Achtsames Essen
Essen ist einer der wichtigsten Bestandteile des Lebens. Ohne Nahrung könnten wir nicht überleben, und wir empfinden Genuss, wenn wir essen. Und doch habe ich das Gefühl, dass wir manchmal den Sinn dahinter vergessen; wir haben vergessen, beim Essen präsent zu sein, und missbrauchen die Fülle und die schnelle Verfügbarkeit von Nahrung.
Worüber ich in diesem Artikel sprechen möchte, ist achtsames Essen. Vielleicht bist du mit diesem Begriff vertraut, vielleicht auch nicht, aber ich hoffe, dass er dir mehr Bewusstsein darüber verschaffen wird, wie, wann und was du isst. Ich hoffe, dass du dich nicht verurteilt oder von mir getadelt fühlst, was du essen sollst oder wann du essen sollst; ich möchte damit eigentlich nur mehr Glück, Freude und Ausgeglichenheit in dein Leben bringen.
Möglicherweise beschert dir das Essen in deinem Leben keine Probleme. Ja, du bist sogar gut darin, feste Mahlzeiten zu dir zu nehmen bzw. einen gesunden Lebensstil zu führen, und du bist glücklich mit dir und deiner Beziehung zum Essen. Oder aber dein Verhältnis zum Essen ist nicht gesund, deine Emotionen beeinflussen deinen Speiseplan und du fühlst dich unausgewogen, verärgert oder enttäuscht. Ist Letzteres der Fall, so wird dir das achtsame Essen meiner Meinung nach eigentlich nur positive Gefühle bescheren. Und es würde auch nicht wehtun; also vielleicht bist du bereit, es zumindest zu versuchen.
Ich habe es schon zweimal erwähnt, aber was ist denn achtsames Essen?
Achtsames Essen bedeutet, sich seiner Nahrung, seines Körpers und seiner Entscheidungen bewusst zu sein – also wach und bewusst, aber gleichzeitig auch losgelöst zu sein. Achte auf deine Erfahrungen beim Essen innerhalb, aber auch außerhalb deines Körpers.
Ich begann in kleinen Schritten: Zuerst untersuchte ich meinen Hunger. Bevor ich die Entscheidung traf, etwas zu essen, überprüfte ich mithilfe meines Körpers, ob ich wirklich hungrig war oder ob ich nicht nur aus meiner Essensgewohnheit heraus esse. Jedes Mal, wenn ich nach Hause kam und es Zeit zu sein schien, habe ich Nahrung aufgenommen. Es schien der Normalzustand zu sein – bis ich bemerkte, dass ich eigentlich gar nicht immer hungrig war. Mein Körper verfügte die meiste Zeit über genug Energie und brauchte eigentlich gar keine zusätzliche Energiezufuhr mehr. Nachdem ich jedoch aß, ohne hungrig zu sein, wurde ich schläfrig, zumal mein Verdauungssystem viel Energie nötig hatte, um die Nahrung auch zu verarbeiten. Nahrung, die mein Körper in jenem Moment eigentlich gar nicht brauchte.
Mein zweiter Schritt war, herauszufinden, was ich essen oder trinken möchte. Oft ist es mir passiert, dass ich mich hungrig fühlte, und ich wollte unbedingt Salate oder Früchte essen; ich möchte nicht behaupten, dass das eine schlechte Sache sei, und doch fragte ich mich: Warum? Ich bemerkte diesen Wunsch mehrere Male. Dann trank ich einmal etwas Wasser, bevor ich aß, und siehe da: Mein Hungergefühl war verschwunden. Mein Körper brauchte keine Nahrung, also wählte er das aus, von dem er den größtmöglichen Nutzen an Zufuhr hat: Wasser. Meine Technik ist es nun, mir Gedanken über die Nahrung zu machen, die ich zu mir nehme und die lustbringend ist. Und dabei frage ich nie meinen Verstand, ich frage stets meinen Körper. Es hat eine Weile gedauert, bis ich seine Bedürfnisse vollständig erkannt und nicht verwechselt habe; wir haben nämlich unzählige Alternativen, aber mit Geduld und Arbeit bin ich nun am richtigen Wege.
Ein weiteres Dilemma, das ich hatte, war mein Verlangen. Warum fühlen wir es, und warum zieht sich dieser Zustand manchmal über mehrere Tage hin? Sollen wir es befriedigen, oder sollen wir versuchen, es unter Kontrolle zu bringen und aufzuhalten? Dabei könnte man entdecken, dass, wenn die Sehnsucht nach Schokolade besteht, dem Organismus Magnesium fehlen könnte. Und wenn uns nach geröstetem Brot ist, könnte es an einem Mangel an Stickstoff liegen. Beim Verlangen nach Chips oder Pommes könnte es an erhöhtem Kalziumbedarf liegen usw.
Mein dritter Schritt in Richtung achtsames Essen bestand darin, meine Aufmerksamkeit auf die Texturen, Aromen, Farben, Gerüche, Geräusche und auf das Kauen zu lenken. So entdeckte ich neue Geschmäcker und Vorlieben, von denen ich nicht wusste, dass ich sie jemals hatte. Ich genieße es z.B. sehr, Apia mit Hummus zu essen, aber nur, weil ich die Textur mag und das Knirschen, das beim Essen der Frucht Apiamela (Birnapfel) entsteht – nicht unbedingt wegen ihres Geschmacks. Und ich versuche auch, mindestens eine Mahlzeit am Tag alleine einzunehmen und mich dabei ganz bewusst auf die Nahrung und den Prozess des Essens zu konzentrieren. Kein Fernseher, kein Handyscrollen, kein Herumblättern in einer Zeitschrift und keine Konversation mit anderen. Nur ich am Tisch und mein geliebtes Essen.
Das sind nur ein paar Schritte und ein kleiner, aber wichtiger Anfang, um in Richtung achtsames Essen zu gehen. Probiere es aus, nur für ein paar Tage. Sehe es als Herausforderung für dich selbst. Und schau dir an, ob du Unterschiede erkennst. Analysiere dich selbst, deinen Körper, deine Stimmung, das Energieniveau und dein gesundheitliches Befinden. Sei immer wachsam, aber genieße gleichzeitig deine Mahlzeiten und sei dankbar dafür!
Übersetzung Englisch-Deutsch: Anna Dichen
Credits
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Achtsames Essen | Patryk Kopaczynski | CC BY-SA 4.0 |