Alternative Medien als Rettung der 4. Gewalt?
Im Kamingespräch mit dem Handwerker, Unternehmer und Medienmacher Michael Saßmann sowie dem Medienmacher Michael Purner, MBA widmen wir uns der Frage, ob die alternativen bzw. freien Medienplattformen in der Lage sind, die so genannte vierte Gewalt zu retten.
Michael Saßmann berichtet am Anfang, wie sein Kanal aufgrund der „C-Krise“ von wenigen hundert auf mehr als zwanzigtausend Abonnenten sprunghaft angewachsen ist. Durch seine Tätigkeit als Trockenbauer hatte er Kontakt mit vielen Menschen, er lernte dabei seinen Hausverstand einzusetzen und zwischen „G‘schichtln“ und wahren „Geschichten“ zu unterscheiden. Diese wachsende Menschenkenntnis hat ihn sogar in Richtung investigativem Journalismus geführt. In seinen Videos stünden psychologische Aspekte und die Gefühlsebene im Mittelpunkt. Themen, die die Menschen interessierten, seien die „typische Aufklärungsarbeit und all das, was hinter den Kulissen läuft“.
Die Abonenntenzahlen alternativer Kanäle werden nach Ansicht Michael Purners nicht so schnell zurückgehen, da sich in den letzten beiden Jahren eine Fülle an Menschen auf die Suche nach „der Wahrheit“ begeben hätten, obwohl es diese eine Wahrheit objektiv ja gar nicht gäbe. Es gelte vielmehr, die Wahrheit einzukreisen. Seine Stärke bestehe darin, dass er Studien und Zahlen auf ihren Wahrheitsgehalt bzw. ihre Aussagekraft überprüfen könne. Er gibt zu bedenken, dass beide Seiten, also der Mainstream, aber auch die alternativen Kanäle, durchaus einseitig berichteten. Sein Verständnis von Journalismus sei es, dass hier alle Sichtweisen betrachtet und analysiert werden, um den Menschen eine Grundlage für ihre eigenen Entscheidungen zu geben.
Eine große Gefahr für das „neutrale“ Berichten sind aus Michael Saßmanns Sicht die Blasen, in denen sich alle, also auch die Journalisten und Medienmacher, befinden. Weltoffenheit und freies Denken seien Tugenden, die junge Menschen bereits durch die Erziehung und die Bildungsinstitutionen vermittelt bekommen sollten. Durch die Krise kämen wir in ein neues Paradigma, das wohl eine grundlegende Änderung hervorbringen würde. Gelingen könnte eine ausgeglichene Berichterstattung nur durch Einbeziehung der „Mainstream-Meinung“, zu der man im alternativen Kanal eine alternative Sichtweise ergänze. Dies sei aber aufgrund des Formats, den ein kurzes Video biete, nur schwer machbar, gibt Michael Purner zu bedenken.
Es wäre wichtig, nicht zwischen seriösen und unseriösen Themen zu unterscheiden, sondern zwischen einer seriösen und unseriösen Bearbeitung der Informationen, meint Michael Saßmann. Er und Michael Purner stellen danach ihren Umgang mit dem Schubladendenken und dem „Ins-Eck-gestellt-Werden“ dar, das ihn sehr herausgefordert hat. Wichtig sei, persönliche Angriffe zu „ignorieren“, aber auf sachliche Diskussion einzugehen.
Gemeinsam wird eine Definition für „frei“ und „alternativ“ in Zusammenhang mit Medien gesucht. Freie Meinung könne jedenfalls auch falsch sein, so Purner: Alternatives sei als fachliche, sachliche und mehrperspektivische Sichtweise zu verstehen. Wobei auch der Begriff „alternativ“ bereits vorurteilsbehaftet sei und man dadurch unter dieser Flagge auch nicht alle erreichen könne.
Eine weitere Herausforderung sei die Finanzierung solcher Medienprojekte bzw. -plattformen. Geldgeber hätten immer auch den Nachteil, dass diese Einfluss nehmen könnten. Viele aktuelle alternative Kanäle seien laut Michael Purner oft aus politischen Parteien heraus gegründet worden.
Zudem müsse man sich damit auseinandersetzen, dass große Videoplattformen auch sehr aktiv und „regierungstreu“ zensieren und man befürchten müsse, dass der eigene Kanal auch zur Gänze gesperrt würde.
Abschließend wird auf die Frage eingegangen, ob alternativen Medien über kurz oder lang in die Rolle der 4. Gewalt schlüpfen können. Sowohl Saßmann, als auch Purner sind der Überzeugung, dass sich die Medienlandschaft innerhalb der nächsten Jahre völlig verändern werde. Es brauche neben dem Zuspruch aus der Bevölkerung, der laufend wächst, auch Medienmacher, die nicht nur anders, sondern auch möglichst umfassend und wahrheitsgetreu informieren. Auf diese Weise sollte der Politik auch vermittelt werden, was das Volk wolle, so Purner am Schluss.