Bin immer noch verliebt in NativeNow!

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Lebenswelten
Nun, Sie wissen wohl am besten, wie Sie Ihre wertvolle Zeit verbringen. Wertvoll, genau das ist sie. Das wurde mir besonders im letzten Monat klar, als das Leben (oder waren es vielmehr meine eigenen Aktivitäten … und wahrscheinlich war es das Karma, das ausholte) mir einen harten Schlag verpasste.
 Was, Sie sind immer noch da?! In Ordnung, dann bin ich wohl froh, dass Sie nun Teil davon sind. Verdammt, wer will sich nicht ab und zu mit seinen Erfahrungen austauschen. Zumindest an der Schwelle zu den grauen, langweiligen Ländern schaltet man einfach ab und geht weiter. Es ist wie in einer romantischen Lovestory, die säuerlich geworden ist … Aber das ist eine andere Geschichte.

(Aus: Manchmal sind Bäume die allerbesten Freunde)

Hmmm, der Punkt ist … NativeNow! stellte sich anfangs als romantische Liebesgeschichte heraus. Das Konzept, welches ich über „die Einheimischen“ zu verstehen glaubte, löste in mir eine Lawine von Emotionen aus. Ich dachte, ich hätte den „Stein der Weisen“ gefunden. Das Heilmittel nicht nur für meine psychischen Beschwerden, sondern auch für die vielen Menschen, denen ich begegnete. Die Einsamkeit und das Gefühl, auf diesem Planeten verlassen zu sein, schienen angesichts der Erkenntnis, ein Eingeborener zu sein, zu verschwinden.

Ja, ein auf diesem Planeten geborener Einheimischer – aus der gleichen Materie wie alle anderen und daher mit allem und allen auf intimste Weise verbunden. Und wenn man mich fragt, ob ich das immer noch glaube, sage ich: Ja! Und wenn man mich fragt, ob diese Erkenntnis hilft, Dinge wie z.B. lähmende Abhängigkeiten, tiefe Aggressionen sowie alle Aspekte von Verlust zu überwinden, dann sage ich: Ja!
 Und wenn man mich fragt, ob ich in der Lage sei, das wirklich täglich zu leben und es auch weiterzugeben (weil es im Leben schließlich darum geht, zu teilen, sich mitzuteilen … oder worum sonst?), dann sage ich: 
Ich versuche es weiter.

Meine tiefste Dankbarkeit gilt allen, die mir bei meinem Kampf geholfen haben. Das sind meine Freunde („Freundschaft“ in meiner Welt ist der Begriff für bedingungsloses Teilen und für eine Welt der Bedeutungshaftigkeit). Und ich hoffe, meine Freunde können dies fühlen.

Darunter sind Menschen der Hautfarben Rot, Weiß, Gelb, Braun und Schwarz  – und alle Schattierungen dazwischen. Meine Freunde sind Tiere, Mineralien, ganz sicher Pflanzen und vieles, was man nicht sehen kann. Die Unterschiede zwischen ihnen sind groß, vor allem in Bezug auf die Art der Kommunikation miteinander. Aber es gibt keinen Unterschied im Existenzrecht eines jeden, jetzt – und so lange es die Schöpfung erlaubt.

Also, NativeNow! ist immer noch eine Liebesgeschichte. Aber weit über die romantische Bühne hinaus. Weil das, wofür sie in meinem Herzen, Geist und Seele stehen, ständig angegriffen wird. Ich denke, nicht erklären zu müssen, was damit gemeint ist. Es lässt sich bis jetzt wohl gut zusammenfügen, dass das alles sehr persönlich ist … Groß. Das ist es, was es wirklich ist. Weil ich null über die meiste Materie weiß, der ich begegne. Man fühle einfach meine Art, das zu leben und sei morgens glücklich, wenn es auch andere Eingeborene gibt, die sich innerlich für eine Weile verbinden. Miteinander teilen.

Dieses Tagebuch läuft unter dem Titel „NativeNow! theater“. „Theater“ in seiner griechischen Herkunft bedeutet: „anschauen“ (ich glaube, es wird genauer übersetzt mit: sehen/realisieren … Aber vielleicht ist das nur ein Wunschdenken meinerseits). Alles, was ich gerne mache, ist: anschauen, hören, berühren … und miteinander teilen.

Ich überspringe nun Zeit und Raum in der Hoffnung, dass sich aus dieser Lektüre Genussvolles für den Leser entnehmen lässt. Übrigens tippe ich das alles in den Computer von Blackhorse. Wir sind jetzt schon den zweiten Tag im Reservat.

Tag  15, 16-06-02:

Trocken, bis auf die Knochen. Da aktuell Trockenzeit im Winter herrscht, gibt es eigentlich keinen Grund zur Sorge. Aber als wir die San Francisco Peaks über Flagstaff, Arizona passierten, mussten wir uns durch Eis und Schnee kämpfen. Man nehme die I 17 nördlich von Phoenix – oder die alte 66, hat man etwas Zeit. Ich bin den ganzen Weg von L.A. nach … gestürmt. Nun, eine gute Zeit in einem wirklich schnellen Auto. Im Glücksfall begegnet man nur wenigen Polizisten … zwischen spätnachts und den frühen Morgenstunden. Sicherlich ist das albern und kindisch …

Dennoch freue ich mich, auf meine Kawasaki Zephyr zu steigen und loszudüsen … das Adrenalin … hmmm, man fährt einfach in der Straßenmitte … das gibt dir eine zweite Reaktionszeit, falls man einem Kojoten auf der Straße begegnet … nein, das ist nur ein Witz, Kinder … Es gab keinen Pulverschnee, und das ist das erste Mal in all den neun Jahren, dass ich von hier rausgekommen bin. Bis Shiprock war alles ausgetrocknet, diesmal über Gallup. Abwarten … Aber ich befürchte, der Sommer wird wieder besonders staubig. Und ich erinnere mich noch angstvoll an die toten Schafe, die Waldbrände, die Verzweiflung der Navajos, die ihr Vieh verloren (und es trifft die Traditionalisten immer am allerschlimmsten …).

Hey, es geht immer um Veränderung. Und schließlich erkennt sogar der letzte Idiot, dass wir nichts weiter sind als Staubflecken auf Mutter Erdes Haut. Es macht mir eh nichts aus. Veränderung ist gut. Und kommt die große Schlachtung, gibt es wieder mehr Platz für Einheimische. Geh‘ in die Natur, geh‘, geh‘ – mach‘ die verf***** Mutter Erde sauber. (Und wenn jemand meint, dass Geschwindigkeitsfreaks wie ich wegen der Lust nach Treibstoff zur Verantwortung gezogen werden sollten, dann sage ich: In einer einzigen Militärübung weltweit wird mehr Treibstoff verschleudert, als wenn alle Narren für den Rest der Ewigkeit hinter dem Steuer eines Autos sitzen … Ich bin aber bereit, damit aufzuhören …)

Nun, jemand hat einen Motor gebastelt mit genügend Saft, um meine Eier in den Bauch zu drücken, der nun auf Sendung läuft, oder was auch immer – wir sind doch viel schlauer als so ein Wettrennen, um Spaß mit Verantwortung verbinden zu können, nicht wahr? Hey, ein Revival des Reitens wäre toll. Das wäre mir eigentlich lieber. Das ist auch noch cooler. Aber bei dieser verrückten Geschwindigkeit, mit der man sich heute sein Brot verdienen muss, würde man damit verhungern … und das Pferd auch …).

Snowball ist taub geworden. Er kam zu mir gerannt, seine alten Knochen zitterten, sein Stummelschwänzchen wedelte. Als ich ihn heute Morgen bei Sonnenaufgang fütterte, wollten einige Tränen in mir hochsteigen. Doch er lächelte sein freundlichstes Hundelächeln und jagte den Rest des Rudels (Ears, Spotty und noch einen Mischling aus mehreren Rassen der Rezrascals) von seinem Platz. Knurrend – wie der Chef über die Hunde, der er auch ist.

Die Hunde dürfen nicht ins Haus. Sie leben ihr eigenes Leben. Man sollte sie aber beim Schafehüten beobachten … Das ist wahre Kunst, wahre Intelligenz. Snowball ist mit mir durch die Heilkunst verwandt. Er ist mein Seelenverwandter und teilte viel mit mir. Aber das bleibt unter uns, eng und persönlich.

Jedenfalls kam Ears gestern zu mir und schüttelte mit mir „Pfoten“. Er ist ein Fiesling, ein Kämpfer mit abgebissenem Ohr. Und im Augenblick ist seine Nase stark vernarbt. Blackhorse sagt, er sei in eine Liebesgeschichte mit einer Bitch geraten. Sie scheint offensichtlich nicht leicht zu haben gewesen zu sein … Ears kam, weil er sich mitteilen wollte; er wird Snowballs Platz einnehmen, denke ich. Und Snowball wird irgendwann weiterziehen, wohin auch immer – wie wir alle Hunde und Hündinnen.
 Es geht weiter. Das war’s dann wohl.

Übersetzung Englisch-Deutsch: Anna Dichen

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