„Ausgegendert“: Eine Liebeserklärung an die deutsche Sprache
Gerald Ehegartner, Pädagoge und Autor, legt mit seinem neuen Buch „Ausgegendert – eine investigative Reise zu den Quellen der deutschen Sprache“ ein Plädoyer für die Unverfälschtheit der deutschen Sprache vor. Diese hat man, seinen fundierten Forschungsergebnissen nach, ausgehend von einem im Jahre 1984 von Luise Pusch veröffentlichten Buch mit dem Titel „Das Deutsche als Männersprache“, zum ersten Mal in ihrer Geschichte begonnen, „unnatürlich“ in ihrer Struktur zu verändern.
In drei Teilen werden wir – wie schon der Untertitel verrät – auf „eine investigative Reise zu den Quellen der deutschen Sprache“ mitgenommen.
Anfangs erfahren wir, dass die deutsche Sprache Teil einer weit größeren Sprachfamilie ist; wir werden darüber aufgeklärt, dass der deutschsprachige Begriff „Geschlecht“ einen wesentlichen Teil der Missverständnisse darstellt, und zwar nach der fälschlichen Gleichstellung des biologischen mit dem grammatischen Geschlecht; auch lernen wir die Bedeutung des generischen Maskulinums kennen, das Ehegartner als die „unmarkierte Homebase“ der Genera bezeichnet und das wir lieber „geschlechtsneutrales Standardgenus“ nennen sollten. Die Gendersprache ist für ihn eine Sprachmanipulation und hat keineswegs etwas mit natürlichem Sprachwandel zu tun.
Im zweiten Teil lernen wir Geschichte, Sprachgeschichte nämlich. Der Autor führt uns zurück in die ur-indogermanische Vergangenheit des Deutschen, erzählt von der Entwicklung des ersten Genus, das wir heute fälschlicherweise Maskulinum nennen und von der Entwicklung der weiteren beiden grammatischen Geschlechter namens Neutrum und Femininum; dabei betont er, dass auch diese Bezeichnungen – wie schon im ersten Teil ausgeführt – in die Irre leiten, weil Genus nichts, aber auch gar nichts mit Sexus zu tun hat. Wir lernen die DNA des Genussystems kennen, finden wahre Helden unter den „Sprach-Fährtenlesern“ und dürfen uns mit der Irrfahrt des feministischen Sprachaktivismus beschäftigen, der die Sprache zum Politikum werden ließ. Bei all diesen Ausführungen geht Ehegartner aber wertschätzend und vor allem fachlich fundiert vor. Polemik ist ihm fremd, sie würde der Sache, die er in seinem Buch vertritt, auch erheblich schaden.
Der dritte und letzte Teil seiner Ausführungen bietet uns eine Analyse der „Sprachen der Toleranz“, wodurch schnell klar wird, dass Sprache nichts über das Gesellschaftsmodell der sie Sprechenden aussagt und das Sprache somit als Mittel zur Herstellung von Toleranz und Gleichberechtigung völlig untauglich ist. Der Autor erkennt im offiziell festgelegten Gebrauch der gendergerechten Sprache zusätzlich eine grundlegende Ablehnung des Männlichen sowie eine Identitätspolitik, die zur Fragmentierung des Menschen führt. Gendern ist für ihn Ideologie, die der Sprachwirklichkeit, wenn man sie so wie er genau betrachtet und analysiert, nicht gerecht wird. Der von offiziellen Stellen und der veröffentlichten Meinung verbreitete Druck etwa auf Journalisten oder Lehrer an Schulen bzw. Universitäten, dem man sich in diesen Berufen nur schwer – und wenn, dann nur mit Konsequenzen – entziehen kann, stellt für ihn ein wachsendes Übel dar.
Abschließend postuliert er konkrete Schritte zum Schutz der Sprache, u.a. eine Umbenennung irreführender Begriffe sowie eine bewusste Verwendung des geschlechtsneutralen Standardgenus und bezeichnet jene, die sich wie er für diesen Schritt entscheiden, als „Poeten des Lebens“ und „Liebhaber der Weltliteratursprache Deutsch“.
Was Ehegartner damit deutlich macht, ist seine Sicht auf den oft als Kampf und Zwang erlebten Zwist ums Gendern. Sein Buch will er keinesfalls als „Kampfmittel“ verwendet sehen, um dem von so manchem als „Genderwahn“ bezeichneten neuzeitlichen Umgang mit der deutschen Sprache auszulöschen. Vielmehr ist es ihm wichtig, dass seine Worte zu einem tiefgreifenden Verständnis der Sprache und ihrer Strukturen führen, auf dessen Basis deutlich wird, dass diese schon immer alles beinhaltet, was es zum Finden geschlechterneutraler Kommunikation braucht. Das Entstehen von dringend notwendiger Gleichberechtigung beider biologischer Geschlechter muss auf einem anderen Weg – oder wie er es in seinem Gespräch mit mir ausdrückt – „auf einem anderen Feld“ erreicht werden; durchaus mit den Mitteln der geliebten und unverfälschten deutschen Sprache.
Dieser Beitrag wurde am 14.12.24 auf den Seiten des Online-Magazin fürs FreiSein „Unserer ZeitenWende“ erstveröffentlicht.
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Blog – Ausgegendert-DE-IPHP | Wolfgang Müller | CC BY-SA 4.0 | |
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