Better days for Moria
Erste Erfahrung bei BDFM = Better days for Moria
In meiner letzten Geschichte „Am Hafen von Lesbos“ (siehe oben) habe ich die Nacht im Auto verbracht. Was nun weiter geschah:
Am nächsten Abend herrschte wieder ein schrecklicher Sturm und ich war mir ziemlich sicher, dass keine Boote ankommen würden. Meine Vermutung bestätigte sich später. Daraufhin habe ich mich spontan entschlossen, nach Moria zu fahren, um dort auszuhelfen. In Moria gibt es zwei Camps: Eines ist das offizielle Registrierungscamp und das andere das inoffizielle Camp.
Das inoffizielle Camp wurde dank eines Einheimischen errichtet: Er hat sein Stück Land zur Verfügung gestellt und mit der Hilfe von einigen Volontäre ein wunderbares Camp zwischen Olivenbäumen errichtet. Es trägt den Namen: BDFM= Better days for Moria.
Rund um die Uhr stehen Trinkwasser, warmes Essen, Tee und Kekse sowie medizinische Versorgung und ein Informationszelt zur Verfügung. Untertags gibt es weiters noch ein Spielzelt für Kinder, einen kleinen Garten, einen Pizzaofen, der von Volontären selbst errichtet wurde. Dort wird jeden Tag frisches Brot und Pizza gebacken. Und dort findet auch die Kleiderverteilung statt.
Das offizielle Camp hingegen ist streng bewacht: Man kommt nur mit einem Ausweis rein, oder wenn man für eine Organisation, die im Camp tätig ist, arbeitet. In diesem Camp wirkt die Stimmung eher angespannt. Eine medizinische 24-Stunden-Versorgung oder Essen gibt es dort auch nicht. Die Flüchtlinge haben jedoch die Möglichkeit, sich frei zwischen den Camps zu hin und her bewegen.
Ich werde für Health Point Foundation (HPF), einer medizinischen Organisation, die sich in BDFM befindet, arbeiten. Es ist das einzige medizinische Zelt in BDFM und verfügt über einen Triage Raum, einen Aufenthaltsraum, einer kleinen Küchnische, einer Apotheke und einem Entspannungsraum. In der Klinik findet man wirklich alles, was man für einen Erste Hilfe Einsatz bzw. für medizinische Versorgungen und Untersuchungen benötigt.
In dieser ersten stürmischen Nacht war meine Hilfe bei BDFM mehr als willkommen. Die Leiter haben mich gebeten, in das Kleiderzelt zu gehen, um dort Schuhe auszusortieren. Da mehrere Volontäre dort waren, verging die Zeit ziemlich schnell. Bevor ich überhaut auf die Uhr gucken konnte, ging schon die Sonne auf. Als ich die Tür öffnete standen bereits fünfzehn Pakistaner vor mir, die auf neue Kleider warteten. Es kam einer nach dem anderen dran und es schien, als würde die Schlange nie ein Ende nehmen. Am begehrtesten waren Jeanshosen und Schuhe; leider gab es nicht viele Stücke davon und nur in wenig Größen.
Um 09.00 Uhr wurde die Kleiderverteilung bis zum Nachmittag geschlossen. Ich bin daraufhin in das Teezelt gegangen, um dort zu frühstücken. Es gab Müsli, griechisches Jogurt, Milch, Kaffee, Brot und eigentlich alles, was das Herz begehrt. Dann ging es endlich nach Hause, damit ich mich ein bisschen ausruhen konnte.
Meine erste Erfahrung bei BDFM war echt wunderbar und ich freue mich schon, in den darauffolgenden Tagen in der Klinik zu arbeiten.
Was mich am meisten beeindruckt hat, war der Kontrast beider Camps. Bemerkenswert. Das offizielle Camp hat rundum Stacheldraht und erinnert noch sehr an ein Gefängnis, wobei BDFM wie ein fröhliches Festival- bzw. Hippiezelt wirkt. Die Athmosphäre bei BDFM ist „happy“, alles ist bunt angemalt und man kann dort richtig durchatmen. Genau so ein warmherziger Ort scheint für die Seele der Flüchtlinge notwendig zu sein und bildet Balsam und Nährstoff für ihr gesamtes Wohlbefinden.