Von der Jugendarbeitslosigkeit bis hin zur Betriebsnachfolge – die Herausforderungen der Zukunft

Politik

Anfang Oktober lud der Bürgersalon in seiner 27. Ausgabe wieder in den Festsaal der Diplomatischen Akademie in Wien, um vom Problem der Arbeitslosigkeit bis hin zur verzweifelten Suche vieler Unternehmer nach Nachfolgern über diverse wirtschaftspolitische Themen zu diskutieren. Die Moderation führt Mag. Martina Bachler vom Wirtschaftsmagazin „trend“.

Für die Aufsichtsratsvorsitzende der Berndorf AG, Mag. Sonja Zimmermann, hängt die Jugendarbeitslosigkeit eng mit dem Thema Bildung zusammen: faire Chancen für alle, unabhängig vom Elternhaus.

Laut Arbeitsminister Univ. Prof. Dr. Martin Kocher ist die Arbeitslosigkeit auch unter jungen Menschen auf Grund der Corona-Pandemie erwartungsgemäß gestiegen; ebenso fielen viele Lehr- und Praktikantenstellen im In- und Ausland der Krise zum Opfer. Aktuell zeigt sich aber, dass die Jugendarbeitslosigkeit bereits unter das Vorkrisenniveau gesunken ist. Die auf Grund der Demographie entstandene Knappheit an Arbeitskräften führt dazu, dass sich Unternehmen immer stärker auf junge Arbeitssuchende fokussieren.

Da sich die Zahl der Lehrplätze in den letzten 30 Jahren halbiert hat, nun aber die Herausforderungen der Klimakrise vor der Tür stehen, bei deren Lösung wir dringend handwerklich tätige Fachkräfte benötigen, sollte die Regierung eine weitreichende Lehrlingsoffensive auf Schiene bringen, meint Wolfgang Katzian, Präsident des ÖGB. Lehre müsse wieder attraktiv gemacht werden; denn man könne zwar viel mit Digitalisierung und Homeoffice kompensieren/rationalisieren, aber einen Installateur wird man immer benötigen.

Dr. Johann Strobl, Vorstandsvorsitzender der Raiffeisenbank International, schließt sich seinem Vorredner an: es brauche ein qualitativ hochwertiges Angebot für Lehrlinge. Dies würde langfristig auch dazu führen, dass sich beim Thema Betriebsnachfolge mehr Optionen ergeben würden, falls es keine Nachfolger aus der Familie des Unternehmers gibt – ein Umstand, der leider immer öfter eintritt.

Es liege nicht an Form und Qualität von Informationen, die Jugendlichen am Beginn ihres Berufsweges zur Verfügung stehen – sondern, so Joseph Kap-Herr, Mitbegründer des Sozialunternehmens Sindbad, an der sinnvollen Verarbeitung dieser Informationen: Vielen Jugendlichen fehlt das soziale Netz und die soziale Vorbereitung auf die Berufswelt. Diesen Umstand zu verbessern, widmet sich Kap-Herrs Unternehmen seit 6 Jahren.

Das strukturelle Problem des Arbeitsmarktes, einerseits 270.000 Arbeitslose und andererseits 114.000 offene Stellen zu haben, liegt an regionalen Unterschieden, an großen Unterschieden bei Angebot und Nachfrage in einzelnen Branchen, aber auch an fehlender Qualifikation. Sowohl bei Lehrlingen, als auch bei älteren Arbeitslosen, bedarf es einer höheren Flexibilität der Unternehmer, vor allem was die Arbeitszeit betrifft.

Wie man das Potenzial von Lehrlingen effektiv fördern und aktivieren kann, wie man die Erwartungen von Arbeitnehmern mit jenen der Unternehmen konstruktiv verbindet, wie man die Qualifikation von Lehrern und die Attraktivität dieses wichtigen Berufes verbessert und wie man faire Bedingungen für das nun allseits beliebte Homeoffice schafft sind weitere Themen dieses Bürgersalons.

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