Kongreß „Verteidiger Europas“ – Begrüßungsabend
Veranstaltungsdaten
- Datum
- 28. 10. 2016
- Veranstalter
- InfoDirekt
- Ort
- Redoutensääle, Linz
- Veranstaltungsart
- Kongreß
- Teilnehmer
- Herbert Kickl, FPÖ Wahlkampfstratege
- Jürgen Elsässer, Verleger des Magazins Compact
- Maram Susli, syrische Netzaktivistin
- Thomas Bachheimer, deutscher Wirtschaftsexperte
Zugegeben: Ich fuhr am 28. Oktober 2016 das erste Mal zu einer Veranstaltung, die von rechter Seite organisiert wurde. Wahlveranstaltungen (Haider, Hofer) ausgenommen. Das große Treffen der Neuen Rechten aus vielen Teilen Europas, mitten in Linz. Laut Medien versammeln sich hier die Nazis und Rechtsextremen im Nadelstreif. Da ist jemandem wie mir, der sich selbst politisch eindeutig auf der anderen Seite verortet, doch etwas mulmig zumute. Auch die Aufrufe der Antifa auf ihren Webseiten stimmen nachdenklich. Was, wenn man zwischen die Fronten gerät, obwohl man mit dem Gedankengut des Kongresses nichts am Hut hat – und sich bloß eine eigene Meinung bilden will ?
Meine Antwort darauf ist ja – und daher berichte ich Euch nun was ich als Teilnehmer vor Ort mitbekommen und erlebt habe.
Ankunft am Hauptbahnhof Linz. Bezug des Hotels. Der Taxifahrer meint, daß die Linzer Innenstadt schon heute überwacht wird. Danach Besichtigung des morgigen Austragungsortes. Schon jetzt sind Absperrvorrichtungen zu sehen. Fünfzig Meter entfernt von den Redoutensälen befindet sich eine große Polizeistation. Der Ort wurde wohl nicht zufällig gewählt. Ein Platz, der recht einfach abgeriegelt werden kann. Der Eingang zu den Sälen wird bereits von einem Polizisten bewacht. Nach einem griechischen Abendessen, bei dem Roberto Blanco mit Freunden mein Tischnachbar ist, begebe ich mich zum Begrüßungsabend des Kongresses.
Hagenstraße 20. In einer der besseren Gegenden hat die Burschenschaft Arminia Czernowitz in einer zweistöckigen Villa seit kurzem ihre neue Unterkunft. Keine Demonstranten oder Beobachter von linker Seite zu sehen. Am Eingang begrüßt uns der freundliche Wachdienst. Ich zeige meine Eintrittskarte her. Beim Betreten gleich die ersten Schilder: Frauenquartier – Stufen runter, Männerquartier – Stufen rauf. Alles muß seine Ordnung haben, auch und gerade beim Schlafen.
Im ersten Stock findet das gesellige Beisammensein statt: 50 bis 60 Gäste, etwa die Hälfte davon über 50, aus gutbürgerlichem Hause, essen Würstchen und trinken Bier und Wein, während sie sich vernetzen oder einfach nur plaudern. Die Bedienung trägt offenherzige Dirndln und Lederhosen. Mit nem Glas Spritzer geselle ich mich unter die Leute.
Eine kurze Ansprache des Veranstalters bringt Stimmung in die Bude: Morgen werden 600 Gäste erwartet. Die Veranstaltung ist bereits seit drei Wochen ausverkauft. Die Gefahr der Umvolkung, der große Austausch, sei in der Gesellschaft endlich erkannt worden. Die linkslinken Befürworter dieses geplanten Völkeraustauschs würden sich morgen auf der Straße sammeln – inklusive der Medien (vulgo „Lügenpresse“), die unter großer Zustimmung der Anwesenden keine Akkreditierung erhalten haben. Denn sie stünden mit den Demonstranten auf der Straße, dort wo sie (ob ihrer Selbstdiskreditierung durch die Diffamierung des Kongresses als Rechtsextremen-Treffen) hingehörten. Und sie könnten sich mit den Politikern gleich an die wärmende Sonne gewöhnen, denn Letztere werden – wenn es nach dem Wunsch der Gäste geht – baldigst aus den Parlamenten fliegen.
Einzig Servus TV erhält Zugang zu – allerdings vorausgewählten – Bildern und hat damit eine eingeschränkte Drehgenehmigung (Servus TV sollte diese Medienkooperation am folgenden Tag dementieren). Die organisatorischen Hinweise für den morgigen Kongreß beziehen sich vor allem auf ein umfassendes Dreh- und Aufnahmeverbot: Nach einmaliger Abmahnung wird man des Saales verwiesen. Ebenso mögen die Teilnehmer Augen und Ohren offen halten bezüglich linker Provokateure oder sonstiger Störenfriede. Großes Lob am Ende für die Veranstalter und die Teilnehmer, denn endlich scheint man die Grabenkämpfe rechter Gruppierungen überwunden zu haben, um gemeinsam agieren statt nur reden zu können.
Im Gespräch mit den Anwesenden klingt eine große Verehrung von Vladimir Putin und Russland durch. Manch einer überlegt sich schon die Abwanderung gen Osten, da Russland aktuell die einzige Alternative zum westlichen/multikulturellen System darstellt. Es wird die Wehrhaftigkeit der Frau gefordert, wie allgemein die Steigerung der Wehrhaftigkeit des Volkes mittels Waffen als positiv erachtet wird. Ungarns und Serbiens Umgang mit den Moslems wird positiv hervorgehoben. Bei manchem hört man die Hoffnung heraus, daß sich die Donaumonarchie nach dem – hoffentlich baldigen – Ende der EU wieder findet.
Die herrschende Politik inklusive Kanzler Kern ist auf dem absteigenden Ast, doch wird deren Sturz möglicherweise nicht ohne Revolution von statten gehen. Donald Trump wird ebenso wie Hillary Clinton kritisch gesehen – letztere hat allerdings ob ihrer antirussischen Haltung größeres Gefahrenpotenzial. Zwischendurch auftretende Körperregungen sind manchmal nur schwer zu unterdrücken. Aber ich bin ja nicht hier, um zu urteilen, sondern um zuzuhören.
Ein paar bekannte Gesichter konnte man auch schon an diesem Abend erspähen: die syrische Bloggerin Maram Susli – offensichtlich aus Australien eingeflogen – war ebenso vor Ort, wie ein ehemaliger FPÖ Nationalratsabgeordneter. Auch der Serbe Misa Djurkovic und der deutsche Wirtschaftsexperte Thomas Bachheimer gaben sich die Ehre.
Beitragsbild: Christian Janisch CC BY-SA 4.0
Credits
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begruessung-header | Christian Janisch | CC BY-SA 4.0 |
Angenehme Portion Neutralität in der Schreibweise, freue mich auf Teil 2!
hoffe auf mehr inhalt bei der fortsetzung.
wieso der name des österreichischen politikers nicht genannt wird im gegensatz zu nichtösterreichern – fraglich.
und was körperregungen zu benennen mit urteilen zu tun haben soll ist mir schleierhaft. man sieht es oder man sieht es nicht. man muss es ja nicht erwähnen, aber so ist ’s irgendwie kindisch.
Hallo Sven !
Es fiel mir in den Diskussionen teilweise schwer, manche Argumente zu verarbeiten, ohne zB zu Schmunzeln. Wie ich schrieb, ist meine politische Heimat anderswo, und ich lerne noch, wie ich der Neutralität zum Durchbruch verhelfe. Dies ist v.a. schwer, wenn einem sofort die treffenden Gegenargumente einfallen.
Inhalte werden im Zentrum des nächsten Teils stehen.