. Dadurch wächst die Unsicherheit und die wiederrum hält uns laut Müller-Funk am Leben und macht lebendig. Der Zweifel ist immer ein Korrektiv und ist notwendig, um mit Unsicherheit umgehen zu können.
„Wer zweifelt, ist ein Fremder in der betreffenden Welt, zum einen, weil sich ihm die Welt im Zustand der Ungewissheit präsentiert, zum anderen aber auch, weil er in gewisser Weise ein Außenseiter, ein Fremder bleibt. Zugleich aber ist der Zweifel ein Kernbestand philosophischer Gründlichkeit und Reflexion.“, so der Philosoph Wolfgang Müller-Funk über sein Werk.
Auch der Zweifel an der Religion wuchs in den letzten Jahren stark an. Religion hat eigene Phänomene und setzt sich aus unterschiedlichen Elementen zusammen. Der Autor stellt fest, dass Glauben und Zweifel einen gegenseitigen Wirbel bilden.
Beim Buchstaben G angekommen, widmet sich das Podium dem Begriff „Grenze“, spricht dabei jedoch nicht nur von territorialen Grenzen, sondern auch von den Grenzen im Kopf, die es abzubauen gilt. Die meisten Grenzen sind unsichtbar und erzeugen viele Spannungsfelder. „Wir brauchen Mut und Zuversicht für realistische Antworten auf globale Herausforderungen… Die EU war stets und ist immer noch ein dynamischer unabgeschlossener Prozess“, so der Kulturtheoretiker Wolfgang Müller-Funk.
Die Heimat, die eng mit der Identität verstrickt ist, ist unverzichtbar für uns. Menschen brauchen Zugehörigkeit, um gestalten zu können. Der Nationalismus hat den Begriff „Heimat“, den Wolfgang Müller-Funk als zu statisch erklärt, geprägt und verbindet ihn oftmals mit Intoleranz und Ausschließung. Der Autor stellt zudem fest, dass Heimat und Fremde zwei komplementäre Gegenstände sind, die ineinander ein Spannungsfeld erzeugen.
„Wer vergisst, der hat etwas zu verschweigen!“, so ein Zitat aus der Publikation „Die Kunst des Zweifelns“. Müller-Funks Essay plädiert, keine Angst davor zu haben, dass man etwas vergisst. Oftmals muss man vergessen um neu anzufangen. Dem kollektiven Vergessen steht der Essayist kritisch gegenüber: Eine Gesellschaft muss Gerechtigkeit und Schuldenerinnerung aufrecht erhalten aber trotzdem an der Zusammenarbeit arbeiten.
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Buchpräsentation – Die Kunst des Zweifelns | Wolfgang Müller | CC BY SA 4.0 |