Liza Ulitzka und Susanne Wolf – Für eine Erneuerung des Journalismus
Für die letzte Folge von Willkommen Digital im Jahr 2022 lud TV-Legende Reinhard Jesionek die Journalistinnen Liza Ulitzka und Susanne Wolf zu einem Gespräch über die Krise des Journalismus und Wege aus eben dieser heraus ein. Gemeinsam mit anderen kritischen Journalistinnen und Journalisten haben Wolf und Ulitzka ein journalistisches Manifest verfasst, welches man hier unterzeichnen kann. Darüber hinaus hat Liza Ulitzka das neue investigative Monatsmagazin Die Krähe gegründet.
Susanne Wolf ist freie Journalistin und Autorin und begleitet schreibend den aktuellen gesellschaftlichen Wandel. Sie hat sich dem konstruktiven Journalismus verschrieben, der sich bei den Herausforderungen unserer Zeit auf die Suche nach möglichen Lösungen macht. Dabei bleibt sie immer dem journalistischen Grundprinzip des kritischen Hinterfragens treu.
Liza Ulitzka ist ebenfalls freie Journalistin und hat 13 Jahre lang als TV-Nachrichtenjournalistin für PULS4 gearbeitet und war rund drei Jahre lang als freie Korrespondentin in Kairo tätig. Von dort hat sie für PULS4, die Wiener Zeitung, den Kurier und Welt über die politischen und gesellschaftlichen Umbrüche nach dem arabischen Frühling berichtet.
Aktuell gibt es nur wenige Journalisten, die sich kritisch mit ihrer Zunft auseinandersetzen und in einem Format wie Willkommen Digital mitdiskutieren würden – was man auch an der geringen Beteiligung von Journalisten an obiger Petition sieht. Dies sei allerdings kein Wunder, gab es doch gerade während der Coronazeit einige Kündigungen für kritische Journalisten, wie Wolf berichtet.
Liza Ulitzka sieht in vielen Redaktionen eine herrschende Meinungsorthodoxie: es gibt zwar keine Zensur, aber einen Grundkonsens, den man nicht hinterfragen soll(te). Während ihrer Korrespondententätigkeit in Ägypten musste sie des Öfteren feststellen, dass vermeintliche Experten im TV über Dinge berichteten, die mit der Realität wenig zu tu hatten. Zurück in Europa fand sie die zumeist sehr einseitigen Berichte und sensationsheischenden Bilder von Demonstrationen in Frankreich erschreckend. Ebenso wie Jesionek findet auch sie, dass man demokratisch gewählte Parteien und deren Wähler nicht einfach ausgrenzen kann oder tendenziös über sie berichten sollte, nur weil sie der persönlichen Überzeugung des Journalisten widersprechen. Auch wenn man mit Rassismus und Rechtsextremismus nichts am Hut haben will, so verstellt dieser Haltungsjournalismus oft den Blick auf bestehende Probleme.
Die Kritik an Unternehmen ist vor allem bei Privatsendern ein sehr heikles Thema, da diese oftmals wichtige Werbekunden sind. Eingriffe in redaktionelle Inhalte, egal ob bei Privatsendern oder beim öffentlich-rechtlichen ORF, sind keine Seltenheit. Diese Tatsache sollte alle Seher zur Vorsicht mahnen, was das Vertrauen in die Unabhängigkeit von Informationen und Nachrichten betrifft.
Im weiteren Verlauf werden Kontaktschuld und Pauschalisierungen („Verschwörungstheorie“) ebenso thematisiert, wie das durch die Nutzung bestimmter Begriffe verstärkt um sich greifende Framing, der interne Umgang von Medien mit Corona und die daraus entstehenden Ängste bei Beschäftigten, die Eindimensionalität der medialen Berichterstattung und vieles mehr.
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