Totalitarismus – Jan David Zimmermann

Gesellschaft

In der neuesten Ausgabe von Willkommen Digital begrüßt Moderatorlegende Reinhard Jesionek den Autor und Wissenschaftsforscher Jan David Zimmermann, dessen Buch Lethe – Vom Vergessen des Totalitären das Fundament dieses Interviews bildet.

Nach einem Studium der Sprachkunst wandte er sich vor allem der theoretischen Seite der Wissenschaft zu: was ist Wissenschaftlichkeit und wie sieht die Wissenschaft als Teil der Gesellschaft aus. Fokussiert hat er sich schließlich auf die Sprachwissenschaft im Nationalsozialismus. Neben einer Novelle und einem Gedichtband veröffentlichte er vor Kurzem das bereits genannte politische Essay, welches sich mit dem Totalitarismus der Coronajahre auseinandersetzt.

Sein Studium befähigt ihn dazu, sich schnell in unterschiedlichen Genres zurechtzufinden. Auf die Frage, ob man kreatives Schreiben erlernen könne, meint Zimmermann, dass man die Kreativität schon mit bringen müsse – diese in gewisse Bahnen zu lenken könne man allerdings schon erlernen.

Die typisch österreichische Anti-Heimat-Literatur, die sich in den 50er und 60erjahren als Kritik auf die Nazizeit zu Recht etabliert hat, ödet ihn persönlich mittlerweile an. Das Klischee der weltoffenen Stadt im Vergleich zum faschistoiden ländlichen Bereich ist auch in der aktuellen österreichischen Literatur noch sehr stark vertreten.

Als Zimmermann sich für den Bachmannpreis 2022 bewerben wollte, trat er erstmals als Kritiker der Coronamaßnahmen in Erscheinung: er veröffentlichte einen Offenen Brief, in dem er kritisierte, dass man nur vollimmunisiert und mit gültigem Coronatest an diesem Bewerb teilnehmen dürfe. Auch stellte er darin die Frage, ob Literatur und Kunst nicht die Aufgabe hätte, Regeln zu hinterfragen, und nicht, diese stur zu befolgen. Im Literaturbereich gab es hinter vorgehaltener Hand durchaus kritische Stimmen zu den Maßnahmen – in die Öffentlichkeit zu gehen traute sich aber kaum jemand. Er selbst habe vor allem von außerhalb der Literaturszene viel Zuspruch für seine Aussagen erhalten.

Das Verhalten der Literaturszene liegt vor allem am Förder(un)wesen in Österreich: viele Künstler sind abhängig vom „Rockzipfel der Macht“ und äußern sich dementsprechend wenig kritisch. Zimmermann findet Kunstförderung zwar grundsätzlich gut; diese habe aber in ihrer überbordenden österreichischen Ausprägung dazu geführt, dass viele Künstler ihr Publikum ignorieren und lieber in der eigenen Blase verkehren und angesehen sind.

Die Manipulation durch die Medien, Gesinnungsjournalismus, das fehlende mediale Korrektiv, der verbissene Kampf gegen „Rechts“ und die damit verbundene Intoleranz gegenüber konservativen Einstellungen und die autoritären Züge innerhalb der politischen Linken sind weitere Inhalte dieses Gesprächs, welches mit einem Hinweis auf das Magazin Stichpunkt abgeschlossen wird.

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