Das System hinterfragen – Uwe Eglau

Gesellschaft

Zu seinem Interview-Debüt bei Reiner Wein hat Michael Seida den Diakon und Psychotherapeuten Uwe Eglau zu uns ins Studio eingeladen. Drei Menschen haben das Leben des zweifachen Vaters geprägt; eine davon war seine Urgroßmutter, die ihn zur katholischen Kirche brachte. Durch seine erste große (unerwiderte) Liebe verließ er das Priesterseminar, da ihm klar wurde, dass das zölibatäre Leben nicht sein Weg ist, um Jesus nahe zu sein.

Dem Ruf, den er als Kind klar wahrgenommen hatte, folgte er aber erst 2006, als er seine Ausbildung zum Diakon begann. Seine Frau, die Kunsttherapeutin ist, hat ihm diesen Weg des Öfteren nahegelegt.

Für die Kirche und ihre Mitglieder da zu sein ist fixer Bestandteil seines Lebens. Während die Winter meist beschaulich sind, gibt es im Sommer durch Hochzeiten und Taufen mehr zu tun. Sein Antrieb ist, wie auch in der Psychotherapie, die Faszination für den Menschen. Sich selbst und die Menschen zu einem authentischen und reflektierten Leben zu führen, sieht er als seine Hauptaufgabe – auch in der Ausbildung neuer Priester: es sei wichtig, auch das System, das Gott verkündet, zu hinterfragen. Aber immer in Liebe zum Menschen, nicht auf Konfrontation.

Seit 2007 war Uwe Eglau ehrenamtlicher Polizeiseelsorger. Trotz seiner vor Kurzem erfolgten Absetzung auf Grund eines offenen Briefes wollen ihn viele Polizisten weiterhin als ihren Seelsorger haben. Die Kündigung durch die Bundespolizeidirektion Wien erfolgte auf Verlangen von Innenminister Karner. Diese Systemreaktion bestätigte ihn darin, das Richtige getan zu haben. Wie auch überall sonst in der Gesellschaft wurde auch auf Polizisten massiver Druck ausgeübt, sich impfen zu lassen, wie Eglau aus vielen persönlichen Gesprächen weiß. Gegen das Abberufungs-Dekret von Kardinal Schönborn hat er schriftlich direkt im Vatikan protestiert – die Antwort ist noch ausständig.

Um zu einem umfassenden Bild der Coronasituation zu kommen, müsse man ein möglichst breites Medienspektrum konsumieren. Aus der darauf aufbauenden persönlichen Analyse stellte Eglau für sich fest, dass die Pandemie und die Berichterstattung darüber maßlos übertrieben wurde.

Während viele basisnahe Amtsträger der katholischen Kirche für alle Menschen, egal ob geimpft oder ungeimpft, da sind, tragen die Kirchenführer ihren gewichtigen Teil zur Spaltung der Gesellschaft bei. Kardinal Schönborn habe sich während der Pandemie stark verändert, wie Eglau aus eigener Erfahrung schildert.

Wie Jesus mit dieser Pandemie und den Menschen umgegangen wäre, wie Eglau persönlich und im Umgang mit seinen Glaubensbrüdern mit den Erfahrungen aus seinen Recherchen zu sexuellen Übergriffen in der Kirche umgeht, warum von politisch Verantwortlichen auf Angst gesetzt wird und wie man Menschen hilft, mit dieser Angst umzugehen sind weitere Themen dieses Gesprächs.

Credits

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RW – Uwe Eglau Wolfgang Müller CC BY SA 4.0