Aktionismus ist mein Naturell – Hubsi Kramar
Der Schauspieler und Regisseur Hubsi Kramar sind unser heutiger Gast in den Kamingesprächen.
Seine erste Konfrontation mit Bruno Kreisky im Jahr 1968 drehte sich um eine Aussage des Bundeskanzlers, die er damals – als kleines Licht in der Arbeiterkammer in Scheibbs – auf offener Bühne kritisierte bzw richtigstellte. Dieser Mut, gegen eine anerkannte Größe des Landes anzutreten, weil es ihm im Augenblick wichtig war, habe seine weitere Karriere erst möglich gemacht.
Theater war für ihn immer eine Lernanstalt. Die Schauspielerei passierte eher zufällig; Kramar war mehr an der Rolle des Regisseurs interessiert. Sein Mundwerk führte ihn ins Reinhardt Seminar und danach auf vielen Bühnen und vor die Filmkamera.
Menschen sind seiner Meinung nach blutrünstige Tiere, die ihr Fehlverhalten ritualisieren müssen, um Katastrophen wie das gemeinsame Marschieren als Soldaten im Krieg mit all seinen gewalttätigen Folgewirkungen zu verhindern. Während der Schauspieler sich in seiner Rolle auf der Bühne abreagieren und jemanden „ermorden“ kann, muss ein tatsächlicher Mörder für seine Tat ins Gefängnis. Entsprechend hat der Schauspieler eine privilegierte Position.
Nur im angstfreien Spiel ist man kreativ und kann man in seiner ganzen Möglichkeit Mensch sein.
Beim Militärdienst war er Schilehrer, aber gleichzeitig helm- und gehbefreit – ein Kuriosum. Bei der Garde nahm er an mehreren Redewettbewerben teil.
Theater ist für Kramar immer politisches Theater und die Frage, wie es dazu kommt, dass Menschen so weit gehen, um so etwas wie einen Holocaust zu begehen. Theater ist – ähnlich wie Psychotherapeuten – dazu da, um Dinge auszuheilen: es reproduziert Geschichten, die vielen Menschen als Verletzung innewohnen.
Im Jahr 2000 erschien Kramar beim Wiener Opernball als Adolf Hitler, wie eine Zuspielung von damals zeigt. Anlass war die neue Regierung unter Wolfgang Schüssel und Jörg Haider. Dieser Auftritt schaffte es bis in die New York Times und brachte ihm ein Verhör durch die Staatspolizei ein.
Die Demokratie zerbricht aktuell vor allem deshalb, weil es aus der Gesellschaft heraus zu wenig Widerstand gegen jene Kräfte gibt, die sie zerstören wollen. Die meisten Menschen jammern zwar, haben aber Angst, sich zu äußern.
Kramars Kindheit, Hitlers erfolgreicher Umgang mit neuen Medien, die Übernahme globaler Medien durch Einzelpersonen, die verbrecherische Inhaftierung Julian Assanges auf Grund seiner Aufdeckerarbeit, die Angstmache durch die österreichischen Regierung im Zuge der Coronastrategie und die fehlende Solidarität der unteren Gesellschaftsschichten sind weitere Themen dieses Gesprächs.
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KG – Hubsi Kramar-YOUTUBE-IPHP | Wolfgang Müller | CC BY SA 4.0 |