Dr. Andreas Salcher: Schulreform, Sinn, Dankbarkeit, Respekt

Gesellschaft

Im Gespräch zwischen dem Unternehmensberater, Autor, Bildungsexperten und Mitgründer der „Sir-Karl-Popper-Schule“ Dr. Andreas Salcher und der Psychotherapeutin Nadia Danneberg geht es um Erkenntnisse die Salcher im Zuge der Recherchen zu seinen Büchern, die sich mit einer Vielzahl an Themen beschäftigen, gewonnen hat.

Mittlerweile hat Salcher elf Bücher verfasst, die Klammer aller Veröffentlichungen ist die „Unachtsamkeit“. In einem Gespräch mit dem Benediktinermönch David Steindl-Rast, der sich der Achtsamkeit widmet, wurde ihm bewusst, wie wichtig Dankbarkeit und das dankbare Leben sind. Auch in der Krise gibt es die Möglichkeit, dankbar zu sein, da stimmt er mit Viktor Frankl überein. Eine der Weisheiten Steindl-Rasts, die ihn beeindruckt hat ist der Dreischritt „Stop, Look an Go“. Das heißt, dass es immer wieder wichtig ist, eine Atempause einzulegen, sich umzuschauen, was gerade ist, was es jetzt braucht und dann ein Weitergehen bzw. Handeln aus einer neuen Perspektive in Angriff zu nehmen. In den Pandemiejahren hat gelernt, besser auf seine Gesundheit zu achten, er macht morgens immer Körperübungen und widmet sich im Lauf des Tages zweimal der transzendentalen Meditation – nicht aus esoterischen Gründen wie er betont.

Die schon lange bestehenden Probleme des Schulsystems haben sich in der Pandemiezeit wesentlich verschärft. Die dadurch nötig gewordene Digitalisierung, die bislang verabsäumt wurde, musste innerhalb kürzester Zeit auf die Beine gestellt werden. Das gelang da besser und dort weniger. Im schlimmsten Fall wurde das Unterrichten den Eltern überlassen. Auf die Kinder hat sich diese Phase massiver ausgewirkt als auf Erwachsene, sie konnten nicht auf die nötigen sozialen Ressourcen zurückgreifen, das soziale Element ging zum Teil völlig verloren.

Soziale Beziehung ist aber für das erfolgreiche Lernen notwendig. Wissen ist mittlerweile überall verfügbar, aber die Freude am Lernen ist nicht immer da. Daher ist das Herstellen dieser Beziehung die wichtigste Aufgabe der Lehrer der Gegenwart, die nun mehr Lernbegleiter als Wissensvermittler sind. Die Anwendung des Wissens auf konkrete Herausforderungen ist ganz wichtig. Der Körper darf nicht vernachlässigt werden, Bewegungsmangel und Übergewicht sind aktuelle Probleme.

Für die Umsetzung der nötigen Veränderungen braucht es das Bewusstsein, alles besser als vorher machen zu wollen. Der Wiederaufbau der Normalität – nach dem „Erdbeben“ der Corona-Pandemie ist die größte Gefahr. Für die Neugestaltung des Schulsystems gibt es genug Vorbilder rund um die Welt und zahlreiche Publikationen, die als Grundlage für die Umgestaltung gelten können. Zwei Ziele, nämlich Lernfreude und Leistung müssen in Verbindung gebracht werden, sie bedingen einander sogar wechselseitig. Wenn den Kindern der Sinn des Ganzen klar ist und sie dabei unterstützt werden, ihr Ziel zu erreichen, dann wird das gelingen. Sinn entsteht durch Tun, um Ziele zu erreichen braucht es die notwendigen Ressourcen und das nötige Fachwissen, das durch die Lehrer verständlich vermittelt werden muss. „Trial and error“, voneinander lernen und eben Sinn sind die drei wichtigsten Grundlagen für erfolgreiches Lernen. Das Schulsystem ist offenbar nicht wichtig genug, niemand ginge deswegen auf die Straße, daher finden keine Veränderungen statt. Politik reagiert nur auf Druck. Hier ist also die Bevölkerung gefordert. „Wollen wir eine lernende Nation sein?“ Das ist laut Salcher eine der wesentlichen Entscheidung, die es zu treffen gilt. Nur Lernende nämlich haben tatsächlich Zukunftschancen.

Angesprochen werden auch die „21st-Century Skills der OECD“, die definieren, was Menschen heute brauchen. Es sind die die „4 Ks“, nämlich Kooperation, Kommunikation, Kritisches Denken und Kreativität. Neben der Vermittlung der Grundkompetenzen wie Lesen, Schreiben und Rechnen sind diese Bereiche wesentliche Bausteine, die in der Schule nicht nur theoretisch sondern auch sehr praktisch vermittelt werden sollen.

Im weiteren Gespräch werden noch die Verhältnisse in der Politik, der Umgang miteinander in den sozialen Medien und seine Ausführungen im Buch „Der verletzte Mensch“ thematisiert.

Idealism Prevails ist ausschließlich Verfasser der Zusammenfassung des Gespräches und nicht für den Inhalt des Interviews verantwortlich.

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